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Als ich aufwache spüre ich einen Arm um meine Hüfte und schaue in Seths schlafendes Gesicht.
Er sieht gut aus.
Bevor ich weiterdenken kann hebe ich sachte seinen Arm von mir und will gerade aufstehen, als eine raue Stimme sagt: "Wohin so eilig?" Ich erstarre.
Was dachte ich mir eigentlich dabei in Seths Bett zu schlafen?
Bevor ich mir irgendeine geistreiche oder schlagfertige Antwort überlegen kann, merke ich wie Seth sich hinter mir aufrichtet.
"Also?" An seiner Stimme höre ich das er grinst.
Aber diese  Stimme, verdammt sie ist so rau aber gleichzeitig sanft.
OK hör auf, diese Gedanken gehen absolut in die falsche Richtung!
"Äh ich." Da mir nichts ein fällt lasse ich diesen Satz unbeantwortet.
"Ja ich höre?" Ich erstarre als er plötzlich seine Arme um mich schlingt und mich auf seinen Schoss zieht.
Ich bin gottfroh das ich mit dem Gesicht nicht in seine Richtung sitze, da ich bereits merke wie ich rot anlaufe.
Das denken fällt mir immer schwerer als er seine eine Hand auf meine taille legt und die andere auf meinem Bauch abegt.
Eine angenehme Wärme breitet sich von seinen Händen aus und als er plötzlich beginnt sanft Muster auf meinen Bauch zu zeichnen erschaudere ich.
Er lacht rau und ich spanne meinen ganzen Körper an, als ich seine Lippen an meinem Hals spüre, sanft und Feder leicht.
"Ich mag es nicht wenn man mich warten lässt."
Seine Lippen liegen nun an meinem linken Ohr.
Was soll ich tun?
Im Moment bekomme ich keinen Ton über die  Lippen, also schweige ich.
"OK eine andere Frage warum warst du überhaupt in meinem Bett?"
Bevor ich mir eine plausible Erklärung einfallen lassen kann, ziehe ich scharf die Luft ein, als ich seine Finger plötzlich auf meiner nackten Haut spüre.
Wann hat er mein T-Shirt angehoben?
Egal.
Es fühlt sich verdammt gut an.
Von seiner Hand geht Wärme aus.
Mein Magen gribbelt, es ist ein ähnliches Gefühl als wenn mir schlecht ist, bloß unbeschreiblich und viel besser.
Er nimmt die Hand von meiner Hüfte und streicht meine Haare auf die rechte Seite, dann legt er erneut die Lippen auf meinen Hals, diesesmal mit mehr Druck und er verweilt auf einer stelle.
Mein Herz hämmert, ich bin über fordert.
Seine Hand erkundet immer noch meinen Bauch, während er mich gleichzeitig mit seinen Lippen verrückt macht.
Ich muss das beenden!
Hastig drehe ich mich auf seinem Schoss und schaue ihm nun direkt ins Gesicht.
Jetzt Sitze ich rittlings auf seinem Schoss und bin nur wenige Zentimeter von seinem äußerst attraktivem Gesicht entfernt.
Vermutlich war das auch nicht gerade schlau.
Seine funkelnden grünen Augen ziehen mich in ihren Bann, aber selbst jetzt kann ich das leicht selbstgefällige grinsen sehen.
Bevor ich etwas sagen kann fällt mir noch etwas ein was mich erneut dunkelrot anlaufen lässt.
Wir beide tragen nur unsere dünnen Krankenhauskittel.
Ich kann die Hitze die er ausstrahlt spüren.
"Seth ich..." Doch er unterbricht mich indem er seine Lippen auf meine legt, sanft, fast schon unsicher.
Er lößt sich von mir und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand. Ich blinzele zweimal schnell hintereinander während mir zusammenhangslose Gedanken durch den Kopf rasen.
In Büchern hat das Mädchen in so einer Situation immer die Augen geschlossen.
Warum sind seine Lippen nur so weich?
Erwiedert er meine Gefühle etwa?
Ich werde ihm weh tun!

Ich atme langsam aus und lege ihm meine Hand an die Wange.
Seine Augen lassen die meinen nicht los und als er spricht ist seine Stimme leise und ich meine Unsicherheit herauszuhören.
"Mo ich weiß das wir uns noch nicht lange kennen, aber ich habe das Gefühl als wäre es anders, als würde ich dich schon ewig kennen. Alles an dir fasziniert mich, deine Stimme wenn sie leicht schwankt wenn du etwas sagst was dir schwerfällt oder was dich traurig macht, deine Hände die du nervös verschränkst wenn du auf Ärzte wartest, deine Augen die mir alles sagen was ich wissen muss. Es braucht nur kleine Gesten von dir um mich glücklich zu machen.
Ich will ein Stern sein der in der Nacht nur für dich leuchtet, ich will die Sonne sein die an deinem Himmel scheint, ich will dich halten wenn du gehalten werden willst, ich will dein Anker sein an den du dich klammern kannst. Lass mich bitte dein Licht sein, dein Licht das immer für dich leuchtet, egal ob Tag oder Nacht, egal ob es stürmt oder nicht, bitte lass mich dein Licht sein."
Erst als er seine Hand ausstreckt und mir über meine tränenfeuchte Wange wischt, merke ich das ich angefangen habe stumme Tränen zu weinen.
Ich nehme seine Hand in meine und drücke sie fest, dann schlinge ich die Arme um ihn und klammere mich an ihn.
Ich weiß nicht was ich darauf sagen soll, aber ich glaube er versteht mich auch so.
Ich spüre seine Arme um mich und muss automatisch denken das ich in Sicherheit bin.
Dieser Gedanke und die Tatsache das Seth mich in den Armen hält macht mich glücklich.

Als sich irgendwann die Tür öffnet und eine Krankenschwester das Zimmer betritt löse ich mich widerwillig von ihm und merke sofort wie sehr mir die Wärme seines Körpers fehlt.
Die Schwester lächelt uns breit an und stellt ein Tablett auf den Nachttisch.
"Soll ich dir auch was bringen?" Ich schüttele den Kopf und Ffrage mich was sie jetzt wohl von uns denkt.
Die Schwester nickt und schließt die Tür hinter sich.
Ich beobachte Seth wie er beginnt grinsend zu essen und kann mir selber ein lächeln nicht verkneifen.
Er muss merken das ich ihn anstarre, als wolle ich mir sein Gesicht einprägen jede noch so kleine Kleinigkeit, was ich auch tue, aber er sagt nichts sondern konzentriert sich weiter auf sein essen.

Er hat gesagt er will mein Anker sein. Im den letzten tagen ist mir aufgefallen das man alles von verschiedenen Perspektiven aus sehen kann und das es eigentlich nur zählt aus welcher Perspektive man etwas anschaut.
Ich kann entweder sagen das Liebe einen verletzlich macht, ich kann aber auch sagen das Liebe deine größte Stärke ist.
Ich weis genau das wenn ich zulasse das mir Seth noch mehr bedeutet, dann werde ich ihm weh tun und ich werde mir immer wenn ich bei ihm bin vorwüfe machen, dass es meine schuld ist wenn ich ihm das Herz breche weil ich vom Krebs besiegt wurde.
Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Ich habe noch so wenig Zeit ich weiß das ich sie genießen sollte.
Ich weiß auch das ich in Seth bald, sehr bald viel mehr sehen werde, als nur einen Jungen der mein Herz gestohlen hat.
Ich habe schon immer lange gebraucht bis ich jemanden richtig vertraut habe und dann ist mir die Meinung dieser Menschen besonders wichtig.
Und Seth.
Ich weiß das ich ihn nicht mehr gehen lassen kann, ich weiß das er bereits der Anker ist an den ich mich klammere.
Und plötzlich wünsche ich mir das wir einfach glücklich sein können, glücklich zusammen.
Wir könnten in einem Haus wohnen. Bei der Vorstellung muss ich lächeln ich stelle mir vor ich wäre im Wohnzimmer und er in der Küche, ich würde ihn vermissen obwohl er nur ein Zimmer von mir entfernt wäre. Aber ist das schlecht? Nein, es ist definitiv nicht schlecht. Das zeigt nur wie sehr ich ihn liebe.

Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: "Schau mal wer da ist." Ich schaue ihn einen Moment lang verwirrt an, dann drehe ich den Kopf und schaue in die lächelnden Gesichter meiner Eltern.

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