Montag, 27. Januar
"Ich habe mir die Klausur schlimmer vorgestellt", sage ich zu Ramazan, der mich nur zustimmt, während wir zum Chemieraum laufen - leider mit Can im Schlepptau. Wir haben gerade unsere Biologie Klausur geschrieben. Soweit ich weiß ist unser nächstes Thema die Diffusion, Osmose und so weiter. Hoffentlich ist es auch so gut, wie das erste Thema. "Tut dir Cihan noch was an? Will er noch was von dir?", fragt Ramazan mich besorgt, als wir vor dem Chemieraum stehen. Ich finde es total süß, dass sich Ramazan fast ein halbes Jahr immer noch um mich sorgt. Ich schüttele den Kopf. "Nein, bis jetzt nicht." Dabei lächele ich. "Gut, sag mir Bescheid, falls was passiert. Tut mir leid, dass wir erst später dazwischengekommen sind." Ich schaue ihn nach seiner Aussage geschockt an. Das meint er doch nicht Ernst. "Ramazan, hör auf so etwas zu sagen! Wärt ihr nicht da, wäre weiß Gott was passiert. Ich bin euch so dankbar. Ich war auf dem Weg, mich bei euch zu bedanken, als das passiert ist", rattere ich runter. Wieso sagt er sowas? "Ich schulde euch was", füge ich etwas beschämt hinzu, als auch Malik dazu kommt. "Nein, brauchst du nicht", sagt Malik lächelnd. "Also ich wüsste da was", meint Ramazan schmunzelnd. Was hat er vor? Ich schaue ihn abwartend und misstrauisch an. "Ramazan, ich habe Brüder. Nimm Rücksicht!", füge ich schnell hinzu. Er und Malik lachen. Can beachte ich nicht. Auch ihm schulde ich was, ihm am meisten. Ich drehe mich kurz um, schaue, ob Viyan und die anderen da sind. Aber weder sie, noch der hübsche Lehrer sind da. "Umarme mich immer zur Begrüßung und als Abschied." Was? Ich schaue ihn etwas geschockt und beschämt an.
"Wieso?", frage ich leise und schaue auf den Boden. "Weil ich will, dass du dich mir öffnest", erklärt Ramazan sanft. Er ist so süß! Es ist mir aber echt unangenehm, dass er sowas sagt, vor allem noch vor seinen Freunden, aber ich schulde es ihm. Außerdem habe ich ihn schon mal umarmt. So schlimm wird das wohl nicht sein. "Okay", willige ich beschämt ein. Er lacht auf. "Schäm dich nicht und umarme mich lieber!", sagt er, öffnet seine Arme, schüttelt dabei seine Schultern und wackelt mit den Augenbrauen. Ich will einen Schritt auf ihn zu gehen, traue mich aber nicht und winde mich hin und her, dabei brumme ich leise. "Shanaaaa, komm." Noch bewegt er sich und lächelt. Jetzt geh endlich! Ich nehme mir meinen Mut zusammen und laufe in seine Arme. Sofort schließt er seine Arme um mich. Ein Lächeln kann ich mir nicht unterdrücken, da ich mich aber immer noch schäme vergrabe ich mein Gesicht in seiner Brust. In seiner trainierten Brust, die sehr gut riecht. Ich löse mich wieder von ihm, mit einem roten und gesenkten Kopf. "Wo bleibt Herr Krasniqi? Ich geh lieber zu meinen Freundinnen", rattere ich stotternd runter. Hinter mir höre ich von Malik und Ramazan lachen. Aus dem Augenwinkel - als ich Ramazan umarmt habe - habe ich gesehen, wie Cans Hand zur Faust geballt war und seine Venen dort rausgeguckt haben. Okay, Can, was stimmt nicht mit dir? Ich laufe zu meinen Freunden, die mich alle wieder pervers Grinsend angucken. "Ich schulde es ihm, also", verteidige ich mich schnell, weswegen sie kichern. "Sicher?", hakt Viyan schmunzelnd nach. "Sehr sogar. Ramazan ist ein guter Kollege", sage ich fest überzeugt. "Viyan, sie ist an Can vergeben, schon vergessen?", mischt sich nun Saliha ein. Ich stöhne nur genervt auf. Dieser arrogante Riese ist nichts für mich. "Ja, das machst du, wenn ihr alleine seid", fügt Cathleen noch spitzbübisch hinzu, weswegen wir alle lachen.
Chemie wird immer schwieriger, aber trotzdem komme ich mit. Es ist viel Theorie und sehr wenig Praxis - leider. Ich dachte immer, dass Chemie nur aus Experimenten besteht und dass man dazu Protokolle schreiben muss, aber nein! Die Oberstufe ist ja nicht die Realschule. Trotzdem bemüht sich Herr Sexy alles angenehm zu gestalten. Ob er wohl Single ist? "Wir kriegen bald unsere Zeugnisse, hoffentlich ist meins gut!", betet Cathleen. Hoffentlich ist mein Zeugnis gut. "Wird schon!", muntere ich alle auf, mich mit eingeschlossen. Wir warten vor der Halle, bis Herr Markus kommt. Währenddessen haben sich alle drei meiner Freundinnen auf die Stufe gesetzt. Na ja, eher eingequetscht. Dabei meckern sie sich gegenseitig an, bis Ramazan und Malik zu uns kommen. "Shanaaa", trällert Ramazan mit seinen wackelnden Augenbrauen. "Ramazaaaan", singe ich und wackele ebenfalls mit den Augenbrauen. "Wo ist meine Umarmung?" Dabei lacht er. Ich schaue ihn verwirrt an. "Du hast sie doch bekommen?", erinnere ich ihn. "Ja, aber jetzt haben wir uns wieder getroffen, also." Ich gebe mich geschlagen, gehe langsam auf ihn zu, aber wieder zurück. Das ist schwieriger als gedacht. "Ramazan, ich kann das nicht", sage ich entmutigt. Er schaut etwas enttäuscht. "Okay, du musst es ja nicht", murmelt er betrübt und kratzt sich am Nacken. Gott, wie süß! Komm schon, Shana, du schuldest es ihm. Ich nehme mir also meinen Mut wieder einmal zusammen, atme einmal tief durch und laufe auf ihn zu. Etwas überrumpelt, erwidert er meine Umarmung und drückt etwas fest zu. Als ich mich wieder lösen will, hält er mich immer noch fest. Wie süß. "Ramazan, lässt du mich jetzt wieder los?", frage ich lachend. Er brummt. "Noch eine Minute." Ich lache auf, während Saliha und Viyan mich schmunzelnd angucken und Cathleen ein in die Länge gezogenes Aww von sich gibt. Sie können es einfach nicht lassen.
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Arroganz
RomanceShana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr Abitur zu absolvieren. Schon an ihrem ersten Tag trifft sie auf den, ihr noch unbekannten, 17-jährigen Can. Seine chauvinistische Art lässt...