Ich war noch eine weitere Woche krank und James kam zwei Mal erneut. Diesmal war ich ihm schutzlos ausgeliefert gewesen, denn er hatte akribisch aufgepasst, dass ich ja alleine bin.
Ich weiß nicht wieso, aber ich habe es einfach über mich ergehen lassen. Ich war ausgelaugt, meine Kraft war einfach am Ende.
Liam wurde immer besorgter wegen meines Zustandes aber ich schob es immer auf meine Krankheit.
Nur zu Isa sagte ich ein Wort: „James!"
Sie verstand natürlich nicht was ich meinte, aber ich gab keine Erklärungen.
Dann nach zwei Wochen ununterbrochen im Bett liegen, machte ich meinen ersten Spaziergang draußen.
Ich beschloss Mary zu besuchen. Als ich klingelte hörte ich schon ihren Dackel durch die Tür bellen, bevor sie mir öffnete.
„Jessie!", rief sie erfreut und bat mich hinein. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich sah wie sehr sie sich über meinen unerwarteten Besuch freute.
Sie musterte mich und stellte dann fest: „Du siehst ja gar nicht gut aus!" „Ja ich hatte eine Lungenentzündung", sagte ich und sie riss erschrocken die Augen auf. „Aber doch nicht wegen neulich? Ach ich hatte mich doch so beeilt, dass du ins warme kommst!", sorgte sie sich. „Nein nein!", beschwichtigte ich sie. „Es ist wegen etwas anderem."
Fragend sah sie mich an und ich hielt es einfach nicht mehr aus, ich musste mich ihr öffnen.
„Ich wurde vergewaltigt", flüsterte ich.
Sie zog scharf die Luft ein und fragte: „Und da bist du nicht zur Polizei gegangen?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Aber warum nicht?"
„Es würde sowieso nichts bringen!"
Sie schüttelte ungläubig den Kopf, schwieg aber danach.
„Du bist die erste der ich es sage", durchbrach ich die Stille, in der lediglich das Kaminfeuer knisterte.
Wieder schüttelte sie ungläubig den Kopf.
Schließlich sagte sie: „Du wirst deine Gründe haben, dass du es bis jetzt verschwiegen hast und ich respektiere das!"
„Danke Mary!", hauchte ich und umarmte sie.
Es war eine gute Entscheidung gewesen, es ihr zu sagen.
Und danach war das Thema erstmal gegessen.
Als ich am Nachmittag nach Hause kam, erwartete Liam mich schon.
Er zog mich in eine Umarmung und küsste mich.
„Hach habe ich das vermisst!", stöhnte er genüsslich, während er mir langsam den Mantel auszog.
Ich war überrascht, aber genoss es auch von Liam endlich wieder geküsst zu werden.
Er hob mich hoch und trug mich wieder die Treppe hinauf, in mein Zimmer.
Dort legte er mich vorsichtig auf dem Bett ab und zog sich sein T-Shirt vom Kopf.
Dann krabbelteer auf mich zu und fing an mich auszuziehen, jedoch im Gegenteil zu James viel leidenschaftlicher und sanfter.
Plötzlich durchkam mich ein grausamer Gedanke und ich rutschte von ihm weg.
Liam legte seinen Kopf schief und fragte verwirrt: „Was ist los, Jessie?"
„Ähm nichts..." Er zog die Augenbrauen hoch, fuhr aber mit dem Küssen und Ausziehen fort.
Als er meinen Pullover hochzog sah er natürlich sofort die riesigen Blutergüsse.
„Jessie, ich will eine Erklärung!", sagte er besorgt.
„Liam ich kann nicht", flüsterte ich.
„Bitte!" Flehentlich sah er mich an.
Ich blickte auf die Bettdecke und eine Träne fiel auf den Stoff, wurde erst abgeperlt, platzte aber dann und versickerte.
Liam
Streichelte mir über die Wange und hob leicht mein Kinn.
Mit geröteten Augen und nassen Wimpern blickte ich ihn an.
Er seufzte und umarmte mich lange.
Ich schluchzte nicht einmal. Ganz still liefen mir die Tränen übers Gesicht und dann über Liams Arm, da ich meinen Kopf auf seine Schulter gelehnt hatte und er sein T-Shirt noch nicht wieder anziehen hatte können.
Irgendwann hauchte ich dann: „James, mein Exfreund...er...er hat mich verfolgt und ver...vergewaltigt..."
Zum Ende hin wurde ich immer leiser und Liams Gesichtsausdruck wechselte von einem sehr besorgten zu einem wutverzehrten.
Er sprang urplötzlich auf und brüllte: „Wo ist dieses Schwein?"
Ich zuckte zusammen und kauerte mich zusammen. Dieser Liam machte mir große Angst.
Blind vor Wut und ohne nachzudenken rannte er nach draußen.
Ich blieb wie ein verstörter kleiner Hase zurück.
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Tiefsee
FantasyJessica ist eine junge Nixe. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter Aurelia in der wunderschönen Unterwasserstadt Atlantis. Als ihr Freund James ihr einen Heiratsantrag macht, wirft es ihr Leben erstmal aus der Bahn. Und plötzlich benimmt sich ihr Verl...