Danach 13

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„Und, Schatz, wie war die Gruppe?", erkundigt sich meine Mam.

Sie steht in der Küche und rührt mit einer Kelle in einem riesigen, dampfenden Topf. Sie dreht den Kopf und lächelt mich neugierig und aufmunternd an.

Ich räuspere mich. Auch wenn es mir das Herz bricht, sie so auszuschließen, sage ich tonlos: „Mam, ich habe momentan echt keinen Appetit."

Ich rapple mich auf und schleiche aus der Küche, die Treppe hinauf und geradewegs in mein Zimmer. Ich weiß, dass sie jetzt weint. Sie will, dass alles wieder gut ist. Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als dass ich wieder die alte bin, die scherzende Lia, die mit ihr durch Dick und Dünn gegangen ist. Aber ich kann nicht. Will nicht können.

Im Augenblick ist mir so, als wäre ich meiner Identität beraubt, als wäre die frühere Lia eine andere Person mit einem anderen Leben gewesen. Ich weine nicht mehr. Alle meine Tränen sind aufgebraucht.

Sanft klopft es an meiner Tür. Ich antworte nicht. Sie wird geöffnet. „Lia?", flüstert meine Mam fragend. Sie umrundet das Bett und setzt sich auf die Bettkannte. Vorsichtig streicht sie mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich reagiere nicht.

Meine Augen fixieren einen unbestimmten Punkt an der Decke. Meine Mam fährt mir hilflos mit ihren Händen über die Arme. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Normalerweise tröste ich sie.

Ich weiß immer, was ich sagen, oder tun muss, damit es ihr wieder besser geht.

Die Zeit danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt