Epilog

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Can

Was zum Teufel hat er gesagt? Ich schaue sofort zu Shana, die mich fassungslos anschaut, woraufhin das Scheinwerferlicht auf sie strahlt und sie dann ihr Augen schließt. Ich drehe mich aufgebracht durch die Menge, wo mich alle verwundert anschauen. Wie? Aleyna kommt auf mich zu und schmeißt sich in meine Arme, was ich aber nicht erwidere. Ich bin zu sehr unter Schock. Das kann doch nicht sein. Ich habe jeden hier praktisch aufgedrückt für Shana zu stimmen, das ist unmöglich! Shanas Freundinnen reden auf Shana ein, die gar nicht zuhört und ihre Hand hebt, damit die beiden schweigen. Ihr Blick ist verletzt und wütend zu gleich. Sie ist enttäuscht von mir. Ein wehmütiges Lächeln schenkt sie mir, bevor sie langsam die Hintertür öffnet und rausstürmt. Fuck! Ich schubse Aleyna sofort weg von mir und ziehe Malik zu mir. "Wenn du mein Bruder bist, dann übernimmst du diesen Tanz mit diesem Weib." Er nickt sofort und nimmt mir diese verfickte Krone ab, woraufhin ich ebenfalls aus der Tür stürme und Shana hinterherrenne. Das war gar nicht so geplant, verdammt! Wie kann so etwas nur schief gehen?! Wie, verdammt, wie?! Und wie hat es dieses verdammte Gör geschafft Abschlussballkönigin zu werden? Shana steht an der großen Halle und hat mir den Rücken zugedreht. "Scheiße!", zische ich und renne auf sie zu. "Versuch es gar nicht, Can." Ihre Stimme hört sich so hart und distanziert an. Ich bleibe vor ihr stehen, während sie sich mit Enttäuschung in den Augen umdreht. Fuck! Das wollte ich doch nicht! "Du hattest recht." Ein sarkastisches Lächeln schmückt ihre dunklen Lippen. "Ich habe mich geschämt und das tief in Grund und Boden." Ich schließe meine Augen und kneife sie fest zusammen, ehe ich sie wieder öffne. Mein Kopf tut schon vor Aufregung weh. "Shana-," "Wieso? Wolltest du mich demütigen, Can?", fragt sie voller Abscheu und läuft auf mich zu. "Shana, nein! Du verstehst das falsch", versuche ich ihr zu erklären. "Was ist daran falsch zu verstehen? Du hast mich sogar vorgewarnt und ich Idiotin habe es ignoriert. Du hast mich bloßgestellt, Can." Ich fahre mir über mein Gesicht und versuche ruhig zu bleiben. Das läuft alles schief, verdammt schief. "Hast du das erreicht, was du wolltest, Can?", zischt sie und schubst mich an meiner Schulter weg, woraufhin ich ihre zierlichen Handgelenke festhalte. "Hör mir doch zu, Shana!", rufe ich schon verzweifelt, doch sie schüttelt ihren Kopf. "Nein, Can! Du hast mir unnötig Hoffnung gemacht! Ich will dir nicht zuhören!", ruft sie und wimmert. Sie hat sich Hoffnungen gemacht? "Shana." Ich schaue in ihre reuevollen Augen, die in meine schauen, sich aber dann senken. "Shana, sieh mich an", gebe ich sanft von mir und hebe ihr Kinn an, doch sie schlägt meine Hand weg. "Lass mich einfach gehen, Can." "Ich lasse dich jetzt nicht gehen", kommt es etwas gereizt von mir. Ihre Sturheit passt hier jetzt gar nicht hin. Sie macht alles schlimmer, als es schon ist. "Fass mich nicht an, Can!", keift sie und zieht zornig ihre Augenbrauen zusammen. Ich werde wütend. "Hör mir doch zu, Shana!", brülle ich, woraufhin sie sich in meinem Griff windet. "Was willst du, Can?! Was willst du?!", brüllt sie, als sich ihre Augen mit Tränen füllen. "Ich wollte mir dir tanzen, verdammt!" Ihre Augenbrauen, die gerade noch zusammengezogen waren, lockern sich und auch ihr Blick wird weicher. "W-was?", haucht sie schon fast. "Ich wollte mit dir tanzen! Jeden habe ich gesagt, dass sie dich wählen sollen, damit ich dir dann endlich gestehen kann, was ich dir gegenüber empfinde!", haue ich die Wahrheit voller Verzweiflung raus, woraufhin sich ihrer Augen weiten.

Ihre linke Hand wandert zu ihrem offenen Mund, den sie dagegen legt und den Kopf schüttelt. "N-nein, das kann nicht sein." Was meint sie damit? Fragend und mit bebender Brust schaue ich sie an, lasse meine Hände von ihr ab, als sie langsam nach hinten schreitet. Was macht sie da? Was hat sie vor? "Sh-shana", setze ich zitternd an und schlucke. "Das meinst du doch nicht ernst", murmelt sie und fahrt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht durch ihre Haare. "Shana, doch." Sie zerstört gerade die vielen Hoffnungen in mir. Warum macht sie das? "Can, das kann nicht gut gehen", wimmert sie und hält sich wieder die Hand vor dem Mund. Das kann nicht gut gehen. "Lass es mich versuchen, Shana", versuche ich es wieder, doch sie schüttelt ihren Kopf und hat damit meine Hoffnungen in Grund und Boden gehauen, geschmissen. Sie hat sie bei lebendigem Leibe verbrannt und dieses Brennen verspüre ich gerade in meiner Brust. "Wir gehen getrennte Wege, Can. Dein Weg führt dich nach München und meiner mich nach Hamburg", gibt sie brüchig von sich und wischt sich schnell die Träne weg. Das war wie ein Schlag in die Magengrube. "Shana?" Es sollte keine Frage sein, aber ich bin gerade so erschüttert, dass ich mich gerade so noch unter Kontrolle habe. "Shana, wieso machst du das?", flüstere ich und laufe auf sie zu. "Es würde nicht gut gehen, Can. Wir würden uns nur verletzen. Ich glaube nicht, dass du eine Fernbeziehung eingehen würdest, ohne anderen Frauen hinterherzulaufen." Wieso denkt sie so von mir, verdammt! Weil du eben so bist. Ich kneife feste meine Augen zusammen und versuche nicht emotional auszubrechen. Mein ganzer Körper tut weh. Es zieht am Kopf. Ich ziehe sie fest in meine Arme und atme tief ihren Duft ein, den ich möglicherweise nie wieder riechen werde. "Can, mach es nicht schlimmer, als es schon ist", wimmert sie, woraufhin ich eine Träne von ihr auf meiner Brust spüre. Geh bitte nicht, Shana. Tu mir das nicht an! Sie löst sich von mir und schaut mich mit Tränen in den Augen an. Wieso tust sie das? Lass mich nicht allein, Shana. Einen langen und schmerzerfüllten Kuss gebe ich ihr auf ihre Stirn und spüre, wie sie sich in mein Hemd krallt. "Shana, sag mir bitte jetzt die Wahrheit." Ich schaue ihr voller Leid in die Augen, während sie nickt. "Empfindest du genau so stark wie ich?", flüstere ich, woraufhin sie ihre Lippen aufeinanderpresst und nach hinten läuft. Nein. "Shana", krätze ich, doch sie dreht sich mit einem letzten, voller Trauer erfüllen Blick um und läuft zurück in die Aula.

"Nein", hauche ich fassungslos und sehe gerade gar nichts mehr richtig. "Nein!", gebe ich lauter von mir und fahre mir über mein Gesicht. "NEIN, VERFICKTE SCHEIßE!", brülle ich aus tiefster Seele und boxe gegen die Wand, ignoriere das Pochen und Brennen. Ich raufe mir meine Haare und lache hysterisch auf. "Sie empfindet nicht dasselbe, wie ich." Ich schüttele mit zusammengepressten Lippen meinen Kopf. Das ist doch verrückt! Niemals hat mich ein Mädchen abserviert. Sie alle haben mich geliebt und verehrt! Alle, nur die, die ich haben will nicht. "FUCK!", brülle ich und ziehe an meinen Haaren. Sie ist weg. Das ist ein Verlust. "Sie ist weg", flüstere ich und kneife meine Augen zusammen. Dieses gottverdammte Ziehen, Stechen, Brennen in meiner Brust breitet sich aus und lässt mich schwer atmen. "Shana", gebe ich brüchig von mir und verliere eine Träne. Verdammt, ich weine sogar! Und das nur wegen diesem Mädchen, die sich seit Tag Eins in meinen Kopf gesetzt hat und mich am letzten Tag verlassen hat. Ich setze mich auf den Hocker, damit ich nicht auf die Knie falle und halte mir meine Hände vors Gesicht. Ich darf nicht schwach werden. "Sie ist weg", flüstere ich und diese Tatsache schmerzt mich immer wieder aufs Neuste. Ich habe sie doch immer glücklich gemacht? Es würde nicht gut gehen, Can. Ihre weinerliche Stimme wiederholt sich in meinem Kopf und es will einfach nicht aufhören. Mein Kopf tut deswegen weh. Ich höre, wie welche auf mich zu rennen und merke spätestens dann, als sie bei mir sind, dass es Ramazan und Malik sind. "Hat sie Nein gesagt?", fragt Malik mich. "Sie hat gar nichts gesagt", gebe ich barsch von mir. "Sie meinte nur, dass es nicht gut gehen würde. Wir würden uns nur verletzen." Ich verziehe mein Gesicht und fahre mir durch meine Haare. "Deine Hand sieht gar nicht gut aus, Can", kommt es von Ramazan, der sich vorsichtig nähert. "Scheiß auf meine Hand!" Shana, komm zurück! Alle Stimmen in mir wollen sie zurück, aber sie ist weg.

Ich fahre mit meinen Eltern nach Hause und bin vollkommen stumm. Meine Mutter hat versucht mit mir zu reden, doch ich kann ihr nicht sagen, was passiert ist. Ich muss mich erst etwas beruhigen. Ich darf nicht ausrasten. Das endet nicht gut. Wir laufen schweigend in die Wohnung, wo mir meine Mutter mit einem kleinen Lächeln das Jackett abnimmt und mir dann einen Kuss auf die Wange gibt. Was ist, wenn das Kämpfen alleine nicht reicht? Diese Frage kommt mir wieder in den Sinn. Beten. Ich würde zu Gott beten, hat mir Shana dann geantwortet. Wenn du einen Wunsch hast und er dir nur gut tun kann, er dein Leben bereichert, dann wird dir Gott diesen Wunsch erfüllen, weil er es ebenfalls möchte. Ich laufe ins Schlafzimmer meiner Eltern, wo meine Mutter gerade anfangen möchte zu beten, mich aber dann bemerkt und sich mit einem warmen Lächeln zu mir dreht. "Kann ich dich etwas fragen?" Sie nickt und zeigt aufs Bett, wo wir uns dann hinsetzen. "Was ist denn los, Can? Den ganzen Weg über bist du so traurig." Ich atme tief durch und seufze. "Wie macht man ein Bittgebet?" Meine Mutter schaut mich überrascht an. "Was möchtest du denn haben, Can?"

"Ein Mädchen."

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E N D E

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Ja, das hier ist das Ende - ein offenes Ende, das heißt: Fortsetzung. Bei diesem Kapitel habe ich einige Tränchen verloren 😐

Es läuft halt nicht immer als gut, weswegen man Kämpfen muss. Die Mauer, die die Gefühle einschließt muss erklommen oder zerstört werden ☺️

Man sieht sich 👋🏽

-Helo

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt