Kapitel 29 (4)

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„L-Liam..", war alles was ich hörte, bevor das gleichmäßige Tuten zu hören war. Aufgelegt.

Ungläubig blickte ich auf mein Handy und versuchte zu realisieren was gerade passiert ist. „Siehst du Gespenster oder was ist los.", riss mich Cam aus meiner Starre. Langsam sah ich zu ihm rüber.

Nur in einer Boxershort bekleidet stand er in der Tür und rieb sich gerade die Haare mit einem Handtuch trocken, sodass ihm die Haare in alle Richtungen abstanden.

„D-das war Elly. Liam. Ich..", stammelte ich und war etwas abgelenkt von Cams Aussehen. Langsam erschien ein selbstgefälliges Grinsen auf seinem Gesicht, weshalb ich mich zusammen riss und meinen Blick wieder auf mein Handy richtete.

„Ich hab grad mit Elly telefoniert, als ich mitbekommen hab wie Liam bei ihr geklingelt hat.", brachte ich schließlich hervor und langsam stieg eine unglaubliche Freude in mir auf.

Ich hoffte so sehr, dass Liam sich bei Elly entschuldigte. Sie hatte es verdient endlich wieder richtig glücklich zu sein.

„Ich versteh nicht wie ihr Mädchen immer so viel zu bereden haben könnt. Ihr habt euch doch erst gestern das letzte Mal gesehen.", grübelte Cam wenig beindruckt und zog seine Stirn kraus. „Hä? Das tut doch jetzt gar nichts zur Sache!", rief ich verwirrt und beobachtete wie er sich seelig lächelnd sein Tshirt über den Kopf zog.

„Moment. Hast du.. Hast du etwa etwas damit zu tun?", murmelte ich langsam und sprang von meinem Bett auf. „Ich weiß nicht was du meinst.", er zuckte mit den Schultern und sah mich unschuldig an. „Du hast mir versprochen, dass du nichts sagst!", fuhr ich ihn wütend an.

Sein Gesicht wurde schlagartig ernst und er kam langsam auf mich zu. „Ich schwöre ich habe nichts, wirklich gar nichts, gesagt.", er stand fast direkt vor mir und ich wich fassungslos einige Schritte zurück. 

„Prinzessin, alles was ich gemacht habe war unauffällig auf dieses Thema hinzuleiten, bis er mir etwas von Elly erzählt, sodass ich ihm die Augen öffnen konnte.", seine Stimme wurde immer verzweifelter und er kam wieder einen Schritt auf mich zu.

Nachdem ich nichts dazu sagte und ihn nur weiterhin entsetzt ansah, seufzte er schließlich und murmelte leise: „Ich dachte das bin ihr schuldig nach allem was ich ihr angetan habe." 

Er blickte vom Boden hoch zu mir und kam noch einen Schritt auf mich zu, sodass er schließlich direkt vor mir stand und mich der Geruch seines Duschgels, das er vorhin offensichtlich auch von drüben geholt hatte, einhüllte.

„Er hat mir alles von selber erzählt. Ich habe dich mit keinem Wort erwähnt.", flüsterte er leise, ganz so als hätte er Angst, dass ich ihn gleich wieder abweisen würde. „ Als du vorhin weg warst.. warst du da bei ihm? Bei Liam?", fragte ich eben so leise und blickte ihm das erste Mal wieder richtig in die Augen.

„Herzlichen Glückwunsch. Du hast das es herausgefunden.", hauchte er und lächelte leicht. Ich sah das Strahlen, als es seine Augen erreichte, doch mir entging auch die leichte Sorge, die in seinem Blick lag, nicht. 

Ich konnte nicht anders und musste bei seiner Bemerkung einfach Schmunzeln. „Vor mir ist halt kein Geheimnis sicher, hast meine Mutter ja gehört."

Sichtlich erleichtert grinste er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Blick huschte immer wieder von meinen Augen zu meinen Lippen und ich hielt automatisch die Luft an. 

Langsam beugte er sich zu mir runter, schien jedoch zu zögern. Gerade als ich die Lücke schließen wollte, ertönte von unten lautes Geschrei, weshalb ich erschrocken zurückwich.

Langsam ließ Cam die Hand, die bis eben noch an meiner Wange gelegen hatte, sinken. „Das ist mein Vater.", presste er erschrocken hervor und ich zögerte keine Sekunde, sondern rannte ein Stockwerk runter und spähte über das Geländer runter in den Flur. Cam, der mir gefolgt war, stellte sich hinter mich und blickte ebenfalls runter.

„Ich sags ungern nochmal! Wo. Ist. Mein. Sohn?", kam es von einem aufgebrachten Jack, der schwankend in dem Türrahmen stand. „Oh nein.", murmelte Cam verzweifelt an meinem Ohr. Dave hatte alle Mühe sich gegen Jack zu stemmen, denn der versuchte ins Innere zu gelangen.

„Es ist besser wenn du gehst, Jack. Du kannst wieder kommen, wenn du nüchtern bist!", presste Dave heraus und schubste Jack leicht zurück. Cam zog neben mir scharf die Luft ein und ich sollte auch im nächsten Moment erfahren warum.

„Ich bin nicht betrunken!", schrie Jack wutentbrannt und holte mit seiner Faust aus. Erschrocken schrie ich leicht auf und kniff die Augen zu. Ich spürte wie die Wärme von Cams Körper verschwand und er die Treppen runter ging. Erst dann traute ich mich meine Augen wieder zu öffnen und stellte erleichtert fest, dass Dave unversehrt war, scheinbar war er dem Schlag ausgewichen.

„Verschwinde.", damit zog Cam die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Meine Mutter die ich erst jetzt bemerkte zischte in seine Richtung, dass er wieder nach oben gehen soll, doch Cam überhörte es einfach und ging einige Schritte auf seinen Vater zu.

„Da bist du ja. Du kommst sofort nach Hause!", Jack hatte ein gefälschtes Lächeln aufgesetzt, doch die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu überhören. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, hätte ich niemals gedacht, dass das Lächeln was ich am Anfang für so sympathisch gehalten hatte, so falsch sein konnte.

„Nein.", widersprach Cam seinem Vater und Jack sah so aus als würde er gleich explodieren. „SOFORT!" Ich zuckte zusammen bei Jacks Tonfall und versteckte mich noch weiter hinter dem Geländer. 

„Was willst du tun, wenn ich nicht komme? Mich wieder schlagen? Nur zu, jetzt haben wir sogar Publikum.", provozierte Cam ihn und ich sah selbst von meiner Position aus, dass jede Faser seines Körpers angespannt war.

Meine Mom schloss die Augen und atmete geräuschvoll aus und Dave machte sich bereit zwischen die beiden zu gehen. Doch Cams Worte zeigten Erfolg. Jack ließ seine erhobene Faust langsam sinken und sah seinen Sohn mit vor Alkohol glasig gewordenen Augen an.

„Ich schlafe heute hier und danach bei Tante Yosie. Du kannst dich also schon mal dran gewöhnen mich nicht mehr oft zu sehen.", erklärte Cam überraschend gelassen. Jacks Kiefer spannte sich immer mehr an und er spukte seine Worte quasi vor Cams Füße: 

„Du bist eine Enttäuschung! Eine Schande für mein Leben! Es ist mehr als nett von mir dich bei mir aufzunehmen, ich wollte dich nie haben. Also pass auf welche Töne du hier anschlägst, mein Lieber! Würde deine Mutter dich jetzt sehen", er lachte gehässig auf, ehe er fortfuhr: 

„sie wäre eben so enttäuscht wie ich es bin. Du warst nie gewollt. Ich wollte dich nicht und deine Mutter genauso wenig. Ich denke das-"

„Tu nicht so als wüsstest du was Mama denken würde! Du hast uns sitzen lassen. Du hast keine Ahnung von unserem Leben! Gar keine! Ich kann nicht verstehen wie sie dich jemals auch nur ansehen konnte. Verschwinde!", schrie Cam ihn an. 

Sein ganzer Körper bebte vor Wut. Er nutzte den Moment den Jack ihn überrascht anstarrte und schubste ihn nach hinten und verschloss die Türe.

Erleichtert drückte er seinen Rücken an die Türe und augenblicklich fiel die ganze Anspannung von ihm runter. Nur kurz zuckte er zusammen, als Jack wütend gegen das Glas der Türe schlug. „Das ist noch nicht vorbei!", drang seine gedämpfte Stimme durch das dicke Holz.

Nervös blickte Cam auf und blickte nach einander in die Gesichter meiner Mama und Dave und schließlich in meins. „Das war das erste Mal, dass ich ihm widersprochen habe.", flüsterte er leise und senkte den Blick wieder. Ich wollte gerade zu ihm runter, als Phil aus seinem Zimmer kam.

„Ihr seid laut. Ich kann gar nicht schlafen.", klagte er verschlafen und ich nahm ihn kurz in den Arm. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass meine Mutter beruhigend auf Cam einredete und ihn schließlich in den Arm nahm. 

„Komm wir sind jetzt leise. Geh wieder schlafen, Großer.", flüsterte ich und schob meinen kleinen Bruder zurück in sein Zimmer.

Nachdem Phil wieder eingeschlafen war ging ich die Treppen runter und fand die drei am Tisch sitzen. Dave und Cam stießen gerade mit einem Bier an und ich musste unwillkürlich lächeln.

„Setz dich doch zu uns, Faye. Magst auch ein Bier?", kam es von Dave, der mich als erstes entdeckte. Cam drehte sich zu mir um und seine Augen strahlten komplette Gelassenheit und Zufrieden aus.

Immer noch lächelnd nahm ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich zu meiner Familie an den Tisch, um nach dem Schreck den Abend noch ruhig ausklingen zu lassen.

Badboy meets CowgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt