Kapitel 25 (1)

7.4K 354 20
                                    

Freudig lachend verließen Elly und ich am nächsten Tag die Schule. Unsere letzten beiden Stunden fielen aus und wir hatten beschlossen, noch ein bisschen in die Stadt zu fahren. Cam hatte mich heute den ganzen Tag ignoriert, aber es war mir irgendwie egal.

Seine Schuld wenn er Ryan mehr vertraute, wird er schon noch sehen was er davon hat. Selbst, dass er jede Pause eine andere bei sich auf dem Schoß hatte, war mir egal gewesen. Na gut, vielleicht doch nicht so egal.

Elly hatte ich die gestrigen Vorkommnisse mit Cam und Ryan geschildert und sie meinte nur es sei besser, dass ich diesen Idioten los sei. Eigentlich wollte ich ihr widersprechen, doch dann hab ich mich an meinen Entschluss aus Französisch erinnert. Deswegen ließ ich es und stimmte ihr zu. Sie hatte immer noch Recht.

Es war besser ihn zu vergessen. Ich hätte mich niemals auf ihn einlassen sollen, dann wäre mir auch eine Menge erspart geblieben. Aber wie sagte man so schön? Hinterher ist man immer schlauer.

„Wir sind da!", holte Elly mich aus meinen Gedanken und wir stiegen aus dem Bus. „Ihh es regnet.", maulte Elly mit einem Blick in den Himmel. Wir beeilten uns zu Ellys Lieblingscafe zu gehen, denn der Regen wurde immer schlimmer. Ich setzte mir meine Kapuze auf und versenkte meine kalten Hände in die Taschen meiner Jacke.

Schlagartig blieb ich stehen, als ich etwas in meinen Taschen spürte, sodass Elly in mich rein lief. „Ey. Komm schon schneller!", rief sie empört, doch ich ignorierte sie und zog das etwas aus meiner Tasche. Ein weißes gefaltetes Papier kam zum Vorschein.

„Was ist das?", sprach Elly meine Gedanken laut aus und ich zuckte nur mit den Schultern. Mit zittrigen Händen faltete ich es auseinander und stockte. Das war ein Foto. Und zwar eins von Cam und Hope. Wie zur Hölle kam das dahin?

Regentropfen fielen auf das Blatt und ließen die Tinte verschwimmen. Schützend presste ich es mir an den Körper und ließ mich von Elly in das warme Innere des Cafes ziehen.

Wir suchten uns einen Tisch in einer kleinen Nische und zogen unsere Jacken aus. Wie angenehm die Wärme doch war. Kaum hatten wir uns gesetzt, zog ich wieder das leicht zerknitterte Blatt aus meiner Tasche und betrachtete es erneut.

Es zeigte einen lachenden Cam und Hope wie sie entspannt hinter ihm her trottete. Von der Umgebung konnte man nicht viel erkennen, weil Hope in der seitlichen Perspektive das ganze Bild ausfüllte, weshalb ich einige Zeit brauchte um zu checken, dass das Bild bei uns auf dem Feld gemacht wurde.

  „Hast du das gemacht?", fragte Elly mich, während sie sich ebenfalls über das Foto beugte. Ich schüttelte den Kopf. Aber Elly hatte Recht, es sah so aus als hätte ich es gemacht. Schließlich waren wir immer alleine unterwegs gewesen. Wie konnte das sein?

Ich hatte öfter Fotos von Cam gemacht, aber wie war Ryan an diese Bilder gekommen? Oder er hatte es geschossen, er wusste ja schließlich von Cams Geheimnis. Vielleicht hatte Cam Ryan mal mitgenommen?

Ein Kellner kam um unsere Bestellung aufzunehmen, doch ich beachtete ihn kaum. „Ich nehm das gleiche wie sie.", murmelte ich nur abwesend, immer noch auf das Bild starrend, als der Kellner sich räusperte.

„Wie kommt das denn in deine Tasche?", verwirrt sah sie mich an, als der Kellner wieder weg war. „Ich weiß es nicht. Das muss Ryan gemacht haben und mir irgendwie zugesteckt haben.", überlegte ich laut und plötzlich wurde mir auch bewusst wann. 

Er hatte gestern nicht nach meiner Hüfte gegriffen, wie ich gedacht hatte, da muss er es mir in die Tasche gesteckt haben.

„Es könnte schon sein, dass ich das gemacht habe. Nur wie ist Ryan dann da dran gekommen?", grübelte ich weiter. „Warte.", rief Elly auf einmal und riss mir das Foto aus den Händen. „Schau mal da. Was fällt dir auf?", wild tippte sie auf irgendeine Stelle des Bildes, aber ich sah sie nur verständnislos an. Elly seufzte.

„Na da schau mal. Cam läuft auf der rechten Seite des Weges und das Foto zeigt die zwei ebenfalls von rechts. Na fällt dir was auf?", immer noch kapierte ich kein Wort. „Oh man, Faye! Du wirst wohl kaum in dem Acker gelaufen sein oder? Sein Dad hat soweit ich weiß ziemlich gute Kameras, so konnte er ohne Probleme ein Foto auch von weiter weg machen.", triumphierend grinste sie mich und langsam verstand ich.

Theoretisch müsste ich auf Cams anderer Seite sein, wahrscheinlich war ich in diesem Moment einfach nur hinter ihm gewesen. Unser Gespräch wurde von dem Kellner unterbrochen, der uns unsere dampfenden Getränke brachte.

 „Kein Wunder, dass Cam mich verdächtigt.", seufzte ich laut und nippte an meinem Kaffee. „Hmm. Das war wohl Ryans Plan.", murmelte Elly und zog mir das Papier aus den Händen. „Hey guck mal hier.", angestrengt zog sie die Stirn kraus und reichte mir das Bild.

„Das ist Winnis Hufe!", stellte ich erstaunt fest und sah Elly verblüfft an. Zwischen Hopes Schweif blitzte Winnis schwarze Hinterhufe hervor. „Photoshop. Ryan hat seine Bilder schon immer ziemlich gut bearbeitet. Hast du schon mal sein Instagram Profil gesehen?", erklärte sie mir und ich schüttelte nur den Kopf.

„Er hat euch also gestalkt.", grübelte Elly laut. „Und jetzt denkt Cam ich hätte ihn verraten.", seufzte ich laut und rieb mir meine Schläfen. „Ich werd mit ihm reden.", beschloss ich und sah in Ellys Augen, die sich bei meinen Worten fast an ihrem Kaffee verschluckte.

„Moment. Moment. Hatten wir nicht schon geklärt, dass es besser wäre ohne Cam?", streng sah sie mich an. 

„Jaa, aber ich.. ich vermisse ihn. Vielleicht bringt er mein Leben total durcheinander, ja und vielleicht hat er mich manchmal ziemlich schlecht behandelt. Aber er hat einfach ziemlich viele Probleme u-und ich..", ich stockte, als Elly auf einmal anfing zu schmunzeln. „Was?", fragte ich verwirrt. 

„Und du liebst ihn.", stellte sie grinsend fest. „J-ja.", lächelte ich zögerlich.

„Und du liebst Liam. Stell dir vor er würde dich wieder zurück wollen. Du würdest ihm auch sofort alles verzeihen." Empört schnaubte Elly. „Nein! Ich liebe ihn nicht mehr, ich bin über ihn hinweg." 

Ich sah sie nur mit einem ist-das-dein-Ernst-Blick an und sie wurde rot, ehe sie kleinlaut zugab: „Ja wahrscheinlich würde ich das." Triumphierend grinste ich sie an und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. „Dann haben wir ja jetzt beide eine Mission."

Der Gedanke an Cam ließ mich die restliche Zeit nicht mehr los. Erst Recht nicht, als ich zuhause in meinem Zimmer saß. Die ganze Zeit überlegte ich was ich tun sollte.

Sollte ich wirklich mit ihm reden? Es verletzte mich, dass er nicht mir sondern Ryan glaubte. Nach allem was ich für ihn getan hatte. Und es verletzte mich, dass er wirklich glaubte ich würde so etwas tun. Er hatte Ryan geholfen mein Pferd zu verletzten.

Okay ich war mir sicher, dass er Winni nicht verletzten wollte, aber trotzdem hätte er ihn stoppen können. Doch er hatte nur an sich und sein Geheimnis gedacht. Es ging immer nur um ihn. Hatte es ihn überhaupt interessiert wie es mir ging?

Er weckte mich sogar mitten in der Nacht, weil er meinte er müsste jetzt auf einen Friedhof. Ihm war ganz egal gewesen, dass ich geschlafen hatte. 

Aber warum hatte ich mich trotzdem so geborgen und besonders gefühlt, wenn ich bei ihm war? War ich ihm wirklich so egal gewesen? Ging es ihm wirklich immer nur darum, das Problem mit Hope zu lösen?

Ich wusste es nicht und ich wusste auch nicht was ich tun sollte. Ich wusste nur, dass ich ihn, warum auch immer, liebte und ich das Verlangen hatte mich wieder mit ihm zu vertragen. Ich vermisste ihn. Ihn und all seine Macken.

Und so kam es, dass ich Cam kurzer Hand anrief. Doch kaum ertönte das gewöhnliche Tut-Geräusch, drückte er mich einfach weg. Verärgert sah ich auf mein Handy. Arschloch. Das ließ ich nicht auf mir sitzen, spontan sprang ich auf und stapfte entschlossen zu Cams Haus rüber.

 Warum ich das tat? Keine Ahnung. Eigentlich hatte ich jeden Grund sauer auf ihn zu sein, doch ich lief ihm stattdessen hinterher. Er wollte nichts von mir wissen, was das Wegdrücken nochmal gezeigt hatte, und trotzdem war ich diejenige die sich um ihn scherte.

Ich ließ mich von meinen Gedanken jedoch nicht beirren und drückte auf die Klingel.


Badboy meets CowgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt