Kapitel 89

70.6K 2.3K 527
                                    

Donnerstag, 12. Oktober

"Ey, Elif hat mir erzählt, dass sie mit Can essen war", flüstert mir Saliha zu. "Ich weiß", flüstere ich mit verdrehten Augen zurück und schiele kurz nach hinten zu Can. Ich muss an Chemie denken, wir schreiben am Montag die Chemie Klausur. Er hat gute Notizen. Das Gute ist, dass wir Donnerstags zwei Stunden Chemie haben und die Mathe Stunde gestrichen wird, herrlich. Nach zwei Stunden Unterricht gehen wir nach draußen, wo Malik schon auf der Bank sitzt und uns zu lächelt. "Wir haben gleich Freistunde und danach die Letzte frei", sagt Viyan und meint eigentlich den Sportunterricht. "Shana, deine beste Freundin kommt", flüstert Ramazan und stupst mich von der Seite an. "Gott, kann die nicht krank werden?", gebe ich abwertend von mir und verdrehe meine Augen, die irgendwann noch vom ganzen Verdrehen rausfallen werden. Sie umarmt Can und begrüßt den Rest mit einem einfachen Hallo. Natürlich bin ich so sozial und grüße - im Gegensatz zu den anderen - nicht zurück. "Ich wollte dir danken, für den Tag. Der war echt schön", sagt sie leise, aber so laut, dass jeder von uns es mitbekommt und genau das sollte ihr Ziel sein. Wir alle sollen wissen, dass zwischen den beiden was läuft, vor allem ich. Das Tolle ist aber, dass alle, außer ihr wissen, dass es nur eine Wette ist. Aleyna und ihre Hündinnen kommen auf uns zu gedackelt und bleiben vor Can stehen. "Can, wir müssten mal wieder reden." Sie betont das Reden sehr ambivalent. Das ist ihr Codewort für: Lass uns wieder miteinander Schlafen und das nervt mich. Elif schaut Aleyna mit zusammengezogenen Augenbrauen an, was dazu führt, dass Aleyna sie abwertend anguckt. Ich rieche einen Bitch-Fight. "Was?", fragt Aleyna patzig. Mir steigt ein Grinsen auf, genau wie bei allen anderen hier auch, aber genau wie ich, verstecken auch sie ihr Grinsen. "Nichts", gibt Elif im selben Ton von sich. "Dann guck nicht", zischt Aleyna nun. "Was wenn doch?" "Ihr nervt beide", mische ich mich genervt ein, obwohl mir nach Lachen zumute ist. Beide schauen mich mit einem genervten Blick an, woraufhin ich beiden ein gefälschtes Lächeln schenke. "Ich weiß ja nicht, wer du sein sollst, aber Can will nichts von so einer, wie dir", sagt Aleyna in einer arroganten Tonlage. "Oh Gott", sage ich seufzend und schaue zu Can, den das Ganze sichtlich amüsiert. "Ich weiß ja nicht wer du sein sollst, aber Can will nichts von so einer Hure, wie dir. Man hört so einiges über dich", kontert Elif nun und lächelt fies, worauf Aleynas Gesichtszüge sich verhärten. Okay, der war gut. "Der saß", kommentiert Ramazan im Flüsterton. "Ich weiß ja nicht wer ihr sein sollt, aber Can will nichts von euch beiden. Ihr seid peinlich", mische ich mich jetzt wieder ein, was zu führt, dass Aleyna sich zu mir dreht. Ich lächele sie gefälscht an und warte auf ihre Worte. "Du brauchst gar nichts zu sagen!" Ich unterbreche sie sofort, da ich weiß, dass ihre Sätze keinen Sinn ergeben werden. "Ich habe auf jeden Fall etwas zu sagen, denn ich kann im Gegensatz zu euch klar denken und bin diesem Jungen nicht verfallen. Kommt mal runter auf den Boden der Tatsachen und hört auf euch so zu blamieren", sage ich ernst und schaue in Aleynas Augen, während ich beim Reden erstmal auf Elif und dann auf Aleyna gezeigt habe. Sie schnaubt und nimmt dann ihre Freundinnen mit, bevor sie abhaut. Ich schaue Elif mit einem kalten Blick an, bevor ich kopfschüttelnd und mit verdrehten Augen seufze und mich dann zu Saliha und Viyan drehe, die direkt anfangen zu lachen. Kurz danach klingelt es, woraufhin wir dann auf die andere Seite der Schule laufen und vor der Sporthalle warten, bis Herr Jakubeck kommt, der nicht lange auf sich warten lässt und die Tür aufschließt. Ich lege sofort Jacke und Tasche ab und begebe mich in die Halle, bleibe dann aber stehen, als mein Handy vibriert.

'Komm mal gleich raus', schreibt mir Can.

Da es auffällig wäre, wenn ich durch die Tür gehen würde, die von der Mädchenkabine in den kleinen Flur und von da nach draußen führt, ziehe ich mich extra langsam um, laufe ich an den Mädchentoiletten der Kabine vorbei und nehme von da die Treppe hoch und verstecke mich auf der Tribüne.

'Beeil dich. Bin auf der Tribüne', schreibe ich.

'Komm dann einfach in die Kabine. Bin der Einzige hier.'

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt