Am nächsten morgen wache ich ziemlich früh auf und brauche kurz bis meine Augen offenbleiben. Gähnend gehe ich in die Küche und beginne für meine Eltern Frühstück zu machen.
Als alles fertig ist wecke ich die beiden auf und ignoriere ihre Beschwerden über die frühe Uhrzeit.
Grinsend schaue ich Ihnen zu wie sie am Tisch sitzend noch halb schlafend zu essen beginnen.
Ich beobachte den Schlauch über den mein Essen stetig in mein Körper gepumpt wird.
Ungeduldig sitze ich da und warte darauf das der Schlauch endlich durchgelaufen ist.
„Was hast du heute so vor?" Meine Mutter gähnt und schaut mich fragend an.
„Ich geh zu Lisa und ich glaube ich schlafe heute bei Seth." Während ich das sage runzele ich nachdenklich die Stirn. Meine Mutter nickt leicht. „Ich hab vergessen dir das zu sagen aber morgen hat Claudia Geburtstag. Kommst du mit? Sie hat uns zum Kaffee und Kuchen eingeladen." Ich nicke „Klar ich wollte Erik eh mal wieder sehen." Meine Mutter schmunzelt und isst weiter. Ich beobachte meinen Vater der halb schlafend an einem Stück Brot herumkaut und unterdrücke ein Lächeln.
Mit einem erneuten Blick auf den Beutel an meinem Arm stelle ich fest, dass er erst zur hälfte durchgelaufen ist.
Ich stehe auf und mache mich mit dem Infusionsständer im Schlepptau auf in mein Zimmer wo ich mir Kleidung zurechtlege und bei Lisa Anrufe. Sie hört sich ebenso noch total verschlafen an, freut sich aber über meinen anstehenden Besuch.Als ich mich endlich von dem Tropf lösen kann, ziehe ich mich um und gehe zu meinen Eltern um mich zu verabschieden. Beide bieten an mich zu fahren und ich sehe in ihren Augen die Angst mich alleine zu lassen.
„Danke fürs fahren! Ich komme erst morgen wieder ich bin ja noch bei Seth." Meine Eltern Lächeln und fahren davon.
Als ich aus dem Aufzug aussteige lehne ich mich erst einmal an die kalte Wand an und atme tief durch.
Mein Magen fährt Karussell und ich verfluche meinen Körper für seine Anfälligkeit.
Nach ein paar Minuten habe ich mich wieder einigermaßen beruhigt und klopfe an Lisas Wohnungstür.
Ihre Mutter öffnet mir und umarmt mich fest.
„Hallloooo." Lisa schreit mir förmlich ins Ohr und ich verziehe das Gesicht. Lächelnd setze ich mich auf ihr Bett und schaue ihr zu wie sie munter im Zimmer auf und ab läuft.
„Wie waren die Prüfungen?" Ich sehe wie ihre gute Laune sich verpisst und muss mir ein Grinsen verkneifen.
„Sei still. Ich habe es gerade erst erfolgreich verdrängt." Ich lache und ignoriere ihren gespielt angepissten Blick.
„Ich muss trotzdem noch jeden Tag in die Schule. Weist du eigentlich was das für eine Zeitverschwendung ist?! Ich meine ich habe alle Prüfungen geschrieben und wir machen absolut nichts mehr und trotzdem kann ich jeden Morgen um halb sechs aufstehen und dann bis 13.00 Uhr in der Schule rumgammeln." Sie fuchtelt wütend mit den Händen und trotz allem kann ich einen Funken Eifersucht nicht verhindern. „Du tust mir ja soooo Leid." Ich lache und Ernte erneut einen genervten Blick. „Sei du still. Erzähl was machst du denn den ganzen Tag so?" Ich zucke leicht die Schultern. „Ich weis nicht. Ich würde gerne noch so viel tun." Ich sehe wie Lisa leicht zusammenzuckt und sich dann neben mich setzt und meine Hand nimmt. „Was hindert dich daran?" Ich lache bitter. „Mein Körper. Verdammt Lis alles was ich tun will macht er nicht mehr mit. Wenn ich den kleinsten Anfall habe sterbe ich. Ich kann nicht trinken, rauchen, kiffen, Fallschirmspringen, dass geht alles nicht mehr. Ich kann nichts tun." Lisa seufzt leise: „Und ich beschwere mich das ich täglich in die Schule gehen kann und ein normales Leben führen kann. Ironisch findest du nicht auch?" Ich muss leicht Lächeln und schüttele den Kopf: „Jeder hat seine Probleme im Leben, manche größer als andere." Ich drücke ihre Hand als ich merke das ihre Augen verdächtig glitzern.
„Ich hab dich lieb." Ich nehme sie fest in die Arme. „Ich dich auch." Wir verharren einen Moment lang in der Position dann löse ich mich sanft und lächele sie an.
„List auf ne runde UNO?" Sie grinst und nickt.Als ich stunden später erschöpft neben einem friedlich schlafendem Seth im Bett liege versuche ich zur Ruhe zu kommen, aber ich fühle mich seltsam ausgelaugt. Es ist nicht nur die körperliche Erschöpfung die ich in den letzen Tagen häufig verspürt habe, nein es ist auch eine geistige Erschöpfung. Langsam rufe ich mir den Tag erneut in Erinnerung und versuche mir für einen kurzen Moment einzureden das ich einfach nur einen ganz normalen Tag mit meiner besten Freundin verbracht habe. Lisa und ich haben viel miteinander geredet und ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass es einfacher geworden ist. Als wäre ein Gewicht von meinen Schultern gefallen. Und urplötzlich muss ich an den Spruch denken den mir mal jemand gesagt hat.
"Im Ende ist alles ok. Wenn es nicht ok ist, ist es nicht das Ende."
Ich drehe mich vorsichtig auf die Seite und betrachte Seth.
Ist es das was mich in letzter Zeit antreibt? Der Wille alles zu klären, der Versuch meine Angelegenheiten so zu regeln, dass ich gehen kann? Bin ich etwa mit meinen 16, fast 17 Jahren schon bereit diese Welt zu verlassen? Ich weiß das ich jeden Tag nutzen werde, aber genauso weiß ich auch das es wenn es zu Ende geht ich alles getan habe was in meiner Macht stand und das ist mir wichtig.
„Ich liebe dich." Ich küsse Seth und kuschele mich dann an ihn. Er legt unbewusst einen Arm um mich und entlockt mir ein kleines Lächeln.
Es muss nicht immer ein „Ich liebe dich" sein, manchmal ist es auch einfach nur ein Lächeln, ein einfaches „guten Morgen", „geht es dir gut?" oder einfach nur eine fest Umarmung die mir das Gefühl geliebt zu werden geben.
Mit diesem Gedanken schaffe ich es endlich abzuschalten und an Seth gekuschelt einzuschlafen.„Hallo." Ich umarme Claudia und gehe an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Meine Eltern folgen mir und ich setze mich auf das Sofa.
Ich spüre kurz die Blicke der Anwesenden auf mir, aber seltsamerweise macht es mir nichts mehr aus.
Scheint so als würde man sich an alles gewöhnen.
„Yo. Morola." Erik umarmt mich grinsend und setzt sich neben mich. „Kuchen?" Ich schüttele lächelnd den Kopf. „Wo ist Seth?" Ich muss lachen: „Vermisst du ihn schon?" Erik grinst und zuckt die Schultern. „Seth ist in der Schule." Erik verzieht leidend das Gesicht und Ich lächele.
Zwischen uns herrscht eine entspannte stille und ich merke wie ich langsam Wernicke.„Schatz wir müssen los." Meine Mutter weckt mich und ich stehe schlaftrunken auf. Mein Nacken ist steif und ich versuche mich ein bisschen zu lockern. Erik lacht mich aus und ich Strecke ihm die Zunge aus.
Auf dem Heimweg sprechen wir nicht viel und ich merke wie ich wieder fast einschlafe.
Ich höre wie das Handy meines Vaters klingelt und höre mit halbem Ohr zu wie er mit jemanden redet.
„Wer war das?" Er schaut mich durch den Rückspiegel an und lächelt. „Herr Bamba." Ich runzele verwirrt die Stirn. „Bamba?" Er nickt. „Ja er hat uns gestern angerufen und uns gesagt was wir noch mit dir tun sollten." Ich schaue ihn neugierig an.
„Und was?" Er lächelt. „Lass dich überraschen! Aber glaub mir das wird super."
„Papppaaaa." Ich versuche es in einem extrem quengelndem Ton zu sagen, aber er lacht nur und. Augenverdrehend sehe ich ein das ich mich wohl doch überraschen lassen muss und mische mich ab und zu in die Unterhaltungen meiner Eltern mit ein.Als wir endlich wieder daheim sind lege ich mich in mein Bett und beginne mit Seth zu telefonieren. Er erzählt mir von einer Liste Dinge die er mit mir tun wollen würde. Dinge die Teenager tun und die ich in meinem Zustand ebenfalls tun könne. Ich stimme begeistert zu und wir verabreden uns für morgen für ein Picknick Date im Stadtpark.
Glücklich lege ich auf und beschließe bei meinen Eltern zu schlafen.
Als ich zu meinen Eltern ins Schlafzimmer gehe, beginnt meine Mutter zu Lächeln.
Ich kuschele mich unter die Decke.
„Sag mo, wie viel kann ein Mensch schlafen?" Ich muss Lächeln und sage durch die Decke gedämpft. „Schlaf Tut krebskranken gut, dass weis doch jeder." Mein Vater lacht leise und küsst meine Stirn. „Schlag gut."
Und wieder schlafe ich mit einem Lächeln ein.
Wenn mein Leben so weitergeht, dann beschwere ich mich nicht mehr.
Ich hatte mal gesagt das man mich hören soll. Das ich nicht sterben will ohne der Nachwelt etwas zu hinterlassen. Das war falsch, ich will sterben mit dem Wissen das all die die ich liebe so viele schöne Erinnerungen von mir haben, wie sie brauchen um meinen Tod zu verarbeiten.
Das ist nicht viel verlangt und ich weis das ich das schaffen kann.Leute hier die Autorin. Ich bin mit diesem Kapitel nicht zufrieden. Ich werde es nochmal überarbeiten. Auch möchte ich euch sagen das diese Geschichte demnächst ihrem Ende entgegengeht. Ich bedanke mich jetzt schon einmal für all eure Reads und Kommentare.
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Weg zwischen Leben und Tod? ✔️
Novela JuvenilHabe ich es verdient zu leben? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag nach dem aufwachen und danach jede einzelne Sekunde bis zum Rest meines Lebens. Noch kämpfe ich gegen den Krebs um meinen Körper. Aber wie lange reicht meine Kraft noch aus? Wie lan...