Als mir eine Schwester mein Essen bringt, wird mir bei dem Anblick übel und ich beschließe darauf zu verzichten. Ich schiebe das Tablett so weit wie möglich von mir und fahre dann das Kopfende meines Bettes nach oben.
Ich habe in zwei Tagen meine erste Chemo. Wenn ich daran denke bin ich nervös, ängstlich, aufgeregt und panisch zugleich.
Ich habe Angst vor den Schmerzen und bin aufgeregt ob es etwas bringen wird, oder ob ich mir das alles umsonst antue. Gleichzeitig schnürt mir die Panik die Kehle zu, die ich empfinde wenn ich daran denke, das ich mit radioaktiven Strahlen bestrahlt werde.Ich könnte die Chemotherapie auf drei verschiedenen Wegen zugeführt bekommen: Spritzen, Tabletten oder durch eine Infusion.
Da ich Spritzen nicht sonderlich leiden kann und Tabletten mich immer daran erinnern das ich krank bin, habe ich mich für die Infusion entschieden.
So wird mir die Flüssigkeit aus einem Beutel über einen Schlauch in meinen Körper gepumpt. Das einzig dumme an der Sache ist das ich übermorgen fast den ganzen Tag an den Infusionsständer gebunden bin.
Zwei Tage.
Es gibt Tage die vergehen wie Jahre und dann gibt es diese Tage die vergehen wie Sekunden.
Meiner Meinung nach vergeht die Zeit in letzter Zeit viel zu schnell. Sie fliegt nur so an mir vorbei, als wollte sie mich verhöhnen.
Wie es jetzt wohl weiter geht?
Ich habe nur noch wenig Zeit.
Die Tage bis zu Chemo werden vermutlich ein Mischmasch aus bangen und hoffen. Manchmal wird die Zeit galoppieren, dann wiederum wird sie sich wie ein Kaugummi in die Länge ziehen.Aber was ist nach der Chemotherapie?
Wenn Sie anschlägt, vielleicht habe ich ja Glück und die anderen Zyklen sind auch erfolgreich, wenn ich kostbare Zeit dazugekommen habe, wie wird die Zeit dann vergeben?Wenn es soweit ist, was will ich dann tun?
Wenn ich weiß wie viel Zeit ich noch habe, wenn ich nicht mehr an ein Krankenhausbett gebunden bin, was werde ich tun?
Obwohl ich so jung bin, stehen mir unendlich viele Möglichkeiten offen, aber ich habe zu wenig Zeit, ich denke sie wird schneller verfliegen denn je.Aber wie schnell sie auch verfliegt, am Ende wird alles gut sein.
Am Ende werde ich mich nicht an die Schmerzen oder die Verzweiflung erinnern, sondern an die schönen Dinge.Ich habe mal einen Spruch gehört:
Everything is ok in the end. If it's not ok then is it not the end.Dieser Spruch hat mir lange zu denken gegeben. Aber ich denke langsam habe ich ihn verstanden.
Solange ich mit meinem Leben, egal wie kurz es auch sein mag zufrieden bin, solange kann ich in Ruhe sterben. Wenn ich weis das meine Familie meinen Tod akzeptieren kann und nicht daran komplett zerbrechen wird, dann kann ich gehen.
Wenn ich im Moment des Sterbens mein Leben noch einmal betrachten kann und sagen kann, das ich nichts bereue, dann kann ich loslassen.
Solange ich mich im Augenblick meines Todes im Spiegel ansehen kann und sagen kann ja du hattest ein erfülltes Leben, dann kann ich gehen.Ich werde in der wenigen Zeit die mir noch bleibt ein ganzes Leben leben.
Vielleicht könnte man selbst in dieser Situation noch positiv denken. Könnte ich nicht sagen, dass ich aufgrund der Tatsache das ich sterben werde, mein Leben wenigstens in vollen Zügen genießen werde, das ich es nicht verschwende, für nichts und dann wenn man stirbt, sich fragt was man eigentlich ein ganzes Leben lang gemacht hat?Wenn ich zum letzten Mal die Augen schließe will ich sagen können das mein Leben lebenswert war.
Aber wie kann ich das erreichen?
Was is heute lebenswert für mich?
Ich denke das ist eines der wenigen Dinge die ich selbst entscheiden muss, diese Entscheidung kann mir niemand abnehmen.
Ist mein Leben erfüllt wenn ich meinen Sinn des Lebens erreicht habe? Wenn ja was ist dann mein Sinn? Kann ich das überhaupt einfach so sagen?
War mein Leben vielleicht lebenswert wenn ich andere Menschen glücklich gemacht habe? Oder sollte ich mich darauf konzentrieren mich glücklich zu machen?Ich schließe die Augen und Presse meine Finger an die Schläfen. Mein Kopf pocht und erneut frage ich mich warum es ausgerechnet mich treffen musste? Wieso muss ich jetzt hier liegen und über solche Dinge nachdenken? Und geht es den anderen Krebskranken aus so? Denken sie auch so viel über solche Themen nach oder bin ich einfach nur anders?
Ich öffne erneut die Augen und stelle fest das ich nicht mehr alleine bin.
Vor meiner Tür steht ein mir fremder Mann mit Haselnussbraunen Haaren und starrt mich an. Der Mann klopft an und öffnet ohne eine Antwort abzuwarten die Tür.
"Guten Tag Frau Lebert. Ich bin Herr Bamba und ihr neuer Psychologe."Hallo! Bevor ich weiterlest. Ich habe oben Fehler gemacht. Das nächste Kapitel ist Kapitel 9 und das übernächste Kapitel 8. Also lest bitte erst Kapitel 8 und dann 9.
Danke falls ihr es bis hier her gelesen habt.
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Weg zwischen Leben und Tod? ✔️
Teen FictionHabe ich es verdient zu leben? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag nach dem aufwachen und danach jede einzelne Sekunde bis zum Rest meines Lebens. Noch kämpfe ich gegen den Krebs um meinen Körper. Aber wie lange reicht meine Kraft noch aus? Wie lan...