Kapitel 29 (2)

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„Augen zu und durch.", hörte ich Cam leise murmeln, als Dave die Klingel drückte, und ich drückte ihm kurz beruhigend den Arm.

„Oh, hallo zusammen. Was verschafft mir die Ehre?", begrüßte uns Cams Tante überrascht und wischte sich gerade die Hände an der Hose trocken.

„Hallo, Mrs Benett. Wir müssten da etwas mit Ihnen besprechen.", erklärte Dave und warf einen kurzen Blick zu Cam, der immer noch zu Boden blickte.

„Oh, okay. Kommt doch rein.", sie ging einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Bewegung. „Jacken können Sie hier aufhängen und dann gerade aus durch ins Wohnzimmer. Ich muss nur eben das Essen vom Herd nehmen.", erklärte sie und zeigte auf die Küche hinter sich.

Schweigend hängten wir unsre Jacken auf und Cam ging direkt durch, da er nur seinen schwarzen Hoodie von gestern trug. Ich ging gerade hinter Mama und Dave ins Wohnzimmer, als Mrs Benett mir auf einmal von hinten zu raunte: „Hat Cam etwas angestellt?" Ich sah sie kurz an und schüttelte nur den Kopf.

„Setzten Sie sich ruhig.", meinte Mrs Benett und deutete auf das Sofa, auf welchem Cam bereits saß. Ich setzte mich neben ihn und er griff direkt nach meiner Hand.

„Cam, nimm doch bitte die Kapuze ab!", wies seine Tante ihn an und ich spürte wie sich sein Griff um meine Hand verstärkte. Auch meine Mutter zog scharf die Luft ein und sah angespannt zu Dave. „Cameron?", verwirrt sah Mrs Benett zu ihm, als er nicht reagierte.

Ich hörte Cam neben mir leicht seufzen, ehe er die Kapuze abnahm und seiner Tante, mit einem ausdruckslosen Blick, direkt ins Gesicht sah. Augenblicklich entglitten ihr die Gesichtszüge und sie keuchte laut auf. 

Ich sah wie ihr die Tränen langsam in die Augen stiegen und auch ich war wieder kurz davor zu heulen. Ich war einfach viel zu mitfühlend.

„W-was ist passiert?", hauchte Mrs Benett und setzte sich schließlich auch langsam hin. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit wie Mama und Dave sich einen überforderten Blick zu warfen, als Cams Tante anfing laut zu schluchzten.

„Jack.", war das einzige was ihr Neffe mit kratziger Stimme raus brachte. Mittlerweile liefen mir die Tränen in Strömen die Wangen runter und ich hielt es nicht mehr aus. Mrs Benett so zu sehen, machte mir fertig. 

Der Schmerz in ihrem Blick und das laute Schluchzen, schnürten mir die Kehle zu. Bevor noch irgendjemand etwas sagen konnte, stand ich hastig auf und murmelte erstickt: „Entschuldigt mich."

„Prinzessin!", rief Cam verzweifelt und ich sah wie er ebenfalls aufsprang, doch ich hielt nicht an. Ich musste raus hier.

An der frischen Luft atmete ich ein paar Mal heftig ein und aus und versuchte mich zu beruhigen. Es tat mir leid für Cam, aber er würde es verstehen. Die Stimmung war so erdrückend, ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten.

Meine Tränen wegwischend, ging ich rüber in den Stall und verschwand in Winnis Box. „Na, Dicker. Uns geht's echt gut, was?", seufzte ich und lächelte leicht. 

Sanft stupste er mich an und untersuchte meine Taschen nach Leckerlies, was mich zum Lächeln brachte. „Hier schau mal.", ich streckte ihm eins hin, was er auch sofort mit seinen weichen Lippen von meiner Hand nahm.

Es dauerte ewig, bis ich endlich Stimmen auf den Hof hörte und langsam meine Box verließ. Ich schlenderte zu den anderen, während sich Mama und Dave von Cams Tante verabschiedeten. Die Augen von Mrs Benett waren rot und verquollen und sie hatte einen Arm und ihren Neffen gelegt.

„Fährst du mit uns?", fragte mich meine Mama, als ich bei ihnen ankam, doch ich schüttelte nur den Kopf. Mein Blick huschte zu Cam, der mich schon die ganze Zeit beobachtete. Auf seinem Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln und ich atmete erleichtert durch.

Er löste sich von seiner Tante, kam mit einem strahlenden Grinsen auf mich zu und schloss mich in seine Arme. „So viel zu, ihr seid alle für mich da.", lachte er mir leise ins Ohr, so dass nur ich es hören konnte. 

„Sorry, das war zu viel für mich.", flüsterte ich, doch er winkte nur lachend ab. „Ist schon gut. Bin nur froh, dass ich es hinter mir habe.", antwortete er und löste sich langsam von mir.

Erst jetzt fiel mir auf, dass uns die drei Erwachsenen die ganze Zeit beobachtet hatten und senkte beschämt meinen Blick. „Wir fahren dann.", grinste Dave mich an und schob Mama Richtung Auto.

Seufzend beobachteten wir, wie sie vom Hof fuhren, ehe sich Mrs Benett zu uns drehte und uns anlächelte. Sie kam auf mich zu und nahm mich ebenfalls kurz in den Arm. Überrascht erwiderte ich die Umarmung. „Danke, dass du so gut auf meinen Neffen Acht gibst.", flüsterte sie mir ins Ohr.

Verlegen winkte ich ab und murmelte: „Ist doch selbstverständlich." Mit wässrigen Augen ließ sie mich wieder los und lachte glücklich: „Ich lass euch dann mal wieder alleine. Muss noch bisschen was erledigen."

Nachdem sie noch einmal Cam gedrückt und ihm einmal durch die Haare gewuschelt hatte, ging sie zurück in ihr Haus.

„Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?", grinste Cam mich an und steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Wo ist denn die zweite Hübsche?", fragte ich und sah mich gespielt verwirrt um. Er lachte rau und schob mich Richtung Stall.

„Was hältst du von einem Ausritt?" „Wohl eher ein Spaziergang.", erwiderte ich und zeigte auf meinen Hengst, der gerade wie wild den Kopf schüttelte, um seine Mähne aus dem Gesicht zu bekommen. „Spinner.", lachte ich und schob ihm seinen Schopf beiseite.

„Du kannst ja spazieren gehen. Ich reite.", erwiderte er ernst und machte sich auf den Weg zu Hopes Box. „Dein Ernst? Bisschen Bewegung würde deiner Figur nicht schaden, du fauler Sack!", rief ich ihm schnaubend hinterher.

Augenblicklich blieb er stehen, drehte sich kurz zu mir um und grinste. „Wir wissen glaub ich beide, dass das meine Figur das absolut nicht nötig hat. Oder soll ichs dir beweisen." Er fing an seinen Hoodie langsam hoch zu ziehen und wackelte dabei mit seinen Augenbrauen.

„Nein danke!", rief ich lachend, hob meinen Hut hoch und fuhr mir etwas verlegen durch die Haare.

„Wie du meinst. Falls du deine Meinung änderst sag Bescheid.", grinste er, drehte sich wieder um und lief den Gang entlang.

Kurz später beobachtete ich Cam dabei wie er seine Stute neben Winni im Gang anband. Ohne aufzusehen meinte er schließlich: „Ich will auch so einen Hut."

„Was?", ich musste lachen: „Lass das mal lieber." Er sah mich frustriert an: „Warum?" „Schaut bisschen komisch aus, englische Ausrüstung aber einen Cowboyhut findest du nicht?", immer noch lachend ließ ich ihn in dem Gang stehen und machte mich auf zu unseren Spinden.

„Hast du denn auch einen Westernsattel und so?", hakte er neugierig nach und war dirket hinter mir. „Klar.", kicherte ich, öffnete meinen Spind und zeigte auf den Sattel.

Sanft schob er mich zur Seite und betrachtete das Ding begeistert. „Ich wollte schon immer mal western reiten." Überrascht sah ich ihn an. „Echt?" Ohne den Blick aus meinem Spind zu nehmen nickte er.

„Kannst es ja mal ausprobieren wenn Winni wieder fit ist.", ich zuckte mit den Schultern und griff an ihm vorbei nach meinem Putzkasten. „Das wär cool.", endlich ging er zu seinem eigen Spind und folgte mir kurz drauf aus der Sattelkammer.

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Sorry, dass so lange nichts kam, aber in meinem Leben ist zur Zeit die Hölle los.. Hoffe euch gefällt dieses kurze Kapitel.

Bis bald,

Anni :*

Badboy meets CowgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt