Vater und Tochter

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Kapitel 15

"Ding Dong" Sam wunderte sich: „Wer könnte das denn sein?" Eigentlich bekam er nie Besuch und da sonntags auch keine Post kam, hatte er keine Ahnung, wer das sein konnte. Er stand von seinem Schreibtisch auf, an dem er gerade noch an seinem neuesten Buch arbeitete. Er war nämlich nebenberuflich Schriftsteller, aber nicht sehr erfolgreich. Hauptberuflich arbeitete er als Anwalt. Er ging zur Tür und öffnete. Eine junge Frau mit roten Haaren, merkwürdigen, alten Klamotten und einem kleinen Köfferchen stand vor ihm. „Äh, guten Tag! Wer sind Sie denn?", fragte Sam erstaunt. „Darf ich reinkommen?" Die Frau schob sich an Sam vorbei in sein Haus. Überrumpelt schloss Sam die Tür hinter ihr und folgte der jungen Dame in sein Wohnzimmer. Er bot ihr einen Stuhl an und sie setzte sich. „Könnten sie mir jetzt bitte meine Frage beantworten", sagte Sam höflich. „Ich bin Jessie. Ich bin deine Tochter!" Sam starrte Jessie an. „A..aber du bist doch t..tot! U..und Aurelia doch auch? Sie ist ertrunken!", stotterte Sam verwirrt. Vor lauter Schreck war ihm schwindelig geworden, weshalb er sich erstmal setzten musste. „Ich kann es dir beweisen!", sagte Jessie und zeigte ihm das Foto. „Bitte erkläre mich nicht für verrückt, wenn ich dir erzähle, was passiert ist", bat Jessica. „Als Aurelia schwanger war, wollten doch deine Eltern das Kind, also mich, nicht anerkennen, weil sie meinten, ihr wärt zu jung gewesen, richtig?" „Ja! Meine Eltern zogen weg und nur kurz, bevor Aurelia ertrank, starb mein Vater an Krebs. Meine Mutter war am Boden zerstört und folgte ihm nur zwei Monate später. Ab da war ich ganz allein. Ich riss mich zusammen und beendete erfolgreich mein Jura Studium. Jetzt bin ich Anwalt und hobbymäßig Autor", erklärte Sam. „Also jetzt kommt der etwas verrückte Teil", fuhr Jessie fort. „Aurelia schwamm, bekam einen Krampf und war kurz vor dem Ertrinken. Aber sie wurde gerettet und zwar von Kritia, der Königen von Atlantis! Aurelia wurde zur Meerjungfrau und ich zu einem Hybriden. Ein Hybrid ist halb Mensch, halb Meerjungfrau. Deswegen konnte ja nur ich an Land und Mutter nicht! Heute ist mein 18. Geburtstag und sie meinte ich sollte zu dir gehen. Zum Teil auch, weil ich gestern hätte heiraten sollen. James aber, mein ehemaliger Verlobter, hatte mich öfter geschlagen und Aurelia hat mir die Augen geöffnet und deshalb habe ich ihn nicht geheiratet. Jetzt ist er natürlich wütend und will mich zwingen zu heiraten. Deshalb bin ich zu dir geflüchtet!", erklärte Jessie. Sie holte erstmal Luft, nach der ganzen Erklärung. Auch Sam musste das ganze kurz verdauen. „Also lebt Aurelia?", fragte er. „Ja und ich sollte dir ausrichten, dass sie dich immer noch liebt und dich vermisst!", antwortete Jessie. Bei diesen Worten schossen Sam Tränen in die Augen und er flüsterte: „Ich vermisse sie auch!" Jessie konnte den Anblick ihres weinenden Vaters nicht ertragen und schloss ihn in ihre Arme. So saßen sie eine Weile da, bis Sam mit rauer Stimme sagte. „Danke! Das ist mir echt peinlich!" „Das muss es nicht! Emotionen sind wirklich ok!", beschwichtigte ihn seine Tochter.
*
Ich schaute meinen Vater liebevoll an. Er sah gut aus mit seinen braunen, leicht gelockten Haaren und seinen grünen Augen. Die hatte ich also von ihm geerbt. Er hatte auch einen schön gebräunten Teint. „Bist du oft draußen?", fragte ich ihn. „Ja ich surfe gerne", erzählte er. „Wenn du willst, kann ich es dir beibringen", schlug er vor. „Oh ja bitte!" Aufgeregt blickte ich ihn an. „Aber nicht heute. Wollen wir dir nicht erst ein Zimmer herrichten?", fragte er. „Ich habe ein leeres Zimmer unter dem Dach. Du kannst es haben! Aber zuerst müssen wir dir ein Bett besorgen und andere Möbel." Er nahm seinen Autoschlüssel vom Küchentisch. „Und vielleicht ein paar modernere Klamotten für dich", fügte er hinzu und lachte. „Wieso?", fragte ich überrascht. „Die passen mir doch!" „Aber sie sind einfach zu altbacken! Solche Klamotten hat man vor 20 Jahren getragen!" Jetzt wurde mir klar, warum mich die Leute so angestarrt hatten. Ich lachte: „Okay, na gut! Dann bekomme ich halt neue Kleidung!" Ich stieg in Sams Auto und erschrak, als der Motor anging. „Ach so, das kennst du ja noch gar nicht", bemerkte Sam und schmunzelte. Dann fuhren wir endlich los und kauften Hosen und Oberteile in den verschiedensten Ausführungen: kurze und lange Hosen, Röcke und Kleider, T-Shirts und Tops in den buntesten Farbtönen. Aber ich muss schon sagen, Sam hat Geschmack! Danach kauften wir ein Bett und einen Schrank, die aber erst eine Woche später angeliefert werden sollten. Für diese Zeit wollte Sam auf dem Sofa schlafen und ich in seinem Bett. Ich aber lehnte ab: „Nein, schlaf du ruhig in deinem Bett! Ich bin mit der Couch völlig zufrieden." Nach einer kurzen Diskussion willigte er schließlich ein.
Bevor die Möbel angeliefert werden sollten, gestalteten wir noch mein Zimmer neu: auf eine Wand malte Sam eine große Welle, damit ich an Zuhause erinnert werde. Er malte sogar eine kleine Meerjungfrau, die meine Mutter darstellen sollte. Ich beschrieb ihm extra, wie sie aussah und er traf sie perfekt. „Du bist künstlerisch echt begabt!", sagte ich anerkennend zu ihm. Er jedoch winkte nur ab und wurde rot. Mein Zimmer ist wunderschön geworden und ich war Sam dankbar, dass er sich so viel Mühe gegeben hatte.

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