Kapitel 51

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Sie bleib stehen und genoss die Aufmerksamkeit, die ihr geschenkt wurde. Sie trug ein weißes Spitzentop und eine graue Leinenshorts.
Verzweifelt hielt ich nach Isa in der Menge ausschau und fand sie an der Strandbar, wo sie mit dem Barkeeper flirtete. Typisch.
Das war also meine Gelegenheit klammheimlich zu verschwinden, denn um ehrlich zu sein wollte ich mich nicht mit Elena anlegen.
Als ich gerade gehen wollte hielt mich eine Hand fest.
"Was machst du?"
"Ich geh nach Hause, Mark"
"Wieso denn, es ist doch erst zehn!"
"Schon, aber ich glaub es ist besser so..."
Ich schaute auf seine Hand, die immer noch meine fest hielt und wurde leicht rot.
"Darf ich dich dann wenigstens nach Hause begleiten?"
Wieso eigentlich nicht? Es war schließlich schon dunkel, und ich mochte es nicht wirklich alleine im Dunklen nach Hause zu laufen.
"Okay, gerne.", antwortete ich ihm und wir liefen zusammen zur Promenade hoch. Eine Weile sagten wir nichts.
"Warum bist du eigentlich nach Griechenland oder bessergesagt nach Kreta gekommen?"
"Meine Mutter ist von hier. Warum genau bist du nach Kreta gekommen, von Delphi?"
"Ähm...Mein Vater hat hier gewohnt und meine Mutter dachte es wäre das Besste, hier her zu kommen, weil es hier Ruhiger ist und in Delphi hatte ich ein paar...Probleme."
"Ah, klingt ziemlich...interessant?"
Ich sagte nichts mehr, wir liefen einfach nur neben einnander her.
"Hier wohne ich."
"Na dann..."
"Ja...Auf Wiedersehen?", meinte ich unsicher und wollte gerade klingeln als er sich noch mal an mich wandte.
"Also wenn du Lust hast können wir ja mal noch was zusammen unternehmen..?", fragte er verlegen.
Ich stand etwas verwirrt vor ihm. Aber um ehrlich zu sein, mochte ich ihn.
Also antwortete ich ihm mit ja.
"Okay...Wie wärs wenn wir einfach Nummern tauschen, ich weiß jetzt zwar wo du wohnst, aber...naja."
"Ja, gerne."
Er reichte mir sein Handy und ich speicherte mich unter Jessie ab.
"Okay, dann sieht man sich, bis bald." Er drehte sich um und ging.
"Ja, bis bald.", rief ich ihn hinterher und klingelte.
Es dauerte nicht lange bis Sam mir öffnete.
"Oh, du bist ja überpünktlich, wie wars?"
"Ganz nett, aber das Bier hat scheußlich geschmeckt."
Ich ging ins Haus und ließ mich auf ein Sofa fallen.
Er schaute mich etwas perplex an, anscheinend hatte er sich erhofft, dass ich viel zu spät und beschwipst nach Hause käme. Er setzte sich neben mich.
"Hast du Hunger?"
"Ne, nicht wirklich, ich bin müde, Dad, ich geh hoch. Gute Nacht."
"Gute Nacht, Jessie."
Ich lächelte ihn müde an und ging in mein Zimmer.

Ich zog mir meinen Pyjama an, eine Kombination aus einer leichten, grauen Stoffhose und einem T-Shirt mit einem Panda drauf.
Danach ging ich schnell ins Bad um mir mein Make-up aus dem Gesicht zu waschen.
Als ich aus dem Badezimmer kam leuchtete mein Handy Display. Ich nahm es vom meinem Nachtisch uns las: zwei Anrufe in Abwesenheit und fünf neue Nachrichten.
Die zwei Anrufe stammten von Isa, sowie drei der fünf Nachrichten. Also rief ich sie kurzerhand an. Sie hob nach dem dritten Freizeichen ab.
"Wo bist du?", fragte sie und ich konnte den Lärm der Party im Hintergrund hören.
"Zuhause, ich hatte keine Lust mehr nachdem Elena aufgekreuzt ist."
"Okay, ich komm vorbei, du hast voll was verpasst!"
"Nein, ich bin totmüde, bitte komm morgen oder sag es jetzt."
"Neee, geht nicht, das ist zu wichtig!"
"Dann bis morgen.", sagte ich kurz angebunden und legte auf.
Die anderen beiden Nachrichten waren von Mark:
Hallo, ich bins Mark.
Und:
Gute Nacht, Jessie.
Ich schieb ihm schnell zurück und ehe ich Zeit hatte über Isabellas rätselhafte Worte nach zu denken war ich schon eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wachte ich schon um halb acht auf. Ich stand auf und zog mir schnell einen Pulli über, um zu lüften, denn die Morgenluft war kalt. Ich machte mich auf den Weg nach unten, als ich Sam auf der Treppe begegnete.
"Schon wach?"
"Ja, ich wollte mir was zu essen machen, willst du auch was?"
"Ich hab schon gegessen, aber danke, ich muss los, du weißt schon, Anwaltszeug halt. Tut mir Leid, dass ich dich so oft alleine lasse, aber so gegen Mittag bin Ich wieder da."
"Macht dich nichts Dad.", sagte ich sanft.
"Lad doch einfach jemanden ein, oder geh etwas unternehmen."
"Mach ich, keine Angst. Und jetzt geh, oder willst du zu spät kommen?", meinte ich ironisch.
"Natürlich nicht, Sir!" Sam salutierte spaßeshalber.
"Bis heute Mittag, Dad."
Damit gingen wir die Treppe runter und ich machte mir etwas zu essen.
Nachdem ich mein Müsli fertig gegessen hatte Schloß ich das Fenster in meinem Zimmer und legte mich auf mein Bett, um Isa zu schreiben.
Ich hatte schon eine Nachricht von Mark bekommen:
Hast du heute Lust was zu unternehmen?
Ich überlegte kurz, schließlich wollte Isa ja vorbeikommen und mir die Neuigkeiten, erzählen. Aber das konnte sie ja noch heute Abend machen. Also schrieb ich ihm schnell zurück und wir machten aus, dass er mich um 10 abholen würde und ich Badesachen mitnehmen solle.
Bis dahin sah ich fern und sagte meinem Vater bescheid, dass ich nicht da sein würde, wenn er nach Hause käme.
Um halb zehn zog ich mir schnell eine schwarze Jeans und eine blaue Bluse an. Darunter zog hatte ich schon meinen Bikini am. Als es um zehn klingelte schnappte ich mir mein Handy und verließ das Haus.
Vor mir stand Mark, er trug eine blaue Jeans und ein weißes Shirt mit V-Kragen. Er lehnte lässig an seinem silbernen Mercedes und drückte sich von diesem ab als er mich sah.
"Hey, wie geht's?", fragte ich als ich vor ihm stehen blieb und wir uns kurz zur Begrüßung umarmten.
"Gut, dir?"
"Super, wo fahren wir hin?", wollt ich neugierig wissen.
"Ich dachte vielleicht zum Strand, weil du ja gesagt hast du liebst das Meer..." Schon irgendwie süß das er sich das gemerkt hatte.
"Okay, warum nicht.", sagte ich und lächelte ihn an.
Er öffnete mir die Beifahrertür und ich setzte mich.
"Macht es dir was aus, wenn wir an meinen Lieblingsplatz gehen? Die Bucht dort ist echt schön, es gibt auch eine Klippe.", fragte er mich nachdem auch er eingestiegen war.
"Ne, gar nicht, wir können gerne dorthin fahren, hört sich spannend an."
"Ist es auch. Es dauert bloß eine dreiviertel Stunde bis dorthin, aber das macht doch nicht, oder?"
"Nö", meinte ich knapp.
Nachdem wir gehalten hatten mussten wir noch durch ein kleines Stück Wald laufen. Als such der Wald lichtete sah ich das Meer und Mark hatte nicht zu viel versprochen: Das Meer war türkis und an der tiefsten Stelle tiefblau. Eine Klippe hing leicht über, so dass man von dort aus das komplette Meer betrachten konnte. Zur linken Seite fiehl die Klippe mit leichtem Gefälle ab, so dass man nach guten 50 Meter am Strand auskam.
"Wow! Das ist ja wunderschön!"
Wir zogen uns um und ich blicke aufs Meer.
"Komm ich will dir was zeigen, allerdings geht das nur wenn du mutig bist."
"Mutig ist mein zweiter Vorname!", rief ich empört und wir lachten.
"Na dann komm."
Wir liefen Richtung Klippe.
"Was soll das werden?", fragte ich skeptisch.
Mark nahm wortlos meine Hand und zog mich mit sich zum Rand der Klippe.
"Bereit?"
"Nein. Wenn du meinst springen, dann nicht wirklich."
"Mach einfach die Augen zu."
"Du hast gut Reden..." Ich schloß meine Augen und spürte, dass er mich mit sich zog und dann fiehlen wir einfach für ein paar Sekunden. Wir schnellten ins Wasser und tauchten auf. Ich schaute mach oben und sah wie hoch die Klippe eigentlich war.
"Ach du Scheiße! Da sind wir wirklich runter?!" Meinte ich etwas hysterisch.
"Jap, du kannst stolz auf dich sein. Aber das ist nicht was ich dir eigentlich zeigen wollte. Komm mit."
Wir schwammen auf die andere Seite der Klippe, wo Mark mir andeutete, ihm weiter zu folgen.
Er tauchte unter und ich ihn nach.
Auch wenn ich nur verschwommen sah, konnte ich ausmachen, dass wir in die Klippe reintauchten.
Als wir wieder auftauchten, befanden wir uns in einer Höhle im Fels, die das Wasser über die Jahre gegraben hatte.
In der Mitte befand sich eine Kleine Insel aus Fels, auf die wir kletterten. Jetzt sah das Meer aus wie ein See.
"Das ist so abgefahren..."
"Nicht wahr? Ich habe diese Grotte Nixenlagune getauft, weil sie etwas magisches hat."
Ich grinst ihn an, auf seinem Gesicht und in der kompletten Lagune waren wirre Lichtzeichnungen zu sehen, die das Wasser warf.
"Wie hast du das entdeckt?"
"Zufall. Aber ich habe den Strand, die Klippe und diese Lagune nicht entdeckt, es war meine Mutter. Sie hatte damals einen Hund, den hatte sie mal hierhin mit genommen, aber der ist dann drauf los geschwommen und meine Mutter hinterher. Naja, man kann sagen die beiden haben sich in der Lagune wiedergefunden."
Ich musste lachen. Ein Schauer überkam mich, hier drinnen war es ziemlich kalt.
"Du hast ja schon ganz blaue Lippen! Lass uns gehen."
Ich nickte und wir schwammen wieder zurück zum Ufer, wo wir uns in die Sonne legten um zu trocknen und uns aufzuwärmen.
Es war mittlerweile schon nach drei Uhr geworden, als wir beschlossen zurück zu fahren und uns unterwegs etwas zu essen zu holen.
Wir saßen also im geparkten Auto, und aßen Pommes und teilten uns eine große Portion Chicken Wings.
Ich hatte meine Schuhe ausgezogen und saß im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz.
"Hast du eigentlich einen Führerschein?"
"Ne, aber ich mach wahrscheinlich bald einen."
Eigentlich hatte ich noch gar nicht drüber nachgedacht, ich sollte mal Sam danach fragen.
Eine Stunde später hatte Mark geparkt.
"Willst du noch mit rein kommen?"
Er schaute mich etwas verlegen an, ehe er nickte.
Ich sperrte auf und rief: "Ich bin wieder zu Hause."
Sam kam die Treppe runter und musterte meine Begleitung ehe er sich vorstellte.
"Hallo, ich bin Sam, Jessies Vater."
"Hallo, ich bin Mark Robinson. Ich bin mit Jessie befreundet.", meinte dieser höflich und reichte meinem Vater die Hand.
"Robinson? Wie heißt deine Mutter?"
"Claire?", meinte Mark sichtlich verwirrt. Als Sam dann begann zu lachen verstanden wir beide die Welt nicht mehr.
"Na, ich kenne deine Mutter. Sie ist meine Cousine."
Wir beide starrten ihn mit großen Augen an.
"Waaaas?!?", riefen wir im Chor und mussten lachen.
Wir mussten schon ein ziemlich komisches Bild abgeben, wie wir im Flur standen und lachten.
Das hätten wir wohl nie gedacht.
Wir saßen in der Küche und aßen den Kuchen, der noch von meinem essen für Sam über war, während er uns Geschichten von früher erzählte.
"Ach bevor ichs vergesse. Isa war so um halb drei hier. Sie wollte zu dir, aber da du nicht da warst meinte ich ob ich dir was ausrichten soll. Sie war aber ziemlich geheimnisvoll und hat bloß gesagt, sie kommt morgen noch mal."
"Ja, sie wollte mir etwas erzählen, aber was weiß ich nicht."
Mark fuhr plötzlich auf.
"Es ist schon halb acht! Ich muss gehen, tut mir leid um den Kuchen."
"Geh ruhig und richte deinen Eltern nen Gruß von mir aus."
"Mach ich, auf wiedersehen und danke für den Kuchen."
"Tschüß!", rief ich ihm noch hinter her und ich hörte wie er das Haus verließ und kurz danach der Motor seines Mercedes aufheulte.

Autorin: Moonshinedreamer

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