Kapitel 71

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Dienstag, 8. August

Ich habe nicht wirklich etwas in meinen Sommerferien erlebt. Seit einigen Tagen oder Wochen sitze ich auf meinem Bett und ziehe mir Lucifer rein. Eins muss ich sagen: Dieser Mann ist zu herrlich! Schwarzes Haar, lang und eine verführerische Art. Zudem ist er der Teufel. Natürlich habe ich in meinen Ferien auch mal Bäume, dank Viyan, Saliha und Ramazan gesehen, aber irgendwie wollte ich lieber zu Hause bleiben, doch als Saliha mich erinnert hat, dass bald die Kirmes beginnt, habe ich in den Zeitungen schon nach Gutscheinen gesucht. Man muss ja immer vorbereitet sein. Wir haben es so gemacht, dass Malik, Ramazan, leider Can, Viyan, Saliha und ich uns öfters treffen werden, um auf die Kirmes zu gehen. Nicht nur, um auf Geräte zu gehen, sondern wegen der Atmosphäre. Leider ist auch eine kleine Tragödie geschehen, denn meine Lieblingshose reißt langsam. Am Knie ist schon ein Riss und am Oberschenkel bildet sich auch schon ein Riss. Für mich ist es kein Problem, solange mein Vater es nicht sieht. Für ihn muss man soigniert hoch Hundert aussehen. Na ja, etwas Gutes ist trotzdem passiert. Mein Durchschnitt liegt bei 1,3, und ich habe mir die Air Jordan 6 Infrared geholt und kann sie nicht aus den Augen lassen. Die sind einfach der Hammer! Bei meinen Cousinen in Kiel waren wir auch. Das Gute war, dass ich meine ältere Cousine ärgern konnte. Ich wurde zwar ausgefragt, wie mein Oberstufen-Leben ist und dann, als Can dazu kam - ich habe ihnen von Can erzählt -, musste ich Bilder von ihm zeigen, woraufhin sie mich immer grinsend beäugt haben. Seitdem habe ich mit ihnen nicht mehr über die Oberstufe geredet, was besser so war, denn sonst hätten sie nur etwas über die Jungs wissen wollen. Gerade parfümiere ich mich ein, um mich mit allen zu treffen, damit wir zur Kirmes fahren. Ich wollte, dass es etwas später sein soll, da es einfach tausendmal schöner ist. Leider müssen wir uns alle wieder in Cans Auto quetschen, aber mit Ramazan wird die ganze Fahrt amüsant. Da es angenehme vierundzwanzig Grad sind, brauche ich keine dünne Jacke, also verlasse ich die Wohnung mit einer zerrissenen high-waisted Jeans, meinem Dreivierteloberteil, welches schulterfrei und weiß ist, gepaart mit meinen weißen Chucks. Natürlich habe ich die ganzen Gutscheine eingepackt - und Geld. ''Komm nicht zu spät, sonst sieht dein Vater deine Hose'', erinnert meine Mutter mich, bevor ich die Wohnung verlasse. Schnell laufe ich runter, wo Cans Auto schon steht. Ich teile mir mit Ramazan einen Platz. Na ja, ich versuche es, wenn er nicht so breit wäre. ''Mach dich mal nicht so breit!'' Statt auf mich zu hören lehnt er sich an mich an. ''Ich habe Gutscheine!'', sage ich grinsend. ''Ich auch'', sagen alle, außer Can. Der Miesepeter ist wohl nicht gut gelaunt, pff. Er scheint mal wieder der Ernste zu sein. Wehe, er versprüht schlechte Laune! Wenn er das tut, dann trete ich ihm in den Arsch! ''Kannst du dich etwas kleiner machen? Ich ersticke.'' Ich versuche Ramazan etwas wegzudrücken, doch der Junge ist zu schwer. ''Ramazan, Platz'', befiehlt Malik ruhig, woraufhin er dann hört und ich normal Luft kriege. Ich lächle ihn neckend an, bevor ich mich an ihn lehne und auch ganz viel Platz einnehme. ''Du fettes Ding! Geh runter!'', meckert er nun. ''Ich bin fett? Dann bist du hübsch!'' ''Ich bin hübsch! Malik, bin ich nicht hübsch?'' ''Die Schönste, die ich je gesehen habe'', sagt Malik leicht theatralisch. Die kurze Fahrt ist stickig, aber amüsant. Am Parkplatz angekommen, schauen wir uns um, um sicherzugehen, dass keine Sicherheitsdienste da sind. Als alles im grünen Bereich ist, steigen wir hastig aus und laufen durch das große Tor, wo eine ganze Menge anderer Menschen ebenfalls durchlaufen. Wir versuchen nebeneinander zu laufen, was uns etwas schwer fällt, da wir von sehr vielen Menschen umgeben sind. Also laufen wir in einer Art Kreis, falls man es so nennen kann. Auch, wenn wir kurz vor 18:00 Uhr haben, ist es hell. Down von Jay Sean ist zu hören, was die Atmosphäre umso angenehmer und schöner macht. Saliha, Viyan und meine Wenigkeit singen sofort mit, auch wenn wir den Text nicht wirklich kennen. Freestyle würde ich mal sagen. ''Wohin sollen wir?'', fragt Saliha. ''Breakdancer?'', schlägt Malik vor. Der gute, alte Klassiker, der jedes Jahr ein Muss ist. Saliha und ich gucken uns mit unserem vielsagendem Grinsen an, denn in den elf Jahren, die wir uns kennen, waren wir oft genug gemeinsam auf der Kirmes und vor allem auf dem Breakdancer. Leider ist es dort und bei den Autoscootern die Raststätte der Player und Bitches. Als ob das ein Kino wäre, hängen sie dort und schauen es sich an, nur um von anderen gesehen zu werden, da sie ja so bekannt sind, pff.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt