Fassade -33

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Mit 11 Jahren besuchte ich, mit meiner Oma ein Theaterstück. Es ging um einen alten Mann und seine Familie. Die Familie hatte alles, sie waren unbesorgt und haben alles in vollen Zügen genossen. Sie lebten im jetzt und hier, für sie gab es keine Zukunft, nur das hier und jetzt. Alles was geschah nahmen sie so wie es kam. Diese Familie könnte man auch mit allen anderen Familien vergleichen. Natürlichen machen sich welche sorgen um die Zukunft, aber man lebt trotzdem im hier und jetzt. Man denkt nicht über Dinge nach, die erst später auftreten werden. Warum auch? Bestimmte Sachen werden eh erst in fünf, zehn, zwanzig, oder mehr Jahren geschehen. Selbst über den alten Mann machten sie sich kaum sorgen. Sie nahmen ich wahr, sie wussten das er da ist, dass er Vater, Schwiegervater oder Opa ist, doch sie nahmen nicht wahr, dass die Zeit rennt. Die Zeit wird niemals stehen bleiben. Sie läuft und läuft und läuft -bis man stirbt. Der alte man starb. Er starb und dann wurde der Familie erst klar, wen sie da gerade verloren haben. Ich kann mich noch an ein Zitat der Ehefrau, die Tochter des alten Mannes, erinnern.

"Manchmal merkt man erst am Ende, was man für Glück hatte"

Und so ist es auch! Egal was man für ein leben hat, ob man reich oder arm ist, ob man krank oder gesund ist, ob man Glücklich oder unglücklich ist, am Ende wird diese Erleuchtung kommen. Normalerweise würde ich nie in so ein Stück gehen, am Ende haben alle nur geweint, selbst Grandma, doch es hat mich interessiert. Ich wollte wissen was passiert und normalerweise hätte ich mir das auch denken müssen, dass der Tod kommt.

"Wie fühlen sie sich?"

"Gut"

"Haben sie irgendwelche sorgen?"

"Nein"

"Ms.Mar-"

"Lydia. Darüber haben wir dich längst gesprochen, Dr.Shepard. Ich bin nicht alt, nennen sie mich Lydia", unterbreche ich ihn.

"Also Lydia, wie geht es dir wirklich?"

"Wie oft wollen sie mich denn noch fragen?", Frage ich stattdessen.

"Bis du mir mit was anderem antwortest", Dr.Shepard sieht mich prüfend an.

"Okay, dann gehts mir anstatt gut Super!", ich Kreuze meine Beine und lächel ihn an.

"Weißt du, wie du bei unserem ersten treffen geantwortet hast? Mit Gut", sagt er und faltet seine Hände und legt sie dann auf den Tisch.

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an. "Darf es mir etwa nicht gut gehen?"

"Natürlich darf es dir gut gehen. Das soll es auch, aber Lydia, unsere erste Begegnung ist ein Jahr her."

Das stimmt. Seit einem Jahr, komme ich jeden Mittwoch her. Ein Jahr ist das ganze nun her. Ein ganzen Jahr trennt mich von dieser Nacht. "Sie ist Tod", sage ich und Zucke mit den schultern, "das passiert im leben."

"Ja, das ist sie. Aber es geht mir darum, wie sie gestor-"

Wieder unterbreche ich ihn. "Wie sie umgebracht wurde. Sie wurde umgebracht. Kaltblütig. Sie ist nicht einfach so gestorben, sonder sie wurde umgebracht."

"Du hast das alles gesehen, Lydia"

"Glauben sie mir, ich hab schon genug erlebt",Nicke ich ihm zu.

Er schreibt sich was auf und sieht dann wieder zu mir. "Erzähle mir doch nochmal was danach geschah."

"Das Verhör?", er nickt.

"Das habe ich ihnen schon hundert mal erzählt, sie haben sogar die Akte hier", ich verschränke meine arme und sehe ihn genervt an.

Alpha Scream Z.MWo Geschichten leben. Entdecke jetzt