Freitag, 12. Juli
Heute ist mein letzter Tag an der Schule als Abiturientin. Diese drei Jahre, in denen viel passiert ist, kommen mir gerade so kurz vor. Kaum zu glauben, dass ich schon eine theoretische Studentin bin - Medizinstudentin, um genau zu sein. Sofort muss ich an Can denken und an meinen Geburtstag. Er hat es einfach durchgezogen, mit mir nach Paris zufahren. Wir kamen recht spät dort an, weswegen wir uns nur im Schnelldurchlauf die ganzen Sehenswürdigkeiten anschauen konnten, doch es war trotzdem schön, mehr als schön; fantastisch, atemberaubend, unvergesslich. Mir fallen noch hundert weitere Adjektive ein, aber die lasse ich mal vorweg. Nachdem wir wieder zurückgefahren sind, sind wir übermüdet in die Schule geplatzt und konnten noch gerade so mal mithelfen, doch es ist alles so ausgegangen, wie wir es wollten. Heu in den Fluren, genau so wie Tische und Plastikbecher. Auf dem Schulhof war eine riesige Wasser- und Schaumschlacht, selbst die Lehrer haben mitgemacht. Es war einfach unvergesslich. "Sicher, dass ich dir keine Locken eindrehen soll?", holt mich Saliha aus meinen Gedanken, die mit Viyan bei mir ist, damit wir uns gemeinsam fertig machen. "Ja, lass sie glatt", gebe ich murmelnd von mir und fahre über den roten Stoff des Kleides. "Oh mein Gott! Ich bin so aufgeregt! Wir sind schon Studentinnen!", kommt es hysterisch von Viyan, als sie ihre Wimpern zu Ende getuscht hat. "Shana, lass mich dir den Eyeliner ziehen." Viyan kommt motiviert auf mich zu und zückt ihren Eyeliner. "Augen zu, wehe du öffnest sie." Ich spüre die etwas kühle, flüssige Farbe auf meinem Lid und muss stillhalten, bis Viyan mir erlaubt meine Augen zu öffnen. "Hier, tusch deine Wimpern." Ich verdrehe meine Augen und nehme Viyan die Mascara aus der Hand. "Warte, die letzte Strähne", kommt es murmelnd von Saliha, die mit dem Glätteisen ein letztes Mal über meine Haare geht. "Habe ich irgendwo Stoppel?", fragt Viyan, die ihre Arme anhebt und erleichtert seufzt, als wir es verneinen. Ich tusche mir vorsichtig meine Wimpern und schaue zufrieden in den Spiegel. "Nimm noch Highlighter", bietet Saliha an, was ich aber ablehne. "Dann tu wenigstens Lippenstift drauf. Sonst sieht man deine Oberlippe ja gar nicht." Ich schürzte wegen Viyans Aussage meine Lippen. Meine Oberlippe sieht man wirklich nicht sooft, weil sie so blass und empfindlich ist. "Komm, ich mach dir den bordeauxroten drauf, der trocknet deine Lippen auch nicht aus." Seufzend ergebe ich mich und lasse mir von Viyan meine Lippen füllen. Nachdem Viyan, Saliha und meine Mutter gefühlte hundert Fotos geschossen haben, laufen wir nach unten, wo wir dann in das Auto meines Vaters einsteigen und losfahren. "Du wirst mit Can tanzen", flüstert Saliha grinsend und kichert wie eine Verrückte. "Pass auf", kommt es grinsend von Viyan, die auf mein Dekolleté zeigt. Verlegen ziehe ich die Träger des Neckholders höher, weiß aber, dass es nichts nützt. "Gott, das wird so schön! Es wird so geil, Mann!", sagt Viyan total glücklich. "Dieser scheiß Verkehr", kommt es seufzend von meinem Vater, weswegen wir drei hellhörig werden und auf die Autobahn schauen, wo stockender Verkehr herrscht. "Wie lange haben wir noch?", frage ich, woraufhin Saliha hastig ihr Handy aus ihrer Tasche rauskramt. "Zehn Minuten!" Während Viyan neben mir wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch erleidet, bin ich die Ruhe selbst. Es wird schon gut gehen. "Warte, ich fahr einen anderen Weg", sagt mein Vater und wechselt die Spur, woraufhin er auf die Ausfahrt hinzufährt. Es dauert zwar ein Ticken länger, aber der Verkehr würde uns mehr als zehn Minuten behindern. "Malik fragt, wo wir sind", informiert uns Saliha, die prompt zurückschreibt. Wir kommen auf dem Parkplatz an und stürmen schon regelrecht in die Aula. "Scheiße, die haben bestimmt schon angefangen!" Ich ignoriere Viyan und öffne die Tür, wo mir die Melodie des Anfanges von Love Me Like You Do in die Ohren gerät.
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Wir sind noch rechtzeitig. Viele schauen zu uns, während wir rein laufen. Ich ignoriere ihre Blicke, als ich Cans erleichtert ausatmen sehe. Mein Bauch kribbelt. Er hat die bordeauxrote Krawatte an, was mir sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich laufe lächelnd auf ihn zu, woraufhin wir ein bisschen mehr in die Mitte laufen und uns bereit machen. Can umfasst mit seiner rechten Hand meine Taille, während er seine warme linke in meine legt und ich meine rechte Hand auf seine Schulter lege, die von einem perfekt sitzendem Jackett bedeckt ist. Ellie beginnt zu singen, woraufhin wir einen Schritt nach vorne gehen und dann einen nach hinten, woraufhin eine Drehung kommt. Wir gehen auseinander, lassen uns dabei aber nicht aus den Augen. Seine Hand hält meine linke immer noch fest, obwohl es nicht so sein sollte. Can mustert mich, während ich verlegen den halben Kreis zu Ende laufe und dann von Can bestimmend in eine Drehung an seine Brust gezogen werde, während seine Hand sanft über mein Schlüsselbein streicht und ich den Stoff seines Hemdes an meinem freien Rücken spüre. Ich lege meine rechte Hand um seinen Hals und fahre langsam seine Halsschlagader hinab, die ich schlagen spüre. "Du siehst atemberaubend aus", flüstert er mir in mein Ohr, was mich kitzelt. Ich lächele verlegen zur Seite und genieße die Berührungen seines Zeigefingers, die meinen rechten Arm hinunterfahren. Can dreht mich wieder, sodass ich ihm wieder in sein Gesicht schauen kann. Wir nehmen wieder die Anfangsposition ein und laufen einen Schritt nach vorne, zur Seite und dann nach hinten. Durch die High-Heels bin ich auf Kinn-Höhe mit ihm und lehne mich langsam nach vorne, bedacht, dass ich seinen Duft und seine Berührungen intensiver wahrnehme. Wie wunderbar er doch riecht und wie herrlich seine Berührungen doch sind. Ich blicke zu ihm hoch und sehe, wie seine Augen leuchten und wie zufrieden er lächelt, was ich sofort erwidere. Wir gehen wieder langsam auseinander, doch bilden mit unseren Händen, die wir immer noch festhalten, eine Art Verbindung. Wir laufen einen Schritt nach vorne, bleiben kurz stehen und gehen wieder einen Schritt nach vorne. Unsere Hände, die wir aneinander legen, heben wir in die Luft, woraufhin Can langsam mit seinen Fingern meine Arme hinunter fährt, was eine brennende Gänsehaut auf meiner Haut hinterlässt. Ich breite langsam meine Arme aus, woraufhin Can seine Hände über meine Taille gleiten lässt, bis er meine Hände in seine nimmt und mich umdreht. Wir verweilen so und bewegen uns langsam zum Takt. Jede einzelne Berührung, jeden einzelnen Atemzug, der meine Schulter und meinen Nacken trifft, genieße ich mehr, als ich es eigentlich sollte. "Hättest du deine Haare bloß zu einem Zopf gemacht", flüstert er mir zu und küsst verstohlen meine Schulter. Zum Glück haben meine Eltern es nicht gesehen. Der Tanz wird durch den Refrain schneller, wird dann aber wieder langsamer, weswegen wir voneinander ablassen, uns begehrend anschauen und dabei im Kreis laufen, bis wir uns langsam nähern und unsere Hände zu einer ganzen formen und sie langsam anheben. Die Blicke, die Can mir schenkt, lassen mich besonders fühlen. Ich fühle mich gewollt und geliebt. Ich fühle mich wunderbar - besser kann es mir nicht gehen. Langsam gehen wir wieder zusammen, wo ich dann meinen Kopf aus seiner Schulter ruhen lasse und mit meiner Hand seinen Herzschlag abtaste, der mich beruhigt. Langsam bewegen wir uns zur ruhig gewordenen Melodie hin und her, woraufhin ich langsam meine Augen schließe und so die kleinen Streicheleinheiten an meiner Taille von Cans Daumen intensiver wahrnehme. "Du verdrehst mir gerade so stark den Kopf, Shana. Wie machst du das nur?", flüstert er mir in mein Ohr und streift meine Ohrmuschel mit seinen Lippen, was mich stark schlucken und eine Gänsehaut über meinen Körper fliegen lässt. Ich schaue ihn verlegen und auch überrascht - wegen seiner Wortwahl - an, woraufhin er mir ein warmes lächeln schenkt. Sein Lächeln ist so wunderschön. Ich liebe sein Lächeln. Can dreht mich viermal, als der Refrain wieder anfängt, woraufhin ich mich nach hinten fallen lasse und von Cans kräftigen Armen festgehalten werde, die mich dann wieder langsam hochziehen. Eine Hand wandert zur Stelle, wo mein Rücken frei liegt und fährt mit seinen warmen Fingern über die Haut dort, was mich erschaudern lässt. Ich schaue ihm tief in seine gelb leuchtenden Augen, dessen Pupillen sich langsam weiten und die grauen Sprenkel stark zur Geltung kommen. Kaum merklich beiße ich mir auf die Lippe und bewege mich nach hinten, dann zur Seite, woraufhin Can und ich kurz auseinander gehen, er mich aber dann, als das Lied kurz vom Ende ist, an sich zieht, sodass meine Brust gegen seine prallt. Sein Blick fällt auf meine Lippen und dann wieder auf meine Augen, woraufhin ich irgendwie das Gefühl habe, dass in seinen Augen etwas aufgeleuchtet ist. "Danke für den Tanz", flüstert er mir zu, fährt ein letztes Mal über meine Haut am Rücken, bevor er meine Hand küsst.
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Arroganz
RomanceShana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr Abitur zu absolvieren. Schon an ihrem ersten Tag trifft sie auf den, ihr noch unbekannten, 17-jährigen Can. Seine chauvinistische Art lässt...