Alpha Scream Z.M

"Weil ich dich brauche"-35

Ihr solltet immer vergeben. Natürlich ist das schwer und manchmal unvorstellbar, aber vielleicht bereust du es irgendwann? Irgendwann bist du auch mal an diesem Punkt, wo du dir eine zweite oder sogar dritte Chance wünscht. Würdest du dass dann nicht auch wollen? Dass dir jemand vergibt? Bestimmt. Also solltest du beim nächsten mal in dich gehen und noch mal nachdenken. Vielleicht verdient diese eine bestimmte Person sogar eine 100 Chance....

Langsam öffne ich meine Augen. Erst muss ich blinzeln um zu erkennen, wo ich gerade bin. Ich habe zwar keine decke, doch mir ist warm. Ich schaue an mir runter und muss feststellen, dass ich eng umschlungen an jemanden quasi liege. Beim zweiten hinsehen erkenne ich auch an wem. Zayn. Etwas erschrocken reiße ich meine Augen auf. Der Lappen liegt immer noch auf dem Boden, genau so wie wir beide. Ich entferne Zayn's Hand und stehe langsam auf. Oh Gott, das hätte nicht passieren dürfen.

"Morgen", eine raue Stimme kommt mir entgegen und ich sehe wieder nach unten. Zayn sieht etwas verschlafen aus. Er stützt sich ab und steht auf. "Morgen", sage ich mit müder Stimme. Irgendwie ist mir die Situation peinlich. 1. Stehe ich hier im Pyjama da 2. Steht er ohne Hemd da und 3. Ist er Monate lang abgehauen und plötzlich wieder aufgetaucht.

"Kaffee?", frage ich und sehe ihm dabei zu, wie er das provisorische Pflaster abnimmt.
"Gern, schwarz",sagt er und betrachtet seinen Bauch. Das Pflaster ist voller Blut, sein Bauch jedoch hat nicht mal die kleine Narbe davon getragen. Vorteil, wenn man ein Werwolf ist.

Ich nicke, auch wenn er es nicht gesehen hat und mache mich an die Arbeit. Ich Spüre seinen Blick förmlich auf mir, sodass ich nervös werde. Wenn ich jetzt was fallen lassen würde, wäre  das ziemlich peinlich. Zayns Kaffee lass ich schwarz, in meinen kommt dagegen noch ein Schuss Milch und viel Zucker.

Er sitzt genau gegenüber mir. Man hört nur die Zeiger der Uhr und unser schlürfen sowie schlucken, sonst herrscht stille. Ich weiß auch gar nicht was ich sagen soll? Die Situation ist einfach komisch. Natürlich habe ich fragen. Fragen wie: ob es ihm gut geht, wo er war, warum er wieder da ist und mehr, doch kann ich ihn wirklich fragen? Im Endeffekt geht mich das ganze nichts an, auch wenn er mitten in der Nacht in meiner Küche stand. Und dann noch verletzt. Warum ich der dann nicht einfach nachhause, zu den anderen gegangen?  Vor allem, warum ist er genau JETZT wieder da? Jetzt, wo alles so gut läuft. Ich wurde entlassen, fühle mich seit langem wieder gut und bekomme alles einiger maßen wieder hin.

"Lydia?"

Ich schrecke hoch. "Was?", Frage ich total verwirrt.

"Ich hab gefragt, wie es dir geht.", sagt er wieder.

"Gut. Mir gehts gut", ich lächle kurz und schaue dann wieder auf meine Tasse.

"Vielleicht sollten wir darüber reden", fängt er leise an. Ich wusste es. Natürlich will er darüber reden, doch über was genau? Es ist so viel passiert.

"Du willst also reden?",ich sehe ihn ohne Emotionen an. Kurz zögert er, nickt aber trotzdem. "Und über was genau? Warum du gegangen bist? Warum du dich nicht gemeldet hast? Nicht ein einziges mal? Du, als wahrer Alpha? Warum du genau jetzt wieder aufgetaucht bist? Genau jetzt? Zayn, du bist gegangen. Du hast das ganze Rudel im Stich gelassen. Du hast dich irgendwo herum getrieben, hast dich wahrscheinlich amüsiert und alles vergessen und wir? Wir hier mussten damit weiter leben. Ich musste damit weiter leben. Also, sag mir, worüber willst du reden?", kein einziges mal nahm ich meinen Blick von ihm. Er hat mich auch nicht ein mal unterbrochen, sondern hat sich alles angehört.

"Du hast recht", sagt er nach einer Zeit. "Ich bin gegangen. Das war ein Fehler, ja, aber ich bin wieder da, Lydia. Ich werde nicht mehr gehen, weil ihr mich beraucht. Weil ich euch brauche. Weil...ich dich brauche. Mir tut das alles schrecklich leid... Wir haben so viel zu bereden, das werden wir auch, versprochen. Aber jetzt müssen wir erst mal zu den anderen.", in seinen Augen spiegelt sich etwas wieder. Ich weiß nicht was genau es ist, vielleicht Reue? Es tut ihm leid. Das glaube ich ihm, aber da steckt viel mehr dahinter.