Kapitel 50

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Das Essen war ein voller Erfolg gewesen. Sam hatte sich echt gefreut. Ich saß in meinem Zimmer und brütete über meinen Mathe Hausaufgaben. Nur weil Wochenende war, hatte und Miss Wagner sofort eine ganze Buchseite aufgegeben. Und dass auch noch, wo doch heute die legendäre Schulparty stattfand! Isa hatte mir davon erzählt. Einmal im Jahr wurde eine große Party am Strand gefeiert zu der nur Leute über 17 zugelassen waren. Mit Lagerfeuer, Drinks und allem drum und dran. Das wäre meine aller erste Party überhaupt!
Als es plötzlich an der Tür klingelte, sprang ich auf, jede Ablenkung war mir recht. ich nahm zwei Stufen auf einmal und öffnete die Tür mit Schwung.
"Na endlich, das hat ja mal ne Ewigkeit gedauert..."
"Was machst du denn hier? Ich glaube, ich habe dir schon oft genug klar gemacht, dass ich auf dich getrost verzichten kann!"
"Denkst du etwa ich nicht? Außerdem war der Weg hierher echt nicht angenehm. Lässt du mich jetzt mal rein?"
"Nein, Elena, ich denk nicht dran!"
Sie schnaubte sauer und drückte sich an mir vorbei. Sie warf ihre blonden Haare über ihren Rücken und fächerte sich mit ihren Händen Luft zu.
"Ist es hier warm!", stöhnte sie, und dass obwohl sie ein graues Croptop, das mehr einem Bikinioberteil glich und eine Hotpants an hatte. Dazu hatte sie Sandaletten mit Keilabsatz kombiniert. Ich verdrehte die Augen.
"Was willst du hier?"
"Oh, du weißt es noch gar nicht? Liam hat mit mir Schluss gemacht. Niemand macht mit mir Schluss!" Ihr Gesicht war wutverzerrt. "Du hörst mir jetzt mal gut zu: Liam gehört mir! Wenn du mir in die Quere kommst, mache ich dir dein Leben zur Hölle, vertrau mir! Wenn ich damit fertig bin, wird sich niemand mehr für dich interessieren. Also, halt dich gefälligst von ihn fern!"
Nach dieser Ansprache brachte ich kein Wort vor Wut heraus. Sie war schon beinahe aus der Türe raus, als sie sich nochmal umdrehte und sagte: "Natürlich kannst du heute auch nicht zur Party, wie schade! Solltest du kommen, dann sag deinem friedlichem, glücklichen Leben auf nimmer wiedersehen."
Die Tür knallte zu und ich stand etwas verwirrt im Flur. Hatte sie mir gerade gedroht? Ich konnte es nicht fassen, diese Schlange! Ich rannte in mein Zimmer und schnappte mir mein Handy.
Jessie: Kannst du vielleicht schon früher kommen?
Isa: Natürlich, bin auf dem Weg!
Keine viertel Stunde später stand Isa schon auf der Matte und schaute mich fragend an.
"Also, was gibt's?"
"Es ist einfach schrecklich! Elena war hier und sie hat mir gedroht!"
"Was? Ich weiß zwar, sie hat dir schon mal gedroht, aber Liam und sie sind doch zusammen, also warum stresst sie schon wieder!"
"Das kann ich dir sagen: Liam hat Schluss gemacht! Sie hat gesagt, wenn ich heute auf die Party komme, macht sie mir die Hölle heiß!"
"Oh, diese doofe Kuh! Genau deshalb gehen wir jetzt erst recht auf die Party. Wir lassen uns doch nicht unterkriegen! Da hat sie sich aber gewaltig geschnitten!"
"Also, ich weiß ja nicht, glaubst du das ist wirklich so klug?"
"Ja, du musst ihr zeigen, dass du nicht klein bei gibst! Also, jetzt hol dein heißestes Strandoutfit raus, der werden wirs zeigen! Und Liam werden die Augen aus dem Kopf fallen!"
"Wenn du meinst..." Kurz später hatte ich mich umgezogen und betrachtete jetzt das Ergebnis: ein weißes Strandkleid.
"Was sagst du?"
"Total heiß!", meinte Isa und nickte mir anerkennend zu. Ich lief rot an.
"Dann lass uns eine Party crashen! Aber wir müssen noch kurz bei mir vorbeischauen, ich muss mich ja auch noch umziehen."
Nach einem schnellem Zwischenstopp bei Isa machten wir uns langsam auf den Weg zum Strand. Als wir ankamen war es schon dämmerig und einige Leute hatten bereits Holz für Lagerfeuer aufgeschichtet. Ein Junge, der schon etwas älter als wir war drückte uns zwei Bierflaschen in die Hand.
"Wer ist das?"
"Heiß, nich? Mark, er geht schon aufs Collage."
"Und, schon jemand bekannten gesichtet?"
"Ja, da hinten ist Leila, sie ist im selben Mathe und Englisch Kurs."
Ich nippte an meinem Bier und verzog das Gesicht angeekelt. Widerlich. Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen, mittlerweile hatten sich schon viele Leute eingefunden.
Plötzlich rammte mir Isa ihren Ellenbogen zwischen die Rippen.
"He, Jessie, dieser Mark von eben starrt dich schon die ganze Zeit an. Ok, jetzt kommt er zu uns..."
"Alles gut soweit?", fragte Mark nett.
"Ja, mit so einem schönen Ausblick ist alles prima, nicht Jessie?", sagte Isa mit ihrem Sonntagslächeln und stupste mich leicht in seine Richtung.
Moment mal, versuchte sie etwa gerade mich zu verkuppeln?!
"Isa, kann ich dich kurz sprechen?", zischte ich und zog sie am Arm ein Stück bei Seite.
"Was soll das, hör auf Amor zu spielen!"
"Man Jessie! Jetzt denk doch mal nach, was gibt es denn besseres, als wenn dich Liam mit nem neuen, heißem Typen sieht, der auch noch aufs Collage geht! Er wird kochen, und Elena auch, denn du hast nen besseren Fang gemacht. Nicht dass Liam kein Hottie ist, aber du weißt schon, je Reifer desto imponierender! Rache ist Blutwurst! Jetzt hab dich auch mal Spaß!"
"Ich weiß nicht."
"Komm schon! Zeit für ein wenig Spaß."
Wir gingen zurück zu Mark.
"Ich hol mal ein paar Drinks.", meinte Isa und schon war sie in der Partymeute verschwunden.
"Also, wie heißt du?"
"Jessie. Du bist Mark, richtig?"
"Goldrichtig."
Wärend einer unangenehmen Stille kam Isa auf uns zu und deutet unauffällig hinter mich. Als ich mich umdrehte verstand ich was sie meinte, denn keine zwei Meter entfernt stand Liam. Er starrte mich wütend an und drehte sich von mir weg, um in der Masse zu verschwinden.
"Alles okay?", fragte Mark.
"Ja, alles prima. Mir ist bloß ein wenig übel. Hast du Lust mit mir ein bisschen am Strand entlang zu laufen?"
"Super gerne."
Er nahm mich bei der Hand und wir schoben uns durch die Menge.
Wir waren schon eine Weile neben einander her gelaufen, als ich die Stille zwischen uns brach.
"Mark...Wer bist du?"
"Hmm...Ich bin Mark Robinson. Meine Mutter heißt Claire, mein Vater Adam. Ich bin in England aufgewachsen und wohne seit 3 Jahren auf Kreta. Davor haben wir 2 Jahre in Athen gewohnt.
Ich bin 20 und habe an Weihnachten Geburtstag. Und wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen."
"Oh, das liegt daran dass ich erst ein Jahr hier wohne. Davor habe ich in, äh...Delphi gewohnt. Ich bin 18 mein Vater heißt Sam, meine Mutter Aurelia, aber sie lebt nicht hier. Ich surfe gerne, mein Vater hat es mir beigebracht. Meine besten Freunde sind Isabella und Liam, aber das ist momentan etwas schwierig. Mit seinem Mitbewohner Eric verstehe ich mich auch ganz gut.", ich wusste nicht warum ich mich ihm so öffnete, aber es fühlte sich an, als würde ich Mark schon lange kennen.
"Eric? Den kenn ich. Seine Eltern wohnen in unserer Straße. Er ist ziemlich cool. Eric, David und ich sind oft um die Häuser gezogen, aber seit dem Eric in die WG gezogen ist und David arbeitet, muss ich alleine auf Partys."
"Ja, David kenn ich auch. Er scheint schwer in Ordnung zu sein."
Mark lächelte mich an und wir blieben stehen.
"Ich liebe das Meer. Leider kann ich nicht surfen. Aber ich tauche gerne."
"Oh, ich liebe es auch, aber nicht nur des Surfen Willens.", ich schaute verträumt auf das Meer. Im Hintergrund hörte ich noch schwach die Musik der Party.

Where are you now
Where are you now
Where are you now
Was it all in my fantasy
Where are you now
Were you only imaginary
Where are you now
Atlantis
Under the sea
Under the sea
Where are you now
Another dream
The monsters running wild inside of me
I'm faded
I'm faded
So lost
I'm faded
I'm faded
So lost
I'm faded

Ich musste schmunzeln, denn der Text passte irgendwie.
"Wollen wir zurück gehen?", wandte ich mich an Mark.
"Ja, warum nicht..."
Wir begannen langsam zurück zu gehen. Kurz bevor wir wieder mit dem Rest der Menge verschmelzen konnten sah ich, dass die Menge sich teilte.
Elena war angekommen.

Autorin: Moonshinedreamer

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