Elly wich mir keine Sekunde von der Seite, seitdem sie von Winni erfahren hatte. Nachdem ich gestern Mittag nach Hause gefahren war und dort ein wenig geschlafen hatte, hatte ich mich mit ihr am Stall getroffen.
Sie war entsetzt, als sie erfahren hatte, dass Winni verletzt war. Doch auch wenn ich verdammt sauer war auf Cam, verriet ich ihr immer noch kein Wort über die Sache zwischen uns.
Ich beließ sie einfach in dem Glauben, ich wusste nicht wer Winni verletzt hatte, genauso wie meine Eltern.
Danach hatte sie bei mir übernachtete und die ganze Zeit versucht mich abzulenken, was allerdings nur gering funktioniert hatte.
Meine Mama wollte eigentlich nicht, dass ich heute in die Schule ging, aber ich wollte, denn das würde mich auf andere Gedanken bringen und außerdem half ich Winni nicht damit, wenn ich heulend bei ihm in der Box saß.
Allerdings hatte ich wegen dem ganzen Stress meine Französisch Klausur ganz vergessen, aber selbst das war mir egal.
Ich war einfach nur fassungslos. Fassungslos darüber, dass ich mich so in Cam getäuscht hatte. Verletzt davon, dass ich und Winni ihm egal waren. Besorgt darüber, dass mein armer Hengst Schmerzen hatte. Verängstigt darüber, dass Ryan solche Sachen abzog.
Hätte ich nicht so eine verdammte Angst vor dem Jungen, hätte ich ihm am liebsten seine Fresse poliert. Aber was wäre ihm dann noch alles eingefallen..?
„Und?", fragte Elly vorsichtig, als ich aus dem Raum kam. „Scheiße, war auch nicht anders zu erwarten.", ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Elly die selber Latein hatte, hatte in den beiden Pausen versucht mir noch lauter Zeug, das in unserem Buch stand rein zu prügeln. Allerdings ohne großen Erfolg.
Wenigstens hatten wir jetzt Schule aus und so liefen wir Richtung Ausgang, als Cam auf einmal auftauchte.
„Können wir reden?", fragte er leise. Sofort spannte sich mein ganzer Körper an und meine Augen blitzten ihn gefährlich an.
„Was gibt es denn da noch zu reden?!", keifte ich ihn an. „Ach natürlich. Dein Geheimnis. Keine Angst ich bin nicht so egoistisch wie du und verrate es." fügte ich noch schnippisch hinzu und zog Elly dann am Arm mit mir.
„Faye! Jetzt warte doch mal!", hallte seine Stimme durch den Gang.
Mit glasigen Augen drehte ich mich noch einmal um und zischte: „Ich wünschte jeder wüsste dein scheiß Geheimnis, das hätte mir eine Menge erspart!" Ich sah noch kurz in sein entsetztes Gesicht, ehe ich meine Tränen runter schluckte und meine Schritte beschleunigte.
„Warte, Faye. Nicht so schnell.", keuchte Elly hinter mir, nachdem wir durch die Türe ins freie traten. Ich drehte mich zu ihr um und spürte ihren mitfühlenden und zugleich verwirrten Blick auf mir. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und ich schaffte es nicht länger meine Tränen zurück zu halten.
Elly zog mich in ihre zierliche Arme und strich mir beruhigend über den Rücken. „Willst du drüber reden?", flüsterte sie sanft, nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte. Kurz dachte ich drüber nach.
Warum sollte ich weiterhin Geheimnisse vor meiner besten Freundin hier haben? Und schon gar nicht wegen Cam. Außerdem glaubte ich es würde mir wirklich gut tun, über alles zu reden, also nickte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen.
„Später am Stall ja? Mein Bus kommt gleich.", schniefte ich, Elly nickte nur und drückte nochmal aufmunternd meinen Arm, ehe sie mich zur Bushaltestelle begleitete.
Kurz hatte ich zuhause gegessen und meiner Mutter kleinlaut von der verhauenen Französisch Klausur berichtet. Zum Glück war sie nicht allzu sauer, ich glaube es war mir wirklich anzusehen, dass es mir scheiße ging.
Dann machte ich mich auch schon auf dem Weg zum Stall. Elly war noch nicht da und deswegen ging ich erst mal zu meinem Hengst.
„Hey, Großer.", lächelte ich, als er mir freudig entgegen wieherte. Ich wollte ihn gestern eigentlich noch in seine alte Box bringen, aber ich hatte mich nicht getraut ihn zu bewegen. Vorhin hatte mir meine Mutter noch erzählt, was sie mit dem Tierarzt besprochen hatte.
In drei Tagen konnte ich anfangen ihn langsam ein paar Schritte zu bewegen, außerdem hatte er mir noch Schmerzmittel sowie Silberspray zum Schützen der Wunde da gelassen. Kurz zuckte Winni zusammen, als ich das kalte Spray auf die Wunde sprühte, doch da es die Wunde vor Dreck und Fliegen schützen sollte, musste er da leider durch.
„Wie geht's ihm?", fragte Elly, die kurz über die Boxentür schaute und dann ihre Stute begrüßen ging. „Besser, denke ich. Das Schmerzmittel scheint zu wirken.", lächelte ich und strich ihm sanft über seinen Hals.
„Wie lang musst du ihm das geben?", hakte Elly nach und kam jetzt zu mir rüber geschlendert. „Nicht so lange, ein paar Tage nur. In drei Tagen darf er wieder ein paar Schritte gehen.", wiederholte ich die Worte meiner Mutter für Elly.
„Ich hab dir noch was mitgebracht.", kurz kramte sie in ihrer Tasche und reichte mir, dann ein Stück Ingwer. Verwirrt sah ich sie an, doch sie fing nur an zu lachen und erklärte:
„Tu ihm davon ein bisschen in sein Futter. Ingwer wirkt als natürlicher Entzündungshemmer. Schaden tut es auf jeden Fall nicht. Wir wollen ja, dass er schnell wieder fit wird. Immerhin haben wir noch ein Wettreiten offen."
Dankbar lächelte ich sie an und umarmte sie kurz. „Apropos. Was machen wir heute? Reiten fällt ja schließlich flach.", grinste sie leicht und sah mich fragend an.
„Wir könnten mit Sue eine Runde spazieren gehen.", schlug ich achselzuckend vor. Elly stimmte mir zu und kurz darauf putzen wir die Fuchsstute zusammen.
Wie sehr wünschte ich mir in diesem Moment, meinen Spinner mitnehmen zu können. Hätte ich mich doch bloß nie mit Ryan angelegt...
„Hallo Medels.", begrüßte uns Mrs Benett, die gerademit zwei Pferden in die Stallgasse kam. Scheinbar hatte sie diese gerade vonder Weide geholt. Nachdem sie die beiden in ihre Box gebracht hatte, blieb sie kurz bei uns stehen und wir redeten ein wenig über Winni.
„Was macht ihr heute?", fragte sie neugierig mit Blick auf Sue. „Wir gehen mit Sue spazieren.", antwortete Elly für uns.
„Wenn du willst kannst du Chester mitnehmen Faye. Den schaffe ich heute nicht auch noch zu bewegen.", bot sie mir anund ich nahm dankend an. Schnell holte ich den Fuchswallach aus seiner Box und putzte ihn, ehe Elly und ich aufbrachen.
Der Weg zum Feld verlief schweigend, bis Elly irgendwann die Stille mit einem Räuspern durchbrach. „Ich will dich ja echt nicht drängen, aber ich muss schon sagen, dass ich ziemlich neugierig bin. Was für ein Geheimnis meintest du vorhin?", vorsichtig grinste sie mich an und ich musste lachen.
Kurz holte ich tief Luft, schloss meine Augen, genoss die Sonne die mir ins Gesicht schien und lauschte dem entspannten Hufgetrappel unserer Pferde.
Dann fing ich an.
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Badboy meets Cowgirl
RomanceHübsch. Braune hüftlange Lockenmähne. Blaue Augen. Schlank. Beliebt. Selbstbewusst. Tolle beste Freundin. Ausritte mit dem eigenen Pferd. Jede Menge Spaß. Perfekt. Das war Faye Collins Leben beschrieben in ein paar Wörtern. Ja richtig. War. Den...