Kapitel 21 (1)

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Komm schon. Kannst doch auch noch später lernen, du Streber., kopfschüttelnd sah ich auf die Nachricht die Cam mir gerade gesendet hatte.

Seit gut 10 Minuten versuchte er mich zu überreden mit ihm zum Stall zu gehen. Auch wenn mir der Gedanke, den Tag, oder eher den Rest des Tages, der noch übrig war nachdem ich heute erst mal bis mittags geschlafen hatte, mit Cam am Stall zu verbringen durchaus gut gefiel, durfte ich nicht schwach werden.

Montag stand die nächste und vorerst letzte Klausur an und die wollte ich wirklich nicht verhauen.

Kannst mir ja helfen :D, tippte ich und drückte auf senden. Es dauerte eine Weile bis ich Cam überzeugt hatte, aber das Argument, dass Elly mich auch gefragt hatte, ob ich jetzt mit ihr zu den Pferden könnte, hatte ihn schließlich überzeugt. Denn das hieß ja, dass sie gleich am Hof sein würde und er wollte ja nicht riskieren, dass sie uns sah.

Deshalb stand er kurz darauf in meinem Zimmer, nachdem meine etwas überraschte Mutter ihm die Türe geöffnet hatte. „Was musst du überhaupt lernen?", seufzte er und warf sich einfach auf mein Bett. „Französich.", brummte ich und wedelte mit meinem Buch durch die Luft.

„Ihh. Ne das kann ich nicht, das kannst du schön alleine lernen.", kommentierte er schulterzuckend und zog einfach sein Handy aus der Hosentasche.

Und das war Cams vollkommener Ernst. Arschloch. Er ließ einfach nicht mit sich reden und so gab ich es irgendwann auf.

Also lernte ich während Cam irgendwas auf seinem Handy zockte und alle 10 Minuten fragte wie lange ich denn noch bräuchte. Ehrlich gesagt ich konnte mich kaum konzentrieren, mein Blick driftete immer wieder zu Cam.

Er sah so süß wie er konzentriert auf seinem Handy tippte und dabei angestrengt auf seiner Lippe kaute.

„Mach n Foto, hält länger.", grinste er ohne mich dabei anzusehen. Erschrocken und beschämt wand ich mich ab und konzentrierte mich wieder auf meine Französisch Vokabeln.

Trotzdem spürte ich wie Cam mich hin und wieder musterte, aber ich traute mich nicht mehr zu ihm zuschauen. War schon peinlich genug, dass er mich beim starren erwischt hatte. „Hast dus dann mal bald?", kam es irgendwann zum hundertsten Mal von ihm und ich stöhnte genervt auf.

„Ist ja gut, gehen wir." Blitzschnell sprang er von meinem Bett und rief „Na endlich!" Ich rollte nur mit den Augen und packte mein Buch wieder in die Schublade. „Ich geh mich nur eben umziehen." 

„Oh, da komm ich gerne mit.", dreckig grinsend sah er mich an. „Träum weiter.", lachte ich und schloss mich im Bad ein. Ich kontrollierte zweimal ob die Tür auch ja verschlossen war, ehe ich began meine Kleidung vom Körper zu streifen.

Eine gute Viertelstunde später standen wir zusammen auf dem Hof und begrüßten Mrs Benett, die gerade, mal wieder, höchst beschäftigt an uns vorbei eilte.

Ich band Winni, nachdem ich ihn ausgiebig gekrault hatte, neben Hopes Box an. „Was möchtest du heute machen?", fragte ich in Cams Richtung, während ich Winnis Hufe auskratze.

Kurz später hatten wir uns auf eine Runde spazieren gehen geeinigt, da das Wetter echt schön war. In Ruhe putzen wir unsere Pferde und machten uns anschließend auf zum Feld.

„Wie hast du eigentlich reagiert, als deine Mom gesagt hat, dass ihr umzieht?", fragte Cam mich irgendwann, nachdem wir bereits über Gott und die Welt geredet hatten.

„Ich hab gelacht, ihr einen Vogel gezeigt und gedacht sie verarscht mich.", ich lachte kurz auf: „nachdem ich verstanden habe, dass es ihr vollkommener Ernst war, hab ich kaum noch mit ihr gesprochen.", ich seufzte beidem Gedanken wie sauer ich auf sie war.

Ich bin es ehrlich gesagt immer noch ein bisschen, zwar ist es hier nicht so schlimm wie gedacht, doch ich würde trotzdem alles dafür tun, um mein altes Leben wieder zubekommen.

„Kann ich mir vorstellen. Erzähl mir von deinem alten Leben.", forderte er mich auf und ich ließ mich nicht zweimal bitten und versank in einem Haufen Erinnerungen.

Als die Sonne langsam unterging, beschlossen wir uns auf den Rückweg zu machen. Wir hatten auf einer Bank Rast gemacht, unsre Pferde grasen gelassen und einfach nur geredet und gelacht.

Ich betrachtete Hope's, von der Sonne in ein Orange getauchtes, weißes Fell. Cam lief ganz entspannt neben ihr und ließ seinen Blick über das freie Feld streifen.

„Ich würd schon gern wissen, was Hope so drauf hat.", grübelte ich gedankenverloren. „Probiers aus.", lachte Cam und seine Augen blitzten mir amüsiert entgegen.

„Meinst dus ernst?", fragte ich und sah ihn mit großen Augen an. „Wenn du dich halten kannst, Hope hat ordentlich Dampf unter dem Hinter."

Seine Augen strahlten richtig, als er seinen Blick über seine Stute wandern ließ. Er hielt mir herausfordernd den Strick hin, den ich auch sofort ergriff und Hope damit Zügel bastelte.

„Hilfst du mir mal hoch?", lächelte ich ihn an und Cam warf mich eben auf ihren Rücken.

„Und nicht runterfallen.", grinste er spöttisch, was ich nur mit einem Augenrollen quittierte. Hope war deutlich schmaler, als Winni und Elly's Sue, aber ich spürte ihre Hinterhand ordentlich arbeiten.

„Adios Amigos.", rief ich lachend, ehe ich Hope antrieb und sie leicht buckelnd über die Wiese fegte. „Wuhuuuu!", quietschte ich lachend, wie ich dieses Gefühl liebte.

Und wow, hatte die Stute Power, unglaublich. Ich war ja schon von Sue überrascht gewesen, aber Hope übertraf alles. Bei jedem Galoppsprung katapultierte ihre kräftige Hinterhand mich ein Stück in die Luft.

Also eins war klar, ganz leicht auszusitzen war sie nicht, da hatte Cam Recht. Wahrscheinlich war ich auch einfach zu verwöhnt von Winnis weichen Gängen, die ein Traum zum sitzen waren.

Ich versammelte die Stute und schnaubend richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich. Trotz dem umfunktionierten Halfters, brauchte ich nur ganz sanfte Hilfen geben und die Stute reagierte sofort. 

Sicherlich ließ sich die Stute wunderbar komplett frei reiten, das würde ich Cam auf jeden Fall vorschlagen. Aber erstmal musste ich ihn wieder aufs Pferd bekommen.

Am Ende der Wiese parierte ich Hope durch und drehte mich um, um auf Camzu warten, den ich mit meinem Hengst stehen gelassen hatte. Während Hope ein wenig graste, zog ich mein Handy aus der Tasche und antwortete auf einige Nachrichten die ich bekommen hatte.

„Yeaah!", ein Schrei ließ mich auf blicken und was ich sah verschlug mir den Atem.

Badboy meets CowgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt