Die Zeit danach

Davor 14

„Mam", meine Stimme klingt ruhig, freundlich, erwachsener, als ich mich fühle, „Sobald du das nächste Bild verkauft hast, wird alles wieder besser."

Sie zieht die Nase hoch und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. Schließlich nickt sie. Doch es wirkt eher so, als müsste sie sich überzeugen, als dass sie es auch glaubt.

Sie ist Künstlerin. Leider ein ziemlich brotloser Job, der ein ständiges Auf und Ab bedeutet. Ein Bild verkauft und uns geht es mehr als gut. Im gegenteiligen Fall kann man es sich denken.

Auch als meine Mam mich bekam, war sie nicht dazu bereit, ihre Leidenschaft ad acta zu legen. Wofür ich sie offen gesagt bewundere, weil es kein Leichtes war als die Einnahmequelle durch meinen Vater versiegte, weil meine Mam sich weigerte etwas von ihm anzunehmen. Ihr Stolz hatte mir zwar keine neue teure Kleidung beschert, aber auch diesem Entschluss meiner Mutter kann ich nur mit Respekt entgegensehen.

Ich hätte meinem Vater den Triumpf nicht gegönnt. Damit meine ich das Gefühl, dass wir von ihm abhängig sind. Das betone er nämlich gerne. Dass meine Mam und ich nichts ohne ihn sind. Dass wir auf seine Großzügigkeit angewiesen sind, und wir ohne ihn nicht in der Lage wären, zu überleben.

Meine Mutter rollt sich zusammen, sodass sie aussieht wie eine Katze und schluchzt weiter, sodass es mir das Herz zerreißt.

Ich balle die Hände zu Fäusten, die Fingernägel schneiden mir in die Handflächen. Ich hasse es, wenn sie weint. Allgemein, wenn sie verzweifelt ist.

Ich lege ihr die Hand auf die Schulter, ähnlich wie Nick drücke ich sie leicht. Sie lächelt tapfer und blinzelt durch die Tränen zu mir hoch. „Solange ich dich habe, wird alles gut", flüstert sie.

Etwas in mir zieht sich zusammen Genau das ist es, was mir solche Angst bereitet. Was soll sie tun, falls ich mich entscheide, die Schauspielerschule zu besuchen?