Kapitel 27 (2)

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Automatisch schaute ich in das Gebäude und wollte gerade fragen, was genau wir machen mussten, als mir meine Frage im Hals stecken blieb.

Abrupt blieb ich stehen. Irrte ich mich oder war das eben Hope? „Was ist los?", Elly war ebenfalls stehen geblieben und sah mich verwirrt an.

„Psst! Komm mit.", zischte ich leise und zog sie in die Halle. „Was soll das?! Wir müssen uns beeilen!", giftete sie, doch ich legte ihr einfach meine Hand auf den Mund und zog sie weiter.

 Wir kauerten uns hinter die Bande und spähten zwischen den Holzbrettern durch. „Ich fass es nicht.", hauchte Elly leise.

Cam war tatsächlich mit Hope in der Halle und wieder einmal hatten die zwei einige Schwierigkeiten. Hope lief mit hoch erhobenem Kopf und entzog sich so den Zügeln. Unruhig schlug sie mit dem Schweif und ihre Galoppsprünge waren kurz und ruppig, sodass Cam in den Entlastungssitz gehen musste, um nicht aus dem Sattel katapultiert zu werden.

Komm schon, Cam, das kannst du besser. Zu meiner Unzufriedenheit, merkte ich wie ich insgeheim mit ihm mit fieberte. Und als hätte er meine Gedanken gehört, parierte er sachte durch, schloss seine Augen und atmete tief durch.

Auf einmal fing er an zu lächeln und auch Hope hatte sich in der Zwischenzeit beruhigt und ließ entspannt schnaubend ihren Kopf hängen. Langsam setzte sich die Stute wieder in Gang und Cam ließ die Zügel lang.

„Ich glaub das..", fing Elly leise an, doch ich gab ihr ein Zeichen, dass sie leise sein sollte. Das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte war, dass Cam uns entdeckte. Stumm bedeutete Elly mir, dass ich wieder in die Bahn schauen sollte und so sah ich gerade noch wie Cam die Zügel wieder aufnahm und seine Stute antrieb.

„Wow.", entfuhr es Elly leise. Und ich hatte den gleichen Gedanken, wie meine Freundin. Die Zwei sahen so toll aus, ich fand keine Worte es zu beschreiben. Es war einfach magisch. Seelenruhig trabten die beiden zu den leisen Klängen der Musik, die aus dem kleinen Radio in der hinteren Ecke der Halle kam.

Von den anfänglichen Schwierigkeiten war nichts mehr zu sehen. Hope wölbte stolz ihren Hals, Cam gab ihr genügend Freiheit und man konnte seine Hilfen kaum sehen, so fein waren sie. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit wie Elly die Kinnlade runterfiel, als Cam eine wunderschöne Traversale diagonal durch die ganze Halle ritt.

Auch ich staunte nicht schlecht. Ich dachte mir ja schon, dass er gut war, aber ich hätte nicht gedacht, dass er so gut war! Ich verstand zwar nichts von Dressurreiten, aber ich verstand, dass dieses Paar perfekt zueinander passte.

„Wenns am Schönsten ist, soll man aufhören, nicht wahr meine Schöne?", raunte er schwer verständlich seiner Stute zu und klopfte ihr Hals. Ich starrte immer noch fasziniert zu dem Pferd, als Elly mich gnadenlos aus dem Gebäude zog.

Fluchend kam sie zum Stehen, als sie sah, dass es mittlerweile schüttete. Doch ich nahm das gar nicht so wahr, sondern pflaumte sie stattdessen an: „Was sollte das?!" „Was sollte was? Das ich dich da raus geholt habe, bevor er uns bemerkt?", konterte sie und ich verstummte.

Zum Glück nahm sie mir meine falsche Tonlage grad nicht übel, sondern plapperte gleich aufgeregt weiter: „Ganz ehrlich, ich konnte es nicht glauben, dass Cam wirklich reitet, bis gerade eben! Das war der Wahnsinn! Du hast gar nicht erzählt wie gut er reiten kann! Ich dachte so an drauf sitzen und nicht runterfallen, aber das?! Hast du diese Traversale gesehen?", mit strahlenden Augen sah sie mich an und selbst die Tatsache, dass wir in der einen Minute bereits klatschnass geworden waren, konnte ihre Freude nicht bremsen.

„Ich wusste auch nicht, dass er so gut ist.", gab ich leise zu und lotste sie Richtung der Weiden, da wir noch einen Auftrag auszufüllen hatten. „Sie stand perfekt an seinen Hilfen. Die waren.. wow..", stammelte mein Freundin weiter und ich lachte nur.

Badboy meets CowgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt