Kapitel 4
James saß auf dem Sofa und hasste sich selbst. Wie hatte er ihr nur so wehtun können? Nun versuchte er seinen Selbsthass mit Wein zu ertränken. Nach zwei Gläsern spürte er kaum eine Wirkung, deshalb trank er gleich die ganze Flasche. Endlich wirkte der Alkohol: Seine Zunge wurde schwer im Mund und sein Kopf dröhnte. Glücklich legte er sich hin und schlief auch ein.
Am nächsten Morgen hatte er Kopfschmerzen. Einerseits wegen der Kopfwunde, andererseits wegen des Weines. Trotzdem bemühte er sich einen klaren Kopf zu behalten. Er wollte sich bei Jessie für den Vorfall von gestern entschuldigen. Also kaufte er für sie die schönten Meeresblumen, die er finden konnte. Außerdem bereitete er ihr einen großen Frühstückstisch, mit allem Drum und Dran vor.
Nachdem er alles schön hergerichtet hatte, schwamm er leise nach oben, zu ihr ins Schlafzimmer, um sie zu wecken. Als er in das Zimmer hineinkam, traute er seinen Augen kaum. Jessie lag so klein und verletzlich auf seinem Bett und schlief. Unter ihren Augen lagen tiefe Schatten und ihre Lippen waren trocken, rissig und blutig. Leise rief er: „Guten Morgen, Jessie! Ich habe Frühstück für uns gemacht." Sie räkelte und streckte sich. Dann sagte sie, als ob sie das, was gestern vorgefallen war, vergessen hätte: „Einen Moment, Schatz ich möchte mich nur kurz ein wenig frisch machen." Er sagte: „Okay, aber lass mich nur nicht zu lange warten." Schnell drehte er sich um und ließ sie allein.
*
Ich ging ins Bad, zog mich um, schaute mich im Spiegel an, riss mich zusammen und schwamm dann hinunter. Tatsächlich wartete James an einem gedeckten Tisch auf mich. Er hatte an alles gedacht. Getränke und Speisen in Hülle und Fülle. Ich setzte mich auf einen Stuhl gegenüber von ihm. Er schenkte mir ein Lächeln, ergriff meine Hand und drückte seine Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss halbherzig und löste mich vorsichtig von ihm. Ich schmeckte Alkohol. Ich fragte mit zitternder Stimme: „Wollen wir nicht erst essen?" Er antwortete: „Natürlich." Schweigend aßen wir, bis er sagte: „Es tut mir wirklich leid, wegen gestern! Wollen wir einfach vergessen und neu anfangen?" Man kann nicht einfach vergessen, nachdem was du mir gestern angetan hattest, dachte ich mir aber sagte: „Schwamm drüber." Erleichtert atmete er auf, kam um den Tisch herum und nahm mich in den Arm. Leidenschaftlich küsste er mich und zog mich immer noch küssend ins Schlafzimmer.
Schwer atmend lagen wir nebeneinander auf dem Bett. Ich war aufgewühlt und glücklich zugleich. Jetzt würde alles wieder gut werden. Ich hoffte, dass gestrige Vorkommnisse nie wieder passieren würden. Dann raffte er sich plötzlich auf und schrie: „Das hätte nicht passieren dürfen!" Erschrocken wollte ich mich wieder anziehen und merkte zu spät, wie seine Faust auf mein Gesicht zuflog. Ich spürte einen kurzen, starken Schmerz und schließlich wurde mir schwarz vor Augen.
DU LIEST GERADE
Tiefsee
FantasyJessica ist eine junge Nixe. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter Aurelia in der wunderschönen Unterwasserstadt Atlantis. Als ihr Freund James ihr einen Heiratsantrag macht, wirft es ihr Leben erstmal aus der Bahn. Und plötzlich benimmt sich ihr Verl...