Kapitel 1

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„Schatz magst du jetzt endlich aufstehen?", rüttelt mich meine Mutter an der Schulter.  Ich blinzle etwas und gucke sie verschlafen an. Sie sitzt auf der Bettkante und sieht mich freundlich an. „Du musst zur Schule", lächelt sie. Ihre blonden Locken liegen ihr perfekt auf dem Rücken, zwei Strähnen hat sie von vorne nach hinten gesteckt. Die blauen Augen strahlen mich jeden Morgen sanft an. Ich nicke und werfe die Bettdecke von meinem Körper weg. Meine Mutter verlässt mein Zimmer und ich sehe ihr hinterher. Müde werfe ich meine Beine aus dem Bett und erhebe mich . Als ich stehe, halte ich mich an meinem Schrank fest, weil mir wieder einmal schwindelig ist. Das ist morgens bei mir ziemlich normal. Nach zwei Minuten ist das schwindlige Gefühl verflogen und ich stelle mich an meinen Kleiderschrank. Jeden Morgen die gleiche Qual. Ich entscheide mich für ein weißes Tshirt und eine schwarze Jeans. Ich war noch nie ein großer Fan von Farbe. Ich nehme mir die Kleidung und frische Unterwäsche und begebe mich dann ins Bad. Vor der Dusche ziehe ich meine Schlafsachen aus und steige dann in die Dusche. Das warme Wasser löst ein wenig meine Anspannung. Ich träume seit ein paar Wochen sehr schlecht. Ich stelle das Wasser ab, nachdem ich mich gewaschen habe und steige dann aus der Dusche. Meinen Körper wickle ich in ein Handtuch ein. Meine Haare kämme ich gründlich durch und föhne sie anschließend. Während ich mir die Haare föhne betrachte ich mich im Spiegel. Einerseits mag ich meine Haare, andererseits aber auch nicht. Sarah, meine beste Freundin und ich hatten eine Wette. Wenn Enricco, der heißeste Typ mit ihr ausgeht, dann färbe ich mir die Haare in einem lila-blond Ton. Enricco hat davon gehört und fragte Sarah nach einem Date. Da ich eine sehr gute beste Freundin bin habe ich mich an mein Wort gehalten und mir die Haare gefärbt. Mich haben danach viele Mitschüler angesprochen und so habe ich auch ein paar neue Freunde bekommen. Sarah und Enricco sind sogar zusammen gekommen.

Nachdem meine Haare trocken sind ziehe ich mir die Kleidung an, schminke mich dezent und verlasse dann das Bad um herunter in die Küche zu gehen. Meine Mutter reicht mir meine Brotdose. ,,Dein Vater möchte in zehn Minuten los", erklärt Mama und sieht sich im Raum um, als würde sie ihn suchen. Ich sehe sie genervt an, drehe mich auf der Stelle und gehe wieder nach oben. In meinem Zimmer packe ich meine Tasche für die Schule. Mathe, Deutsch, Politik. Langweilig. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch zwei Minuten habe. Ich ziehe meine Lederjacke und Converse an, als mein Vater im Türrahmen steht. Er fragt ob ich bereit bin und ich nicke. Ich schultere mir die Tasche und folge ihm nach unten. Ich verabschiede mich von Mama und setzte mich dann auf den Beifahrersitz. Mein Vater ist der Direktor an meiner Schule. Nein kriege dadurch keine Pluspunkte, mein Vater erteilt mir liebend gern Strafen. Mein Vater verlässt die Einfahrt und mein Blick gleitet aus dem Fenster über die Gegend. Die Innenstadt von Köln.

„Los Melina! Wir verpassen sonst die Bahn!", ruft mir Jaden zu. Jaden ist mein Cousin, entweder war ich jedes Wochenende bei ihm in Hamburg oder er war bei mir. Wir waren unzertrennlich. Richtig. Wir waren unzertrennlich. Jaden ist seinem Traum nach gegangen und in die USA gezogen, um einer Band bei zu treten. Ich weiß nur leider nicht, wo er ist, weil wir keinen Kontakt mehr haben und zu seiner Familie habe ich ebenfalls kein Kontakt mehr. Ich vermisse Jaden..

Ich blicke weiter durch die Gegend.

„Ich komm ja schon!", lache ich. Ich renne hinter ihm her.
Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her. Wir erreichen die Bahn und steigen schnell ein. Jaden fängt an zu lachen, weswegen ich auch lachen muss. 

„Melina?", reißt mein Vater mich aus meinen Gedanken.  „Mh?", frage ich und ich gucke ihn traurig an. „Wir sind da", antwortet er kalt. Ich seufze und steige aus. Ich laufe Richtung Eingang der Schule, als mich jemand an meinem Ärmel zur Seite zieht. Die Person nimmt mich in den Arm und streicht mir über den Rücken. „Hör auf zu weinen..", murmelt eine Person in meine Haare. Erst jetzt merke ich, dass ich weine. Ich blicke hoch und sehe Marlon. Mein bester Freund. Eigentlich ist Jaden mein bester Freund. „Was ist los?", fragt er traurig. „Ich vermisse Jaden..", murmle ich. Marlon drückt mich fest. Ich höre endlich auf zu weinen. Wir gehen zusammen in die Klasse und dort fällt mir Sarah um den Hals. Ich umarme sie freudig. Die letze Schulwoche hat begonnen. In fünf Tagen sind Sommerferien und was soll ich sagen? Ich freue mich. Nur ein Problem gibt es. Sarah und alle anderen meiner Freunde, fahren in den Urlaub. Ich nicht.. Normalerweise habe ich meine Ferien dann damit verbracht, zu Jaden zu fahren und sowas. Aber das war halt einmal. Sarah und ich setzen uns auf unsere Plätze. Wir holen unsere Sachen raus und dann kommt auch schon unser Mathelehrer.

„Melina?", reißt er mich aus meinen Gedanken. Warum bin ich immer so in Gedanken? Ich sehe ihn fragend an. „Du sollst dich bitte runter zum Direktor begeben. Er möchte mit dir reden", erklärt er knapp. Was will mein Vater jetzt von mir? Ich stehe also auf und gehe runter zu seinem Büro. Auf dem Weg dorthin kommt mir Enricco entgegen. Er umarmt mich kurz und drückt mir einen Zettel für Sarah in die Hand. Ich stecke ihn in meine Jacken Tasche und laufe weiter. Mir fällt erst jetzt auf, dass diese drei Stockwerke echt lang sein können, wenn man sie runter laufen muss und keine Ahnung davon hat, was gleich passiert. Ich denke an den Zettel, den mir Enricco eben gegeben hat. Sollte ich ihn lesen? Nein, der ist für Sarah. Aber sie wird es mir eh erzählen. Nein, ich lasse es. Vor der Tür angekommen klopfe ich. Mein Vater ruft ein „Herein", weswegen ich die Tür öffne. Ich betrete sein Büro, dort steht er mit unserer Vertrauenslehrerin, unserem Schulsprecher und meinem Klassenlehrer. Ich sehe alle fragend an, als mein Vater anfangen will zu reden, wird die Tür geöffnet und meine Mutter kommt rein. „Was wird das, wenn es fertig ist?", frage ich verwirrt. „Melina.. wir müssen dir was sagen und zwar ist es so, dass mir ein neuer Job angeboten wurde und ich ihn nicht ablehnen will. Es bedeutet mir sehr viel..", fängt meine Mutter an, weswegen ich nicht mehr zu höre. Mein Vater legt seine Hände auf meine Schultern und guckt mir tief in die Augen. Dann beginnt er zu reden. Ich lasse jedes Wort in meinem Kopf nochmal abspielen.

„Melina... Wir werden umziehen". Mit diesem Satz werfen meine Eltern mein ganzes Leben um.

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