Kapitel 111

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Dienstag, 21. Mai

Pollenallergie. Alle Allergiker wissen, was das heißt; verstopfte und laufende Nasen, geschwollene, trockene, juckende oder rote Augen inklusive einer Bindehautentzündung, wenn man so viel Glück hat, wie ich und einen ganz tollen Hautausschlag. Ist das nicht toll? "Mama! Komm ins Zimmer!", rufe ich, als ich bemerke, dass meine Augen verklebt sind. "Was ist?", fragt sie, als ich höre, wie sie das Zimmer betritt. "Meine Bindehaut ist entzündet. Hilf mir bitte ins Bad." Sie seufzt, da sie es nicht mag, wenn sich die Allergien bei mir stark ausprägen. Sie sagt immer, dass sie deswegen leidet, was ich nicht verstehen kann. Es ist ja bald wieder vorbei, aber das ist halt die Liebe einer Mutter. "Geh doch zum Arzt", schlägt sie mir vor und gibt mir meinen Mantel, da ich nicht in Unterwäsche ins Bad laufen will. "Was soll der Arzt machen? Mir mehr Medikamente geben?" Ich habe wegen meinen ganzen Allergien und Hauptproblemen - hauptsächlich Neurodermitis und meine Laktoseintoleranz - eine ganze Apotheke in meiner Schublade. "Dann nimm doch eine Tablette", sagt sie und hilft mir ins Bad zu laufen. "Dann werde ich aber total müde und kann im Unterricht nicht aufpassen." Ich seufze und strecke meine Arme überall hin, da ich Angst habe irgendwo dran zu knallen.

"Hier, rechts." Sie dreht meinen Körper nach rechts und dann wieder nach links und macht den Wasserhahn an. "Danke." Ich fange an, mir meine Augen zu waschen und die Klumpen von meinen Lidern und Wimpern zu entfernen. Ich wasche meine Augen dann noch einmal gründlich ab und schaue in den Spiegel. Meine Mutter zieht sofort schockiert die Luft ein, während ich lächele. Ich finde es faszinierend, dass meine Augen blutrot unterlaufen sind und gequollen. Ich könnte sie mir jetzt stundenlang anschauen, weil es so faszinierend für mich ist. Ich ziehe mein unteres Augenlid runter und schaue mir an, wie stark die Äderchen durchblutet sind. "Nimm doch Augentropfen, Shana." Sie schaut mich bemitleidend an, während ich meinen Kopf schüttele. Ich lächele sie an, weswegen ich fast gar nichts mehr sehen kann und laufe in die Küche, um etwas zu essen. Kelloggs kann ich vergessen, da ich heute nicht sterben möchte, also mache ich mir schnell ein Brot und putze mir danach die Zähne. Im Brot war Weizenmehl drinnen. Ich verdrehe meine Augen, als es mir einfällt und spucke die Zahnpasta aus. Kurz schaue ich wieder in den Spiegel, um mein Gesicht, welches leicht geschwollen ist, zu betrachten und muss lächeln. Ich sehe aus wie ein Baby. Ich laufe in mein Zimmer und ziehe mir eine schwarze Hose an, kombiniert mit einem königsblauen Trikot, welches aus Netz besteht. Natürlich sind die Löcher klein und deswegen fällt es nicht direkt auf. Außerdem wird mein meinen Bauch nicht wirklich sehen, da die Hose tailliert ist und mit dem schwarzen Top darunter nur einen kleinen Schlitz zeigt, der nicht wirklich auffällt. Meine Haare befeuchte ich mit einem Spray an und knete sie, wodurch sie an mehr Sprungkraft und Volumen gelangen. Ohne Lederjacke verlasse ich die Wohnung, als ich mich ein parfümiert habe und meine Air Jordan 11 Colombia angezogen habe. Als ich heraustrete fliegen mir die ganzen Pollen um die Nase und kitzeln sie. "Scheiße", seufze ich, als ich bemerke, dass ich vergessen habe Taschentücher einzupacken. Egal, ich frage einfach Saliha, sie hat immer welche.

Während des Hinweges habe ich mehr Tränen verloren, als bei einem traurigen Film. Dieses Jahr wird es total schlimm mit der Allergie. Ich glaube die ganzen Leute denken, dass ich jemanden verloren habe, da ich die ganze Zeit die Nase hochziehen und meine Tränen wegwischen muss, aber daran bin ich schon seit zehn Jahren gewohnt. Ich steige aus dem Bus aus und kratze an meiner Wange, da meine Haare sie gestriffen haben und sie deswegen kitzelt. Hypersensible Haut ist ebenfalls ein Attribut eines waschechten Allergikers, wie ich es bin. Ich laufe durch das Tor und sehe, wie Ramazan und Malik vor mir am laufen sind, weswegen ich heimlich auf sie zu renne und jeweils einen Arm um sie lege. Sie lächeln mich erst einmal, doch schauen dann schockiert. "Was ist passiert?", fragt mich Malik geschockt und inspiziert mein Gesicht. "Shana, war es wegen der Sache?", fragt Ramazan mich und mustert mich besorgt. "Ich habe-," "Wer war das Shana?", fragt Malik mich wieder und schüttelt seinen Kopf, weswegen ich schmunzeln muss, woraufhin eine weitere Träne mein Auge verlässt. "Es ist nur eine Allergie", bringe ich schmunzelnd hervor und niese danach. "Hat einer ein Taschentuch? Wenn ich mein Niesen weiter unterdrücke, sterbe ich noch", gebe ich lachend von mir und schaue in die entgeisterten Gesichter der beiden.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt