Nachdem Isa gegangen war saß ich sauer in der Mensa. Alle starrten mich an. Ohne das Essen auch nur berührt zu haben stand ich auf und setzte mich auf dem Hof auf eine der Bänke.
Ich schloss die Augen, als sich jemand neben mich setzte.
„Ist es okay, wenn ich hier sitze?"
Ich schlug die Augen auf und sah eine verweinte Elena neben mir sitzen.
„Elena?! Ähm, ja natürlich."
„Gut..."
„Was ist denn passiert?"
„Ich hab den Streit zwischen dir und Isa mitbekommen und du und Liam scheinen ja auch nicht mehr zusammen zu sein."
Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Ich wollte mich entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dir so zugesetzt habe."
„Ach. Das kommt aber sehr früh. Willst du dich wieder an Liam ranmachen?!"
„Nein, du verstehest es nicht. Alle halten mich für die reiche Tusse die alles hat. Ich habe auch so gut wie alles. Aber eins habe ich noch nie gespürt. Liebe. Seit ich klein bin, streiten sich meine Eltern. Sie denken nur ans Geschäft, sie sind nur unterwegs. Und lieben tuen sie sich schon lange nicht mehr. Mein Vater hat eine Freundin, die keine vier Jahre älter als ich ist und meine Mutter vergnügt sich hier und da mit allen möglichen B-Promis. Aber weil wir die perfekte Familie sein sollen darf davon niemand etwas erfahren. Und dann bist du aufgetaucht. Du hattest all das: einen Vater der dich liebt, einen Jungen, der alles dafür gegeben hat um dich zu bekommen und Freunde, die sich nicht wegen des Geldes mit dir abgeben."
In diesem Moment fühlte ich plötzlich Sympathie für Elena. Es stimmt, dass wir uns gehasst hatten. Aber nun da ich wusste warum sie so war, konnte ich ihr nicht mehr böse sein.
„Elena. Es tut mir leid. Ich habe dir unrecht getan. Ich dachte du bist eine falsche Schlange, aber ich wusste nicht, was für Probleme du hast..."
Sie lächelte mich müde an.
„Aber wenn ich dir etwas raten darf: lass dich nicht auf Liam ein. Er hat dich doch schon mal benutzt, und er hat einen riesigen Fehler gemacht."
Sie sah mich verwirrt an. Aber dann nickte sie.
„Danke Jessie." Sie umarmte mich, stand auf und ging.
***
Der Unterricht war zu Ende und ich lief nach Hause. Mein Auto hatte ich zu Hause stehen gelassen. Ich wollte lieber die Frische Luft atmen und außerdem noch einen Abstecher zum Strand machen.
Heute lief ich einen anderen Weg als sonst. Er führte durch den Stadtteil, dann runter zur Promenade und schließlich in das Wohngebiet in dem wir lebten.
Ich lief gerade durch den Stadtteil und blickte in die Schaufenster der kleinen Läden als mir ein Gebäude auffiel. Wir hypnotisiert starrte ich die Türe an.
Sollte ich es wirklich tuen?
Ich atmete tief durch, bevor ich schließlich das Gebäude betrat. Von innen wie auch von außen sah das Haus älter aus.
Ich wandte mich mit meinem Anliegen an einen jungen Mann hinter einem Tresen.
Etwa eine Stunde später verließ ich das Gebäude und ging mit schnellen Schritten nach Hause.
Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und wollte Isa schreiben, als mir wieder unser Streit einfiel.
Zögerlich wählte ich Erics Nummer.
Nach kurzem Klingeln hob er ab.
„Eric? Wir müssen uns treffen. Wie wärs in einer viertel Stunde am der kleinen Bucht wo wir im Spätsommer surfen waren?"
„Okaaaaay? Bis dann."
Sofort schnappte ich mir meine Schlüssel und fuhr zu dem kleinen Strandabschnitt.
Ich musste nicht lange warten, als schon Eric in Sicht kam.
„Was soll das bitte?! Stell dir mal vor Liam sieht uns hier."
Er war sichtlich verwirrt.
„Ich wusste nicht wen ich sonst anrufen sollte. Isa und ich haben uns heute ziemlich gezofft..."
Er nickte.
„Was ist denn jetzt so wichtig?!"
„Ich glaub ich hab Scheiße gebaut."
Er zog die Augenbrauen hoch.
„Du erinnerst dich doch an den Pakt, dass jeder einen einweihen darf. Liam hat dich ausgewählt, Isa hat sich für Mark entschieden und ich..."
„Jaaaa?"
„Ich hab's der Polizei erzählt..."
„Du hast WAS!?"
Eric packte mich an den Schultern.
„Warum?"
„Ich weiß nicht, ich hab die Wache gesehen und es überkam mich!"
„Oh Scheiße."
Eric ließ sich auf den Boden fallen.
„Du weißt, du kannst deine Aussage noch zurückziehen."
„Will ich aber nicht..."
„Weißt du was du da sagst?! Du hast den Jungen den du mal geliebt hast und unser aller Freund verraten."
„Verdammt, ja! Aber was hätte ich denn tun sollen? Ich kann nicht mehr! Jede Nacht sehe ich seinen toten Körper vor mir und ich denke an das was er mir angetan hat, aber trotzdem ist es Mord!"
„Warte? Wer hat dir was angetan? Liam hat gesagt es war dein Ex, der dich damals öfter geschlagen hat und jetzt dich wohl gefunden hat."
Ich fiel neben ihm auf die Knie.
„Es stimmt nicht ganz..."
Sofort begann ich zu weinen, als ich wieder an seine Taten dachte.
„Was ist denn los? Du kannst mir alles erzählen."
Eric legte seine Hände auf meine Schultern.
Ich zuckte unweigerlich zusammen.
„Er hat mich...er...ist gekommen und...er war oft da und...er hat mir weh getan...und er hat mich..."
Ich starrte auf meine Hände. Meine Wangen waren tränennass und ich zitterte leicht.
„Wir müssen einfach warten was passiert." Damit stand ich auf.
„Ähm...Jessie, wir wollten am 06.01 eine kleine Weihnachtsparty machen, ich weiß es sind Dinge passiert, aber wir sollten uns ablenken, willst du kommen?"
„Ja. Gerne. Ich glaube wir brauchen alle ein wenig Ablenkung. Wird Isa auch da sein?"
„Ja, alle werden da sein."
„Gut. Dann werde ich erst recht kommen. Auf Wiedersehen, Eric."Autorin: Moonshinedreamer
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Tiefsee
FantasyJessica ist eine junge Nixe. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter Aurelia in der wunderschönen Unterwasserstadt Atlantis. Als ihr Freund James ihr einen Heiratsantrag macht, wirft es ihr Leben erstmal aus der Bahn. Und plötzlich benimmt sich ihr Verl...