Danach 41

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Julian trägt das Hundebild.

Ein Dackel, der auf einem Fußgängerstreifen die Straße überquert. Ich war dabei, als es geschossen wurde. Von Jan...

Ich blinzle die Tränen weg und schüttle den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. Julian hat vermutlich keine Ahnung, wer das Shirt gemacht hat.

Die Shirts waren sehr beliebt unter uns Jugendlichen.

Jan hatte Tag und Nacht daran gearbeitet und ein schönes Sümmchen Geld eingenommen. Eine unglaublich grosse Nachfrage bestand.

Also ist es kein Wunder, dass auch Julian eines besitzt.

Und trotzdem fühlt sich mein Herz an, als würde es auseinanderreißen.

Ich heule erst, als ich sicher zu Hause bin.

Meine Mam findet mich auf den Fliesen des Küchenbodens auf, wo ich mich zusammengerollt habe und vor Kälte zittere und überwältigt von Erinnerungen an Jan wie eine Gestörte schluchze.

Ohne große Worte zieht sie mich auf die Beine, bringt mich in mein Zimmer und hilft mir, meine Jeans auszuziehen und in eine bequemere Schlafanzughose zu schlüpfen.

Sie deckt mich zu und legt sich auf die andere Seite meines riesigen Bettes. Sie murmelt beruhigende Laute und streicht mir das Haar hinter die Ohren.

Das Beste ist, dass sie mich nicht fragt, was vorgefallen ist. Sie lächelt nur und erzählt von ihrem neusten Bild, was mich hervorragend ablenkt.

Schließlich kommen wir zu einem Thema, welches ich bis jetzt verdrängt habe. Die Schauspielerei.

„Schatz, Mr. Forster hat mich gestern angerufen. Er fragt sich, ob du nicht wieder in die Theatergruppe kommen willst. Es ist deine Passion. Und du bist gut. Vielleicht hilft dir das Schauspielern ja vielleicht dabei, alles zu verarbeiten."

Ich starre zur Decke. Die Lichterketten liegen nun bei Julian zu Hause. Sie fehlen mir schmerzlich. Die Decke ist unangenehm... nackt.

„Mir hat das Malen schon über alle Probleme hinweggeholfen. Ich denke, du solltest es probieren.", fügt sie hinzu.

Ich antworte nicht.

Sie bleibt sehr lange neben mir liegen. So lange, bis ich eingeschlafen bin. Und das tröstet mich mehr, als es tausende ihrer Worte vermocht hätten.

Die Zeit danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt