Kapitel 46

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Die Luft sprudelte auf meinen Lungen und ich tauchte auf um nach Luft zu schnappen.
Was machte ich denn bitte hier? So leicht würde ich doch nicht aufgeben! Ich ließ mich eine Weile auf dem Wasser treiben und dachte nach.
Ich erinnerte mich daran, dass Liam mich ebenfalls beim letzten Mal abgehalten hatte nach Atlantis zurück zu kehren.
Ich schlug meine Augen auf und schwamm langsam zum Ufer zurück.
Besser gesagt, ich wollte zum Ufer zurück, denn ich sah in allen Richtungen nichts anderes als Meer.
Nur Wasser. Und die Sonne.
Warum hatte ich denn auch nicht auf die Strömung geachtet?!? Ich begann Panik zu bekommen. Orientierungslos schwamm ich einfach drauf los.
*
"Merkwürdig", dachte sich Sam und schaute zur Straße. "Weit und Breit nichts von Jessica zu sehen."
Er setzte sich an den gedeckten Küchentisch und wartete. Nervös blickte er auf die Uhr. 18.53. Sie hätte schon vor zwei Stunden hier sein müssen! Wo blieb sie nur?
Er stand auf und lief im Wohnzimmer auf und ab. Zur Beruhigung schaltete er den Fernseher an, gleich kamen die Nachrichten.
*
Ich schwamm weiter, meine Arme waren taub und die Kleidung zog an mir. Ich machte Halt und schaute mich um, es begann zu dämmern.
Gleich würde die Sonne das Meer berühren.
Ich musste es noch vor der Dunkelheit ans Ufer schaffen.
Ich musste Wohl oder Übel in den sauren Apfel beißen, und mich verwandeln.
Ich holte Luft tauchte unter und Atmete auf meine Narbe.
Sofort spürte ich die Schmerzen.
Meine Lunge schrumpfte zusammen, Schuppen drangen aus meiner Haut.
Ich unterdrückte einen Schrei, den unter Wasser sowie so niemand hören könnte. Ich wand mich und dann hörte es auf.
Ich schloß die Augen und konzentrierte mich. Ich spürte zwei Dinge: 1. Atlantis und 2. Das Ufer.
Sam hatte mir mal erklärt das Tauben immer nach Hause fänden.
So war das bei uns Meerjungfrauen auch, bloß, dass ich jetzt zwei zu Hause hatte und beide spürte.
Ich wandte mich in Richtung Ufer und schlug die Augen wieder auf, ich konnte alles gestochen scharf sehen.
Ich folgte einfach meinem inneren Kompass. Und durch meine Flosse war ich auch endlich schneller als vorher. Ich ließ meine Arme neben mir hängen und bewegte nur noch meine Flossen. Ich sah, dass das Wasser seichter wurde und hielt an um mich zurück zu verwandeln.
*
Es klingelte und Sam schrak auf. Er rannte beinahe zur Tür und wie er vermutet hatte stand dort Jessica.
"Wo warst du zum Henker?!?", sagte er wütend. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"
"Tut mir leid Sam....Ich hab die Nerven verloren und bin zum Meer gerannt und hab mich aus Versehen raus treiben lassen....Es passiert nie wieder!"
"Komm erst mal rein, du bist ja klatsch nass!"
Während Jessie heiß duschte, brühte er ihr einen Tee auf.
*
Ich kuschelte mich in die Sofakissen und zog die Decke zu meinem Kinn.
Ich hatte meinen Pyjama an und meine noch klammen Haare zu einem Dutt gesteckt.
Sam schaltete mir den Fernseher ein und legte meinen Lieblingsfilm im den DVD Spieler: Arielle.
Der Film ähnelte zwar kaum der Realität, aber ich mochte es zu sehen, wie die Menschen sich Meerjungfrauen und ihr Reich vorstellten.
Vorsichtig nippte ich an dem noch heissen Rooibos-Vanille Tee.
"Ich leg mich jetzt schlafen Jessie, ich hab morgen zu arbeiten, wenn du fertig bist, mach dann bitte alles aus, ja? Gute Nacht.", meinte Sam und gähne zur Untermahlung noch einmal.
"Gute Nacht, Dad."
Als ich am nächsten Morgen aufwachte ging es mir so schlecht wie noch nie.
Ich hustete, meinen Nase lief und mein Körper fühlte sich an wie einbetoniert.
Sam hatte mir strickte Bettruhe verschrieben, bevor er zur Arbeit verschwunden war.

Oben: Jessie

Autorin: Moonshinedreamer

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