Schule

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Kapitel 20

Ich hockte auf der Couch mit einem Schlabberpulli und einer Jogginghose und schaute fern. Als es klingelte schrak ich auf und zögerte, ob ich öffnen sollte. Schließlich raffte ich mich auf und schlurfte zur Tür. „Oh, du bist es!" Meine Stimme klang noch etwas kratzig. Liam öffnete seinen Mund und die Worte flossen nur so aus ihm heraus. „Hallo Jessie! Wie geht es dir? Es tut mir so Leid wegen Sonntag! Bitte kannst du mir verzeihen?" Ich musste seine Worte erst verdauen, dann brachte ich heraus: „Ganz ruhig! Ja ich verzeihe dir, wenn du mir verzeihen kannst! Ich bin einfach noch nicht bereit für uns beide. Bitte verstehe das doch! Ich bin wirklich froh dich getroffen zu haben, aber ich glaube es wäre besser wenn, ..." Ich hatte plötzlich einen fetten Kloß im Hals. „wenn wir uns erstmal nicht treffen." Ich konnte Liam nicht ansehen, aber ich konnte seinen entsetzten Gesichtsausdruck erahnen. Er stotterte „Okay!" Ich drehte mich weg und konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. „Es tut mir leid!" Ich brach ab und wünschte mir, er würde einfach gehen. Offenbar fühlte er genauso denn auch er wandte sich ab. Jedoch flüsterte er zur Verabschiedung: „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!" Ich schloss die Tür, blieb aber noch im Eingangsbereich stehen. Doch nach zehn Minuten bewegte ich mich wieder in Richtung Sofa. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Die Tür klackte, als Sam vom Einkaufen nach Hause kam. Ich blickte auf und Sam schaute mich sofort besorgt an. „Was ist los?" Ich zögerte, sollte ich es ihm erzählen? Ich beschloss mich ihm anzuvertrauen und erklärte ihm die Sache mit Liam. Sam baute mich durch das Gespräch auf und ich gewann erneut eine weitere Portion Vertrauen zu meinem Dad. Wir umarmten uns und dann ging ich nach oben in mein Zimmer. Eigentlich wollte ich noch lesen, doch meine Augen wurden so schwer, dass ich sofort einschlief.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wieder viel besser und ich pfiff sogar, als ich in die Küche ging. „Guten Morgen, Sam!" Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich habe dich auf der Trenchan High School angemeldet! Nach den Sommerferien machst du dort dein Abschlussjahr. Keine Sorge du schaffst das! Der Schulweg ist nicht weit, du kannst Fahrrad fahren!", sagte Sam urplötzlich. „Das kam sehr unerwartet", stellte ich trocken fest. „Schatz, du musst nunmal noch ein Jahr auf die Schule, aber ich habe dafür gesorgt, dass du nicht mit Liam in eine Klasse kommst. Treffen, beziehungsweise sehen werdet ihr euch trotzdem, da es nicht die größte High School ist." „Danke Sam, dass du das für mich gemacht hast!" Ich fiel ihm um den Hals und drückte ihm erneut ein Küsschen auf die Wange. „Aber was ist, wenn ich mich nicht integrieren kann?" „Das wirst du schon, vertrau mir!", sprach mir Sam gut zu. „Wenn du meinst...", ich zweifelte immer noch. „Jetzt komm schon, lass uns heute was zu zweit unternehmen!", meinte Sam voller Tatendrang. „Ja! Bitte bring mir doch das Surfen bei", bettelte ich. „Na klar! Dann schnapp dir deinen Neoprenanzug und auf geht's zum Strand!" Sam freute sich riesig mir das Surfen beizubringen. Wir zogen uns beide um, liefen runter zum Strand und wir fingen mit ein paar Trockenübungen an. Endlich durfte ich dann auch mal ins Wasser! Es waren perfekte Bedingungen: Es war warm, doch nicht zu heiß, leicht bewölkt, das Wasser hatte auch eine angenehme Temperatur und die Wellen waren nicht zu hoch. Am Anfang war ich noch etwas wackelig auf den Beinen, aber von Zeit zu Zeit wurde ich besser und wagte mehr. Es kostete Sam ganz schön Mühe, mich wieder vom Board an Land zu bekommen. Ich konnte abschalten und musste nicht an Liam denken. Erst als ich das Surfbrett wieder im Bootshaus verstaute, wanderten meine Gedanken zurück zu ihm.
*
Liam erfuhr von Isabella, der Klassensprecherin seiner Klasse und einer ganz guten Freundin von ihm, dass nach den Ferien eine Neue in die Klasse kommen würde. Er war natürlich gespannt, wie sie hieß und Isa antwortete: „Jessica Oannes." Er dachte sich verhört zu haben. Jessie würde in seine Klasse kommen? Liam freute sich auf der einen Seite, doch auf der anderen wünschte er sich, er hätte sie nie getroffen und sich in sie verliebt. Er war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte, wenn Jessie in den Klassenraum kommen wird. Isabella erzählte ihm noch, dass sie Jessie erst besuchen wolle, damit sie am Anfang auch jemanden kannte und sie fragte Liam, ob er vielleicht mitkommen wolle. Liam lehnte schnell ab, mit der Begründung, dass sich die Mädchen erst einmal untereinander kennenlernen sollten. Isa zuckte nur mit den Schultern und nahm es so hin, ohne sich groß etwas dabei zu denken. Deswegen mochte Liam Isabella: Sie bohrte nicht weiter nach, sondern ließ es bei der Frage bleiben. Doch nachdem er sich von ihr verabschiedet hatte, wollte er ihr irgendwie doch gestehen, dass er Jessie schon kannte, aber er kniff seine Lippen zusammen und schwieg. Er wollte es noch für sich behalten, früher oder später würde die Wahrheit sowieso ans Tageslicht kommen. Er seufzte. Seit Jessica in sein Leben getreten war, gab es nur Ärger, aber er liebte sie trotzdem. In jeder freien Minute musste er an sie denken. Er sehnte sich nach dem Geruch ihrer Haare und dem Gefühl ihrer Hände in seinen. Doch er verlangte zu viel von ihr. Sie kannten sich schließlich erst seit kurzer Zeit. Sein Verlangen nach dem Gefühl, ihre Lippen auf seinen zu spüren, war mit ihm durchgegangen. Wie er sie vermisste! Er konnte ihr einfach nicht fernbleiben! Also rief Liam Isabella an: „Hey Isa! Ich habe es mir anders überlegt! Ich will mit zu Jessica kommen! Wann willst du sie denn besuchen?" „Ich habe erst nächsten Mittwoch Zeit. Vielleicht so um 13 Uhr?", schlug Isabella vor. „Das passt perfekt!" Liam lächelte. Er freute sich schon darauf, in Jessies wunderschöne, klare Augen zu schauen.

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