Kapitel 55

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Es wurde immer kälter und ich musste Winterklamotten einkaufen gehen. Isabella war über diese Nachricht besonders erfreut, denn sie liebte shoppen. 
Nachdem wir uns zu meinem Leidwesen durch mehrere Läden gekauft hatten und Isa mir immer mehr Klamotten zum anprobieren gab, hatte ich eine beträchtliche Menge an Winterklamotten zusammen, die laut meiner Besten Freundin top modern waren.
Wir verließen das Shoppingcenter bepackt mir Tüten, aber zum Glück hatte sich Eric dazu bereit erklärt uns abzuholen, nachdem Isa ihm die Ohren voll geheult hatte, weil ihre Tüten so schwer waren.
Ich ließ mich mit meinen Tüten auf die Rückbank fallen uns seufzte, wer hätte gedacht, dass shoppen so anstrengend werden könnte?
Als ich zu Hause abgesetzt wurde, schloss ich die Tür auf und machte mich ans Tüten ausräumen. Ich warf die neuen Klamotten in die Waschmaschine und legte mich auf  mein Bett.
Es war Montag Nachmittag und der ganze Tag war sehr anstrengend gewesen. In der Schule war nichts großartiges passiert, kein Drama, kein gar nichts. Warum? Weil Liam krank war. Er hatte sich erkältet, was irgendwie ironisch war, weil ja eigentlich krank werden müsste.
Also hatte niemand was zu gaffen gehabt und erst recht nicht Miss Make-Up, was ich gar nicht mal so schlecht fand.
Ich hörte das piepsen der Waschmaschine und ließ mich müde von der Couch rollen. Nachdem ich meine Kleidung geschleudert hatte legte ich sie sauber zusammen und packte sie anstatt meiner Sommersachen in den Kleiderschrank.
Einen graugrünen Pulli, eine weiße Bluse und eine schwarze Jeans behielt ich für morgen draußen. Mein Handy klingelte.
"Hallo?"
"Und wie geht's babe?"
"Liam! Du sollst dich doch schonen und was ist denn das für ein Kosename?!"
"Jaa, aber ich konnte einfach nicht widerstehen deine Stimme hören zu wollen und ich find ihn gut."
"Meine Güte, die vergisst du doch nicht so schnell und muss dieser Kitsch unbedingt sein."
"Aber ich hab Angst das ich es tue. Und deshalb werde ich morgen auch wieder zur Schule kommen, denn erstens: es ist die 12 Klasse und damit die vorletzte und zweitens möchte ich ja allen meine wunderschöne Freundin vorstellen und wegen dem Namen ja, der muss sein, schließlich soll jeder wissen, dass du zu mir gehörst."
Ich seufzte, es hieß also sich morgen Elena zu stellen mit einem Kosenamen, den ich um ehrlich zu  sein sogar ganz süß fand.
"Okay, aber nur wenn du dich auch wirklich fit genug fühlst, ja?"
"Ich fühle mich super fit. Also bis morgen, hab dich lieb, babe"
"Ich dich auch, bis morgen...", damit legte ich auf und setzte mich auf mein Bett.
Ich führ mir durch meine langen Haare und seufzte. Natürlich würde ich mir meine Beziehung nicht einfach durch Elena kaputt machen lassen, denn schließlich stehe ich komplett hinter uns, und wenn man wegen so etwas einfach seine Beziehung auflöst, dann kann es auch keine richtige Liebe sein. Aber trotzdem, ein mulmiges Gefühl blieb doch in meiner Magengegend über.
Als ich am nächsten Morgen aufstand war das kribbeln wegen des heutigen Tages ekelhaft stark. Ich hatte keinen wirklichen Hunger, also zog ich mich nur schnell an, schnappte mir einen Apfel und zwang mich auf dem Weg zur Bushaltestelle eben diesen zu essen. Als ich im Bus saß kam mir ein bekanntes Gesicht entgegen.
"Mark!"
"Hallo, na wie geht's?"
"Was machst du hier?"
"Tja, ich muss zu meinem Minijob, den ich über die Ferien hab, aber leider ist mein Auto heute nicht angesprungen..."
"Du Armer!", meinte ich ironisch.
"Ja, ich weiß, ein schlimmes Schicksal."
"Als was arbeitest du eigentlich?"
"Ich arbeite dank David als Barista in nem Café."
"Wieso dank David?"
"Das Café gehört seiner Tante. Aber weißt du was ich dank David noch weiß?"
"Ne, nicht wirklich", gab ich zu.
"Aaaalso, du Liam sind jetzt als zusammen?", er grinste und wackelte mit den Augenbrauen.
"Waaaaas? Woher weiß denn David das?"
"Von Eric, von wem sonst. Also stimmts?"
Beinahe hätte ich Eric beschimpft, aber ich hatte ja eigentlich keinen Grund dazu, schließlich hatten wir uns dazu entschieden es öffentlich zu machen, also durfte es jeder gut und gerne erfahren.
"Ja es stimmt und ich bin stolz drauf und es darf jeder wissen."
"Hach, junge Liebe.", sagte er und fasste sich ergriffen ans Herz.
Bevor er noch weiter schmachten konnte hielt ich ihm kurzerhand den Mund zu.
"Ruhe, bitte. Und hör auf so zu übertreiben. Hast du nichts besseres zu tun?"
"Nein, ich hab ja keine Freundin mit der ich angeben kann..."
Ich verzog mein Gesicht zu einem diabolischem Grinsen. Ich kannte da doch jemanden, der auch noch Single war.
"Was grinst du denn so?"
"Ach nichts, ich muss jetzt auch aussteigen, aber naja, vielleicht kannst du ja bald mit etwas oder besser geagte mit jemandem angeben. "
"Was soll das denn jetzt bedeuten?"
"Tja, dass wirst du noch erfahren, also man sieht sich."
Damit stieg ich aus und winkte dem Bus noch hinterher. Ich atmete noch mal durch und machte mich dann auf den Weg zu meinem Mathekurs, denn ich zusammen mit Liam, Isa und Elena hatte. Ach wie schön diese Spielerei des Schicksals doch einfach war. Als ich an unserem Raum ankam saß Liam auf meinem Stammplatz und lächelte mich an.
Ich atmete nochmal tief ein und ging dann lächelnd auf ihn zu. 
"Hey, babe." Er stand auf und drückte seine warmen Lippe auf meine. Ich spürte die ganz Aufmerksamkeit des Raumes auf uns und besonders spürte ich die tödlich Blicke von Elena in meinem Rücken.
Es fühlte sich aber gut an, es nicht geheim halten zu müssen.
Ich löste mich von ihm und hörte wie Elena entsetzt schnaubte. Sollte sie doch, war mir doch egal, denn das erste mal nach so langer Zeit war ich wirklich glücklich. Seit James mich so gebrochen hatte, war mein Leben nicht einfach gewesen , aber Liam hatte mir wieder Hoffnung gegeben, und jetzt war er genau das was ich brauchte und wollte. Ich hatte vergessen was es bedeutete wirklich von jemandem geliebt zu werden. James war meine erste große Liebe gewesen, mein Seelenverwandter. Ich hatte ihn geliebt und vergöttert. Das er mir immer etwas vorspielte, hatte ich nicht erahnt. Umso mehr hatte es weh getan sein wahres Ich zu sehen und auch wenn ich ihm oft verziehen hatte, weil er nach jeder Attacke immer noch liebevoll zu mir war, hatte er mir tiefe Narben ins Fleisch getrieben, und zwar nicht nur körperliche. 
Es ist war, ich hatte ihn geliebt, aber jedes mal wenn er mich schlug schwand ein Teil dieser Liebe. Hätte er sich geändert, hätte ich ihm verziehen, das war ein Beweis dafür, das ich ihm immer noch vertraute und ein Teil von mir ihn wollte. Doch mein Verstand siegte über mein Herz, und trotz diesem kleinem Teil in mir der ihn noch Liebte, wollte ich nicht mehr, ich wollte nicht mehr, dass er mich anfasst. Aber er wollte es und wenn er betrunken war, was er leider immer war, war er unberechenbar.
Ich weiß nicht warum er auf einmal diesem Hass auf mich hegte, ich denke es rührt daher, dass ich mich ihm unterworfen habe. Er wollte jemanden, der sich ihm widersetzt, der ihn in seinen Wutanfällen nicht fürchtete.
Aber das war ich nicht gewesen.
Aber jetzt, jetzt würde ich ihm in die Augen schauen und keine Angst mehr haben, denn ich war mir ganz sicher mit ihm abgeschlossen zu haben.

Autorin: Moonshinedreamer

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