Ich wünschte, keiner wäre im Raum, außer Aleyna und mir. Dann hätte ich sie noch mehr schlagen können. Ich konnte ihr nicht wirklich etwas antun, weil dieser ekelhafte Riese mich aus dem Zimmer getragen hat. In mir keimt sich die Wut wieder auf. Die Wut, dass Aleyna das alles geplant hat. Die Wut, dass dieser Hakan etwas von mir wollte und diese Wut, dass Can sich küssen und antanzen lassen hat. Es ist keine Eifersucht, keines Wegs. Ich fühle mich einfach verarscht. Dieses Gefühl hatte ich schon einmal bei Cihan und jetzt auch noch Can. Heute war er kein Arschloch. Ich hatte heute keinen Hass auf ihn, wegen seines sonst so ekelhaften Verhaltens, bis Aleyna sich an ihn geschmissen hat. Ich spüre schon wie ich vor Wut zittere und wie ich mir in Gedanken ausmale, wie ich sie angreife, sie fertig mache und mehr. Dieses Mädchen wird noch für so viel Ärger sorgen. Soviel Streit und bestimmt auch für Leid. Ich spüre es schon. Wie gern ich sie jetzt wieder angreifen würde, ihre Haare raufen und sie gegen eine Wand schlagen würde. Gott, kann sie ihre Promiskuität nicht einfach still weiter machen? Ohne mich aufzuregen? Aber falls sie denkt, dass ich alle Provokationen von ihr still hinnehme, hat sie sich geschnitten. Das hat sie auch heute zu spüren bekommen. Wegen diesem Mädchen ist meine Laune im Keller, und das auf der Klassenfahrt! Wieso hat sie das mit diesem Jungen geplant? Sie konnte sich auch einfach so auf Cans Schoß setzen, aber nein! Sie hat irgendwelche Hintergedanken im Kopf. Irgendwann wird sie am Boden zerstört sein. Die Zeit ist einfach noch nicht reif.
"Shana, komm rede. Es ist doch scheiße auf der Klassenfahrt angepisst zu sein", jammert Saliha. Ich verstehe sie, aber ich bin gerade extrem angepisst und lustlos. "Genau, scheiß auf sie!", stimmt Viyan ihr zu. Es klopft an der Tür. "Komm rein", sagt Viyan. Ich höre Ramazans Stimme, schaue aber trotzdem stur auf die Decke. "Schlägerbraut Shana", flötet er. Mist, er bringt mich zum Schmunzeln bringt. Ich versuche es zu verstecken. "Schlägerbraut Shana", singt er. "Schlägerbraut Shana." Jetzt fängt er an, wie Christina Arguilera in Burlesque, zu singen. Ich muss mich echt beherrschen, nicht zu lachen. "Schlägerbraut Shana, jetzt gucken Sie mich verdammt nochmal an!", brüllt er gespielt. Ab da kann ich mich nicht halten und muss grinsen, was ich schnell mit meiner Hand verstecke. "Ah, sie hat gelächelt!", neckt er mich jetzt. Von meinen Freundinnen höre ich nur Gekicher. "Shana, sei nicht sauer", schmollt er und kommt die Treppen hoch. "Rutsch ein wenig." Ramazan drückt mich an der Schulter weiter ins Bett und setzt sich dann auf die Matratze. Auch Malik kommt dazu. "Komm schon. Du hast Aleyna vor allen geschlagen. Da sollte man froh sein und nicht sauer", muntert er mich nun auf. Ramazan umarmt mich. Ich schürze leicht die Lippen, um nicht zu Lächeln. "Shana, du hast bestimmt Hunger. Lass uns was essen. KFC? Burger King?", fragt Viyan hoffnungsvoll. Ich schüttele den Kopf. Ich will jetzt gar nichts essen. "Sie lügt, sie will was essen", meint Saliha. "Komm, lass uns raus. Du liebst es doch nachts spazieren zu gehen", meint Ramazan. "Trag sie mal runter, sonst wird sie Ewigkeiten dort liegen", meint Saliha. Cathleen ist die ganze Zeit ruhig. Ich mache mich extra schwer, vielleicht fällt es ihm dann schwerer mich hoch zu heben.
"Shana, du brauchst dich nicht zu erschweren. Ich bin der stärkste Mann der Welt." "Kann auch laufen", murmele ich. "Nein, ich muss den ganzen Ladys beweisen, wie stark ich doch bin und jetzt Ruhe! " Da es mir recht unangenehm ist, halte ich mir die Hände vors Gesicht. "Macht ein Foto von mir und Prinzessin Shana." Ich nehme langsam die Hände runter und bemerke, wie Saliha und Viyan sich neben uns gestellt haben. "Okay, lasst uns gehen." Ramazan schmeißt mich kurz hoch. "Du kannst auch loslassen", murmele ich. Das muss er nicht tun. "Gleich. Ich will noch ein wenig meine Männlichkeit unter Beweis stellen." Ach, Ramazan. Ich drücke mich runter. "Cathleen, kommst du?", fragt Saliha. "Nein, geht", kommt es etwas bissig von ihr. Wenn sie das sagt, dann bleibt sie auch dabei. Sicherlich hat sie wieder Streit mit ihrem Freund, da braucht sie immer Zeit für sich. Wir schleichen uns durch den dunklen Flur, als Viyan bei dem Aufgehen einer Tür nach Luft japst. "Wohin mit euch?", höre ich Can fragen. "Wir gehen was essen, kommst du mit?", fragt Ramazan ihn. Ich hebe den Kopf an und schaue zu Can, der mich argwöhnisch anschaut. Kurz ziehe ich die Augenbraue hoch und kuschele mich aus Provokation an Ramazan ran, dem das Ganze nicht zu stören scheint. Ich höre ihn schnauben, als ich die Augen schließe und beginne zu Lächeln. Ziel erreicht. "Nein, geht ihr ruhig", versucht er gelassen zu sagen, doch ich höre seine Angespanntheit raus. Als die Tür von Can endlich ins Schloss fällt, befreie ich mich aus seinen Armen.
Wir sind um kurz vor fünf wieder im Hotel angekommen, was erklärt, wieso ich so müde bin. Saliha hingegen ist schon fast fertig mit dem Glätten ihrer Haare. "Du hast noch zehn Minuten ungefähr", informiert sie mich. "Wieso hat mich keiner geweckt?" "Haben wir, aber du hast wie ein Stein geschlafen." Ich seufze und strecke mich einmal. "Sind die anderen schon weg?", murmele ich müde. "Ja." "Wartest du auf mich?" "Ja." Ich grinse dankend. Ich bemerke erst beim Zähneputzen, dass ich seinen Hoodie noch anhabe. Der wird sofort ausgezogen und auf den Koffer geschmissen. "Gehört der Can?", flötet Saliha grinsend. Ich schmunzele verkniffen als Antwort. "Ich bringe den kurz in das Zimmer der Jungs." Somit verlasse ich unser Zimmer. Im leeren Zimmer der Jungs angekommen, suche nach Cans Koffer und lege danach den Hoodie hinein. Als ich höre, wie eine Tür auf geht, erstarre ich plötzlich. "Was suchst du an meinem Koffer?" Ich drehe mich um und sehe Can mit nichts anderem, außer einem Handtuch um seine Hüfte bekleidet hinter mir stehen. Ich schreie instinktiv auf. Oh mein Gott! Ich träume doch nur oder? Bitte lass das ein Traum sein.
"Ich-, also ich habe nur deinen Hoodie zurück in den Koffer gepackt. Oh Gott!", rattere ich hysterisch runter und halte mir eine Hand vor das Gesicht. Wie peinlich! Mit verdeckten Augen versuche ich gerade aus zu laufen. Leider stolpere ich halb über etwas und knallte dann gegen einen Widerstand. "Scheiß Tür", murre ich und schlage mit meiner Hand dagegen, danach suche ich die Türklinke ab ... die nasse, warme Türklinke. Oh nein ... ich öffne ein Auge und schaue auf meine Hand. "Das war meine Brust." Sehr schön gemacht, Shana! Ich schaue ihm in ins Gesicht und sehe dieses typische Schmunzeln. Er ist nackt! Ich flüchte quiekend aus dem Zimmer, wo Saliha schon auf mich wartet. "War es schön?", neckt sie mich. "Wie kommst du darauf?", flüstere ich und versuche das Geschehene zu vergessen. "Man hat alles gehört." Na toll! "Hast du etwas gesehen?", fragt sie. "Etwas zu viel." "Hast du auch ihn gesehen?" Meine Augen weiten sich. "Gott, nein!" Ich hoffe so sehr, dass ich nicht erröte. Das würde mir noch fehlen. "Gerade war deine Röte fast weg, jetzt ist sie wieder da", lacht sie.
"Und Shana, geht's dir besser?", fragt Ramazan. "Ihr geht es besser, als es ihr sollte", summt Saliha zweideutig und kassiert von mir einen Schlag gegen die Schulter. "Can, was hat solange gedauert?", fragt Malik. Wieso ist er so schnell fertig? "Diese Scheißtüren." Ich kann mir sein Grinsen schon vorstellen. Ich erhasche mir einen Blick von Can. Idiot! "Klemmt sie?", hakt Malik nach, was Can kurz auflachen lässt. Oh nein, bitte lass ihn nichts ausplappern. "Nein, sie stand einfach im Weg." Meine Hand schlägt auf dem Tisch auf, weswegen alle Blicke des Tisches zu mir gleiten. Scheiße, ich wollte nur Can damit warnen! "Da war ein Tier." Mir wird ganz warm. "Hoffentlich ist deine Hand jetzt nicht nass." Ich erdolche Can mit meinen Blicken, er hingegen blickt mich schelmisch an. Warte ab, du Scheißriese. "So Leute! Wir besuchen heute das Naturkundemuseum. Ich bitte darum, dass ihr euch vernünftig benehmt." Herr Markus schaut auffällig zu Ramazan und Malik, die ihre Blicke lachend senken. "Da das Museum erst um 09:30 Uhr öffnet, habt ihr noch etwas Zeit. Um 09:10 Uhr treffen wir uns in der Lobby. Ich möchte noch sagen, dass wir wie normale Menschen da reingehen werden", fügt Herr Belunek hinzu und schaut ebenfalls auffällig zu Malik und Ramazan. "Das Buffet steht bereit." "Ich will noch etwas sagen!", ruft Ramazan und hebt die Hand, woraufhin er aufsteht und langsam auf mich zuläuft. Was wird das?
"Wenn jemand Scheiße baut oder sich mit mir anlegt, dann", knurrt er in einem bedrohlichen Ton und schaut mit ernster Miene durch den Raum. "dann kriegt er es mit Shana zu tun", setzt er kleinlaut fort und versteckt sich hinter mir. Sofort fangen wir alle an zu lachen. Alle, außer Aleyna, die ich mit einem vielsagenden Blick anschaue.
Nach dem Frühstück gehen wir auf unsere Zimmer. Viyan schließt die Tür und sofort fängt Saliha an zu kreischen. "Shana hat Can nackt gesehen!" Oh mein Gott, nicht ihr Ernst! "Was?", ruft Viyan. "Ich wusste es! Du bist doch keine Jungfrau mehr!", grölt sie schelmisch grinsend. "Halts Maul! Es war nicht so!", flüstere ich. Am Ende hört der Idiot das nebenan. "Aha, und wie war es dann?", fragt Cathleen plötzlich mokant. Was hat sie denn jetzt? "Ich wollte ihm nur seinen Hoodie zurückgeben. Ich habe ja nicht gewusst, dass er unter der Dusche ist." "Kannst du keine Wassergeräusche hören oder was?", blafft sie jetzt. Ich schaue sie verwirrt an. Was ist jetzt ihr Problem? "Kann ich durch Türen sehen?! Was hat das jetzt damit zu tun?" Was hat sie jetzt für Störungen? "Als ob Shana jetzt wusste, dass Can sich unter der Dusche befindet", verteidigt Saliha mich. "Ja, ist okay", erwidert sie patzig. Viyan und Saliha schauen entgeistert an. Ich schüttele einfach nur den Kopf und mache augenverdrehend eine wegwerfende Bewegung. Es ist bestimmt nur Stress mit ihrem Freund.
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Arroganz
RomanceShana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr Abitur zu absolvieren. Schon an ihrem ersten Tag trifft sie auf den, ihr noch unbekannten, 17-jährigen Can. Seine chauvinistische Art lässt...