„Es sieht zauberhaft aus", haucht Pia.
Julian nickt zustimmend und Nick meint: „Ist nicht schlecht geworden."
Ich betrachte die Klippe, die nun über und über mit bunten Lichtern, Girlanden und Luftballons besetzt ist.
Der warme Stein des Felsens ist mit Teppichen bedeckt und mit Sitzkissen und kleinen Tischen ausgestattet.
„Gute Arbeit, Leute", lobe ich meine Freunde und klopfe Nick auf die Schulter.
Die einzelnen Selbsthilfetypen treiben sich um das prall gefüllte Buffet und schwatzten aufgeregt durcheinander.
Ich habe ein Dauergrinsen auf den Lippen, was ich nicht abstellen kann, so sehr ich mich auch bemühe.
Aaron löst sich aus der Gruppe und schlendert gemächlich auf uns zu.
Meine Freunde nicken mir zu und stürzen sich schließlich auch auf die Leckereien, die Nicks Vater so großzügig offeriert hat.
Aaron und ich sind allein.
Wir setzen uns nebeneinander auf die Sitzkissen und reden lange nicht, schauen bloß aufs Wasser hinaus und hängen unseren Gedanken nach.
Ich zucke erschrocken zusammen, als er das Wort ergreift.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen, Lia.", meint er, „Du bist nicht feige, ganz im Gegenteil. Du bist mutiger und stärker als eine Vielzahl an Leuten, die ich kenne. Du kannst stolz auf dich sein."
„Du warst da, oder?", äußere ich einen Verdacht.
Er wendet sich mir zu. „Wo?", will er wissen.
„Beim Auftritt."
Er lächelt.
„Ja. In der letzten Reihe. Gratuliere übrigens zu deinem Stipendium. Mach was draus."
Ich nicke.
Das werde ich.
Zum ersten Mal nervt mich seine sanfte Stimme nicht, ganz im Gegenteil; Sie ist sogar sehr angenehm.
Ich habe mich immer mit Händen und Füssen gegen ihn und die Gruppe gewehrt. Ich habe mir eingeredet, dass es mir in keinster Weise hilft, mir die Leidgeschichten der anderen Mitglieder anzuhören. Ich habe Aaron fast schon gehasst, dafür, dass ich in diesem dämlichen Stuhlkreis sitzen musste.
Und ich dachte wirklich, dass ich durch die Geschichten der anderen nur trauriger wurde.
Doch dem war nicht so.
Das war mir jetzt klar.
Es gab mir das Gefühl, nicht die einzige auf der Welt zu sein, der es schlecht ging.
Und ich habe die Selbsthilfetypen irgendwie liebgewonnen - auch wenn ich mich namentlich nur an Pia und Julian erinnere. Sogar Aaron ist mir ans Herz gewachsen.
„Du bist gar nicht so schlimm.", sage ich und stupse Aaron mit meinem Knie an.
Er nickt.
„Du auch nicht. Auch wenn es einem manchmal so erscheint, als würdest du nichts und niemanden mehr in dein Herz lassen, hast du doch ein großes. Herz, meine ich."
Er steht auf.
„So. Zeit für den Kreis des Vertrauens.", erhebt er die Stimme und fordert die anderen Mitglieder auf, einen Kreis zu bilden.
Einen Sitzsackkreis.
Pia und Nick nehmen neben mir Platz.
„Hallo und herzlich willkommen zu Marthas letzter Sitzung. An dieser Stelle unseren besten Dank an Lia, Julian und die anderen Helfer, die dieses Picknick überhaupt möglich gemacht haben.", er lächelt uns zu, „Wir werden dich vermissen, Martha. Ich übergebe dir das Wort."
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Die Zeit danach
JugendliteraturLiebe. Glück. Freude. Trauer. Leidenschaft. Melancholie. Verlassenheit. Hoffnung.... Jedes dieser Gefühle hat es in diese Geschichte geschafft. Zu viel will ich eigentlich nicht verraten. Lest sie selbst und bildet euch ein eigenes Urteil. ******* D...