Kapitel 49

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Ich lag im Bett und war total fertig. Meine Beine taten vom schwimmen weh und mein Hals kratzte. Mensch sein hatte schon einige Nachteile, Muskelkater zum Beispiel. Ich gähnte.
Es war kurz nach zehn und ich hievte mich aus meinem gemütlichem Bett und schlurfte in die Küche.
Ein Zettel lag auf dem Tisch: 'Ich bin schon früher zur Arbeit gegangen, bleibe dafür aber nicht solange, Kuss Sam.'
Das waren gute Nachrichten, dass bedeutet nämlich ich könne meinem Vater ein Überraschungsessen als Dankeschön für mein neues Surfbrett und für eigentlich alles machen.
Er hatte mich so nett aufgenommen, so selbstverständlich. Wenn ein junges Mädchen vor meiner Haustüre aufgetaucht wäre, und gesagt hätte sie sei meine Tochter, ich hätte zu einhundert Prozent die Polizei gerufen. Aber er hatte es nicht getan.
Er unterstütze mich, stellte keine unangenehmen Fragen, war aber trotzedem immer zu Stelle wenn ich ihn brauchte.
Also aß ich schnell und machte mich auf den Weg in die Stadt, bessergesagt zu einer Buchhandlung.
Angekommen machte ich mich auf die Suche nach Kochbüchern, denn ich fand es ein wenig komisch Sam etwas aus einem seiner eigenen Kochbücher zu kochen, denn die Rezepte dort kannte er wahrscheinlich schon.
Ich begab mich ins Untergeschoß und schaute mich um: Fantasy, Biographien von Leuten die ich nicht kannte, Yogaleitfäden, daneben Duftöle und Kerzen. Aber nirgends Kochbücher. Dann musste ich wohl jemanden fragen.
An einem Regal weiter hinten war ein Mitarbeiter am Bücher einräumen, den würde ich fragen.
"Entschuldigung ich suche Kochbücher..."
Der junge Mann drehte sich um, er war groß, hatte kurzes schwarzes Haar und zartbitterschokoladenfarbige Haut.
"Ja, da kann ich dir weiterhelfen, komm mit", sagte er sehr freundlich.
Als wir an dem gesuchten Regal ankamen, saß dort ein kleiner, süßer Junge, mit weißer Haut, weißen Haaren und hellen Augen, ein Junge mit Albinismus.
"Na? Was ließt du denn da?", fragte der Mitarbeiter.
"Ein Bilderbuch, David!", quikte er vergnügt.
"Du musst mich aber da jetzt mal durchlassen, Robin, ich muss an das Regal ran."
David schaute mich entschuldigend an: "Er ist oft her, beinahe jeden Tag, er mag Bücher. Er ist der kleine Sohn von meinen Nachbarn. Manchmal, wenn sein großer Bruder keine Zeit hat pass ich auf ihn auf."
"Jap, David ist nett!", meinte Robin und nickte heftig.
Ich kniete mich zu ihm runter: "Wie alt bist du denn?"
"Schon 5!", meinte er stolz und streckte mir 4 Finger entgegen.
"Das sind aber nur vier !", sagte ich und deutete mit gespieltem Entsetzten auf seine Finger.
"Upsi!", rief er mit weit geöfneten Augen und streckte sofort auch noch seinen Daumen aus.
"So, also ich hab hier ein paar verschiedene Bücher, willst du mal schauen?"
"Ja, gerne.", nur ungern unterbrach ich mein Gespräch mit dem kleinen Robin.
David hielt mir vier Bücher entgegen: Meeresfrüchte und Fisch, Vegetarisch: Fleischfreie Alternative, Kochen in unter 5 Minuten und Kakao: Schokoladige Kuchen und Desserts.
"Hmm, das ist schwer...Aber ich glaube ich nehme das ˋMeeresfrüchte und Fischˋ Buch."
"Gute Entscheidung", meinte David verkäufermäßig.
"Nein gar nicht gut! Nimm das da! Da ist Lodelladel drauf.", meinte Robin und deutete auf das Buch mit den Schokoladenrezepten.
"Lodelladel?"
"Schokolade. Schokolade ist lecker!", er nickte vehement.
"Gut, wenn das so ist, nehm ich beides."
"Supi! Lodelladel!", Robin klatschte erfreut in seine kleinen Händchen.
"Dann gehen wir mal zur Kasse. Ausser du brauchst noch was?", unterbrach David uns.
"Nein, das wars. Kommst du mit Robin, zur Kasse?"
"Au ja!", rief er und tapste wackelig vorraus.
Als ich gerade Robin meinen Geldschein geben wollte, denn er half David indem er mir die 20€ abnahm und sie an ihn weitergab, hörte ich jemanden sauer "Robin!" schreien.
"Ich glaub das ist dein Bruder, Robin. Hast du mal wieder nicht gesagt wo du bist?", meinte David und hob ihn vom Thresen runter, als auch schon Robins Bruder um die Ecke kam: Eric!
"Oh! Jessie!", meinte er überrascht, wandte sich jedoch sofort an Robin: "Meine Güte du sollst doch bescheid geben wenn du zu David gehst!"
Robin schaute nur trotzig.
"Komm wir gehen. Tut mir leid für den Aufstand, David."
"Macht nichts. Ist schon okay."
"Danke. ", Eric hob den zappelnden Robin hoch und wollte gerade gehen, als er sich noch mal zu mir drehte und fragte: "Kann ich dich irgendwo hin mitnehmen, ich bin mit dem Auto da."
"Au ja!", quiekte Robin.
"Gerne. Ich solllte mich eh beeilen. Sam wird in drei Stunden kommen und bis dahin muss ich fertig sein."
"Ach du kochst für ihn. Das ist ja nett!"
Wir verließen die Buchhandlung und ich setzte mich auf den Beifahrersitz, während Robin zeterte dass er immer hinten und auch noch in einem Kindersitz, oder wie er es nannte einen Sinderkitz, sitzen musste.
"Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn wir noch einen Zwischenstopp bei meiner Mutter und meinem Stiefvater Bud machen? Ich muss Robin dort absetzten."
"Nicht schlimm. Aber, was ist denn mit eurem Vater passiert?", im nächsten Moment hätte ich mich für die Frage ohrfeigen können, wie pietätslos!
"Mein Vater, wir sind Halbbrüder. Mein feiger Erzeuger ist abgehauen, als er erfahren hat, dass meine Mutter mit mir schwanger war."
"Oh, das tut mir leid."
"Muss es nicht, so Robin, wir sind da, raus mit dir."
Eric stieg aus und hob Robin aus seinem Sitz.
Ein Mann kam aus dem Haus, wahrscheinlich Bud.
Sie unterhielten sich kurz doch ich verstand nur wenig, was mich aber schon knallrot anliefen lies:
"Heute weibliche Beleitung? Deine Freundin?"
"Bud! Nein! Wir sind bloß befreundet!", meinte Eric und wurde rot, während er sich schnell verabschiedete und wieder einstieg.
"Okay...wie viel hast du gehört?"
"Den Teil mit weiblicher Begleitung und Freundin", meinte ich und musste grinsen.
"Oh Gott wie peinlich! Ich bring dich besser schnell nach Hause...", meinte er und drückte aufs Gas.
Seine Fahrweise war bedenklich: viel zu schnell und mit gefährlichen Überholungsmanövern.
Als er mit quietschenden Reifen vor Sams Haus parkte war ich kreideweiß: "Danke fürs Mitnehmen, aber das war das erste und letzte mal."
Ich wankte auf weichen Knien der Haustüre entgegen. Als ich die Tür geschlossen hatte hörte ich seinen Motor aufheulen.
So ein Verrückter, aber ein netter Verrückter.

Oben: Eric

Autorin: Moonshinedreamer

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