Ich werde wach, als mich zwei Arme hoch heben.
Ich blinzle und blicke in das Gesicht von Sean.
„Sean?", murmle ich leise.
„Mh?", gibt er nur von sich wieder, als er läuft.
„Warum trägst du mich?", frage ich und lege meine Arme um seinen Hals. Man weiß ja nie, bevor er mich noch fallen lässt.
„Wir müssen zum Auto und da Jaden Angst hat dich zu tragen, trage ich dich eben", antwortet er.
Ich nicke verstehend.„Du kannst mich aber auch runter lassen, dann laufe ich", schlage ich vor, doch Sean schüttelt nur den Kopf. Dann eben nicht.
Sean trägt mich noch eine ganze Weile. Irgendwann stellt er mich ab und meint, dass ich auf seinen Arm springen soll.
Bevor er böse wird, tue ich das und lege meine Beine dann um seine Hüfte. Meinen Kopf lege ich auf seine Schultern und betrachte alles, was an uns vorbei zieht.
So viel 'Aktion' an einem Tag.„Melina?", murmelt Sean.
„Was ist los?", frage ich leise und male weiter Kreise auf seinem Rücken.
„Das darfst du mir bitte nicht böse nehmen. Aber warst du mal Magersüchtig oder sonst irgendwas? Du wirkst so zerbrechlich irgendwie...", zum Schluss hin wurde er immer leise.
Und was soll ich sagen? Ja er hat recht. Ich hatte Magersucht.
Ich nicke stumm.An unserer Schule gab es letztes Jahr einen Sommerball.
Ich hatte eigentlich dort ein 'Date' mit Daniel. Als wir zusammen ein Kleid und ein Anzug kaufen wollten, meinte die Frau, dass ich zu dick wäre, da ich nicht in das Kleid gepasst habe.
Daniel fand das irgendwie schlimm und forderte mich dann dazu auf, dass ich abnehmen soll, damit ich in ein Kleid passe und es für ihn nicht peinlich wird.
Ich fing an mir nach dem Essen den Finger in den Hals zu stecken, ich fing an kaum noch zu essen. Meine Eltern merkten das kaum, weswegen sie nie verstanden, warum ich neue Klamotten brauchte.
Dann hatten wir Sport und Daniel kam auf mich zu.
Also wenn du mit der Figur jetzt noch ein Kleid findest, dann gehen wir zusammen, meinte er zu mir.
Und dann geschah es. Da er dieses 'noch' so betonte bekam ich Angst, dass ich zu dick wäre und rannte auf Toilette und übergab mich. Als ich die Halle wieder betrat wurde die Angst schlimmer und ich brach letztendlich zusammen...„Magst du mir erzählen, warum?", fragt Sean.
„Wann anders." Sean nickt verstehend und läuft weiter.
Merkt man das wirklich so sehr?„Sean?", murmle ich.
„Das muss unter uns bleiben. Jaden darf davon nichts erfahren", bitte ich ihn.
Sean nickt.„Steig ein", fordert Sean, als er mich abstellt.
Wir stehen vor einem schwarzen Van.
Ich steige also ein und er folgt mir.
Im Van sitzen auch die anderen Jungs.„Bereit unser Haus zu sehen?", lächelt Jaden.
Ich nicke.
Wir fahren anscheinend zu Ihnen nach Hause.500 rote Ampeln später sind wir dann endlich angekommen.
Wir steigen aus dem Auto aus und gehen in das Haus.
Von außen wirkt es etwas klein, doch als wir es betreten wirkt es viel größer.
Es ist modern eingerichtet und... unordentlich.
Lachend setze ich mich auf die Couch lege ein Tshirt weg.„Hey das ist ja mein Tshirt", grinse ich. Das Tshirt habe ich Jaden mal zu Weihnachten geschenkt. Hätte nicht gedacht, dass es ihm immer noch passt.
„Jaa.. dazu muss ich dir was sagen", lacht Jaden leise.
Ich sehe ihn fragend an.
„Naja mir ist es zu klein, aber ich wollte es nicht weg machen. Also habe ich es Sean geschenkt", lächelt er leicht.
Ich nicke. Doof ist es ja schon, dass er es nicht mehr trägt. Aber süß, dass er es Sean gegeben hat, damit er es immer sieht und sich so dran erinnert.Sean lächelt schüchtern und reicht mir seine Hand.
„Komm, ich zeig dir das Haus", lächelt er.
Ich nehme seine Hand und stehe lächelnd auf.
Zusammen laufen wir durch das Haus und er zeigt mir jedes Zimmer.
„Also mit Ordnung habt ihr es ja nicht oder?", lache ich, weil die Zimmer von den anderen vier Jungs total unordentlich sind.
„Nicht so wirklich", lacht jetzt auch Sean.„So das letze Zimmer ist mein Zimmer", lächelt er und betritt sein Zimmer.
„Ordentlicher als die anderen Zimmer", kichre ich und gehe hinter ihm her.Seans Zimmer ist in einem weiß und schwarz Ton gehalten.
Seine Wände sind weiß, genauso wie sein Bett und sein Kleiderschrank, der eine ganze Wand lang geht.
Gegenüber von dem Bett steht ein kleines Regal, wo sein Fernseher drauf steht, dass Regal ist schwarz. In einer Ecke hat er einen Schreibtisch stehen, der ebenfalls schwarz ist.
Das einzige was Farbe hat, ist seine Bettwäsche und der Boden. Der Boden hat einen hellen Braun Ton und seine Bettwäsche ist blau und grün.An sich ein schönes Zimmer. Wenn es aufgeräumt wäre.
Ich blicke mich um und gucke dann leicht traurig auf den Boden.
„Was ist los?", fragt Sean.
„Das Zimmer erinnert mich an Daniel. Sein Zimmer sah genauso aus", murmle ich.
„Wer ist Daniel?", fragt er mich.
Ganz schön neugierig dieser Junge. „Ist er an deiner Magersucht verantwortlich?", erkundigt er sich vorsichtig.
Ich nicke.Wir setzen uns auf sein Bett.
Mittlerweile weine ich wieder, weswegen Sean einen Arm um mich legt und mich zu sich zieht.
„Willst du es mir erzählen?", fragt er, als er mir durch die Haare streicht.
Kann ich ihm vertrauen? Andererseits sollte ich wirklich mal mit jemanden darüber reden.
Ich nicke also und fange an alles Sean zu erzählen.
Vom Anfang bis zum Ende.
Während ich ihm die Geschichte erzähle lege ich meinen Kopf an seine Brust und merke seinen Herzschlag. Dieses Pochen beruhigt mich irgendwie.Als ich fertig mit erzählen bin nimmt Sean mich etwas fester in den Arm und streicht mir über den Rücken.
„Wir passen auf dich auf", murmelt er in meine Haare, „voralm Jaden und ich. Du kannst dich auf uns verlassen."
Ich nicke dankend und umarme ihn auch.Es hat wirklich gut getan ihm es zu erzählen. Drüber reden ist immer besser, als alles in sich hinein zu fressen.
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missing love
Fanfiction„Melina, wir werden umziehen". Mit diesem Satz werfen meine Eltern mein ganzes Leben um.