„Darf ich das Lied auch mal hören?" Ich setze mich neben Erik auf das Sofa, er strahlt mich begeistert an und die bösen Blicke seiner Mutter ignorierend zieht er sein Handy aus der Hosentasche und tippt darauf herum, dann hält er es mir hin.
Vorsorglich stöpsele ich noch meine Kopfhörer an und schließe die Augen. Der Fremde klang der Stimmen flutet über mich hinweg, ich lausche den tieferen gefolgt von den höheren.
„Du musst schon das Video dazu anschauen!" Ich ignoriere ihn und höre mir das Lied weiter an, als es endet gebe ich ihm das Handy zurück. „Das ist gut." Erik schaut mich einen kurzen Moment an, dann springt er auf und rennt kreischend durch das Zimmer. „WUHU Morola. Ich wusste schon immer das du cool bist!" Er klatscht wie ein Irrer in die Hände und ich muss Lächeln. Meine Familie schaut uns verstört an, aber das interessiert mich nicht. Seth nimmt meine Hand und flüstert mir leise ins Ohr: „Ich mag ihn!" Ich schaue ihn verwirrt an. „Er bringt dich zum Lächeln." Ich schmunzele und beuge mich vor um ihm einen kurzen Kuss zu geben, als mich etwas in Gesicht trifft. Empört drehe ich mich um und sehe meinen Cousin mit einem weiteren Kissen bewaffnet langsam auf uns zukommen.
„Keine Liebe vor meinen Augen. Ich bin ein Single der mit einem Efeublatt verheiratet ist!" Seth lehnt sich grinsend zurück. „Ein Efeublatt. Ernsthaft?" Mein Cousin nickt ernst. „Ja." „Und was machst du wenn das Blatt kaputt geht? Wenn es irgendwann verrottet, vertrocknet?" Einen Moment herrscht Stille, dann verzieht mein Cousin leidend das Gesicht. „Dann trauere ich und verbrenne meinen Seelenverwandten, die Asche streue ich dann auf einem selbstgebastelten Segelboot und lasse es auf das weite Meer seine lange Reise beginnen." Er legt sich dramatisch eine Hand auf die Brust und ich verdrücke ein Lachen, weil ich weiß das er das ernst meint. Seth dagegen schaut ihn wenig überzeugt an. Eriks Miene hellt sich auf. „Willst du Hebly mal sehen?" Seth runzelt die Stirn: „Wen?" „Hebly!" Erik strahlt ihn begeistert an. „Wie alt bist du Eri?" Ich lächele ihn sanft an. Erik lacht. „Älter als du Morola." Jetzz ist es an mir leidend das Gesicht zu verziehen, als er mich zum dritten Mal heute so nennt.
Als Erik das Zimmer verlässt um seinen „Seelenverwandten" zu holen drehe ich mich zu Seth um und erkläre ihm grinsend. „Ok, vielleicht hätte ich dir erzählen sollen, dass Erik ein wenig seltsam ist, aber wir alle haben unsere Macken oder? Jedenfalls liebt er den Hinduismus wegen der Wiedergeburt und so. Er liebt auch so gut wie alles asiatische, er schaut Anime, liest Mangas und hört alles von Jpop über Mandapop bis zu KMetal. Auch ist er überzeugt von der Idee von der einen, perfekten Liebe. Das kommt glaube ich aus dem chinesischem. Jedenfalls ist es dein Seelenverwandter und man trifft sich in jedem Leben wieder und wenn nicht, dann ist dieses Leben eine Bestrafung für alle beide. Aus diesem Grund will er nichts schlimmes tun, weil er sich und seinen Seelenverwandten nicht trennen will." Ich sehe in Seth Gesicht, das Unglauben: „Und du willst mir sagen, dass er seinen Seelenverwandten in einem Efeublatt gefunden hat?" Ich nicke kurz. „Er sagt auch, dass es keine Rolle spielt welche äußerliche Erscheinung seine andere Hälfte hat, weil ihre Beziehung nicht nur auf körperlicher Nähe beruht. Er glaubt das sie in einem früheren leben eine unglaublich leidenschaftliche Beziehung geführt haben und es aus diesem Grund langsamer angehen müssen." Jetzt starrt mich Seth an, als wäre ich irre. „Das ist doch vollkommen durchgeknallt." Ich zucke die Schultern und lehne mich zurück. Seth schaut mich zurückhaltend an: „Ist er irgendwie geistig naja nicht ganz." Ich lache und unterbreche ihn. „Nein glaub mir. Erik ist geistig und körperlich komplett fit. Er hat das alles mal gelesen und seitdem ist er ein Experte was das alles angeht und er glaubt eben fest daran. Jeder hat so seine Überzeugungen nicht wahr?" Bevor Seth noch etwas sagen kann, wird er von Erik unterbrochen, der wieder den Raum betritt sich vor uns auf den Boden kniet.
„Hebly, das ist Seth Morolas Freund. Seth das ist Hebly meine bessere Hälfte." Stolz hebt er das Efeublatt hoch und schaut Seth abwartend an, dieser wirft mir einen unsicheren Blick zu und sagt zögernd: „Äh hi, freut mich dich kennenzulernen?" Seine Stimme klingt fragend und ich kann nur mit Mühe das Lachen zurückhalten.
„Also bitte Mo! Mein Sohn ist vielleicht kindisch, aber gewiss nicht irre!" Claudia steht wütend vor mir und da können Erik und ich uns nicht mehr halten. Wir brechen gleichzeitig in lautes Lachen aus und geben uns grinsend ein High Five. Seth schaut uns verdattert an. „Ihr habt mich verarscht?!" „Ddein Geesicht. Das hättest du sehen sollen." Erik wischt sich eine lachträne aus dem Gesicht und setzt sich grinsend auf. Seth schnaubt beleidigt und schlingt die Arme um meinen Oberkörper, dann versteckt er das Gesicht an meiner halsbeuge, während auch ich mich langsam wieder beruhige. Lachend klopfe ich ihm auf den Rücken. „Armes Sethilein. Du solltest nicht so naiv sein und alles glauben, was man dir erzählt." Seth verschreckt die Arme und zieht eine beleidigende Miene. Da seine Körperwärme plötzlich verschwunden ist, fröstele ich leicht und Seth legt erneut den Arm um mich, während ich mich leicht an seine Brust kuschele.Irgendwann scheint es, als wäre das Eis gebrochen. Ich sitze die meiste zeit schweigend an Seth gelehnt da und hör zu wie er geschickt mit meinen verwandten redet und immer wenn das Thema auf mich, meine Krankheit oder unser kennenlernen kommt, lenkt er raffiniert ab. Irgendwann merke ich, dass ich nicht die einzige bin die auffällig still ist. Zu meiner großen Überraschung ist auch Alex unauffällig un hält sich aus den Gesprächen heraus. Nachdem ich ihn so lange angestarrt habe, bis er meinen Blick erwidert nicke ich mit dem Kopf kaum merklich zur Tür und stehe auf. "Bin gleich wieder da." Ich drücke Seths Hand und gehe aus dem Zimmer. Als ich mich in dem ebenfalls riesigen Garten auf die alte Bank setze, von der bereits die rote Farbe abblättert,entspanne ich mich zum ersten Mal heute richtig. Ich atme die Luft ein und schließe die Augen. Als sich die Bank neben mir leicht senkt, drehe ich den Kopf und schaue Erik ernst an.
„Bitte hör auf dich wie ein depressives etwas zu benehmen, dass passt nicht zu dir." Er ist einen Moment Land still und trommelt mit den Fingern auf seinen Oberschenkeln herum.
„Ich kann nur einfach nicht glauben, dass es das für dich gewesen sein soll." Ich lächele ihn traurig an. „Es gibt tausende solche Schicksale und niemand kann es glauben, aber das ist nun mal die bittere Realität." Er verzieht das Gesicht und Ich lächele ihn ruhig an. „Erik. Das ist das Leben. Dagegen bist du machtlos. Wir haben nur diese eine Chance." Erik schaut mich kurz an: „Jeder sagt immer die die dublierst, sterben nicht wirklich, sondern bleiben in deinem Herzen. Aber ich kann das nicht glauben. Ich meine du wirst sterben und dann bist du fort. Du wirst nie wieder dumme Witze mit mir machen können." Ich lehne mich zurück und Falte die Hände auf dem Schoß. „Ja ich bin dann weg, aber ich glaube ich Sterne erst richtig, wenn man mich vergessen hat." Erik seufzt leise: „Immer diese Poethen." Ich lache leise. „Eri ich." Doch Erik unterbricht mich indem er die Arme um mich legt. „Ich hab dich lieb Morola. Versprech mir einfach, dass du die Zeit die du noch hast nutzen wirst." „Versprochen." Der Kloß in meinem Hals wird immer größer und ich schlucke hart.
So viele Versprechen und wie viele kann ich halten?Als wir in dem großen Esszimmer sitzen und alle außer ich etwas essen, habe ich mich entspannt und führe eine hitzige diskussion mit Seth und Erik über Essen, als mein handy klingelt. Ohne auf die nunmer zu achten hebe ich ab. "Mo Lebert. Hallo." "Mo, hier ist Doktor Mühr. Ich habe ihnen wohl die erste gute nachrucht, seit wir uns kennen." Ich runzele die stirn, aber bevor ich nachfrafen kann, fährt er fort.
"Wir haben einen Knochenmarkspender gefunden auf den ihr körper positiv reagieren kann. Wenn der Eingriff erfolgreich wäre, würde sich ihre Lebenserwartungen drastisch erhöhen."
Das handy fällt mir aus der tauben Hand und landet auf dem Tisch. Und ich sitze einfach nur da und kann nicht glauben was er gerade gesagt hat.
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Weg zwischen Leben und Tod? ✔️
Teen FictionHabe ich es verdient zu leben? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag nach dem aufwachen und danach jede einzelne Sekunde bis zum Rest meines Lebens. Noch kämpfe ich gegen den Krebs um meinen Körper. Aber wie lange reicht meine Kraft noch aus? Wie lan...