Kapitel 48

47 2 0
                                    

Die Sonne schien mir angenehm ins Gesicht. Meine Haare waren strubbelig und ich trieb im seichten Wasser. Ich hatte die Augen geschlossen und döste vor mich hin, als mir plötzlich Wasser ins Gesicht spritze. Es schmeckte ekelhaft salzig.
"Hey!", schrie ich und hob meinen Kopf an. Liam grinste mich an.
"Du Gestörter! Geht's noch?", sauer sprang ich auf und watete zu ihm hin. "Mach das noch mal und ich lang dir eine!", ich bohrte ihm meinen Finger in die Brust.
Er zog die Augenbrauen hoch und schob meinen Finger weg. Er lächelte mich an, beugte sich vor und hauchte: "Diva.." Ich spürte seinen Atem und bekam Gänsehaut. "Lass mich", wisperte ich.
"Hast du was gesagt?", meinte er und zog mich zu sich. Reflexartig schubste ich ihn, aber da er immer noch mich umschlungen hielt fielen wir zusammen ins tiefere Wasser. Für einen Moment verlor ich die Orientierung. Ich versuchte mich aus Liams Klammergriff zu befreien, aber er ließ nicht los. Stattdessen tauchte er auf und warf mich über seine Schulter. Ich kreischte.
"Lass mich sofort runter du hirnloser Idiot!"
"Da lässt sich was machen, wie wärs mit nem Kuss?"
"Wie wärs mit nem Kuss?", ahmte ich ihn nach. "Küss meinen Arsch!", rief ich und rammte ihm meinen Ellenbogen ins Kreuz. Sofort lies er mich los und ich fiel zum zweiten mal an diesem Tag ins Wasser. Ich rappelte mich auf. "Jetzt hörst du mir mal zu du arroganter Pavianarsch! Du hast ne Freundin! Also halt dich an die Spielregeln!", fauchte ich. Wütend watete ich zu Isa.
"Ich geh nach Hause."
"Echt? Schon? Aber ich würde noch gerne bleiben."
"Bedank dich bei Liam."
"Ich kann dich gerne mitnehmen, Jessie, wenn du nichts dagegen hast", meinte Eric.
"Danke, wollen wir?"
"Ja, Lass uns gehen."
*
"Du hast sie echt verletzt! Was soll dann das ganze mit Elena und so, ich dachte du liebst sie?!", schrie Isabella Liam sauer an, nachdem Eric und Jessie weg gefahren waren.
"Was gibst du denn jetzt mir die Schuld an allem? Ich darf mich in jeden verlieben! Du hast das nicht zu bestimmen. Ich gehe jetzt, schönen Tag noch!"
"Bleib sofort stehen! Was ist denn in dich gefahren du hast dich total verändert! Ich erkenn dich gar nicht mehr! Bitte, was ist passiert?"
"Man, Isa! Jessie will doch nichts von mir! Du hast es doch gesehen, sie hasst mich!"
"Vielleicht bist du ja auch dran schuld. Denk doch mal nach."
"Man scheiße! Ich habe beinahe ein halbes Jahr um sie gekämpft, was ist raus gekommen? Sie hasst mich, also warum sollte ich meine Zeit verschwenden? Und Elena ist auch kein schlechter Fang, schließlich waren wir ja schon zusammen. Und vielleicht hab ich mich ja in sie nochmal verliebt. Schon mal daran gedacht?", damit drehte er sich um, klemmte sich sein Brett unter den Arm und stapfte sauer davon.
"Sie ist doch nur eine Lückenbüßerin! Und dafür ist selbst sie zu schade! Und aus meinem Mund muss das schon was heißen!", schrie Isabella ihm sauer hinterher.
Liam saß in seinem Zimmer, als es klopfte. Eric streckte seinen Kopf durch die Tür.
"Wir müssen reden, Liam, so kann es nicht weitergehen, Jessica ist ein nettes Mädchen und ich dachte du liebst sie, nein stattdessen bist du wieder mit der Schulzicke zusammen."
"Nich du auch noch! Isa hat mich schon deshalb angebrüllt. Aber wenn du es wissen willst: Jessie liebt mich nicht. So! Warum aber Zeit auf jemanden verwenden, denn ich eh niemals bekommen kann?!"
"Meine Güte, wie kann man nur so blind sein! Siehst du nicht wie sie dich anschaut? Sie liebt dich sehr wohl, aber du hast ihr verdammt noch mal wehgetan! Also, jetzt denk mal nach, woran es liegt, dass sie dich als arroganten Pavianarsch bezeichnet!", damit ging er wieder und dachte noch bei sich: "Manchen Leuten muss man mal den Kopf waschen, besonders wenn es deine Besten Freunde sind und sie sich geradewegs in die Scheiße reiten."
Er lehnte die Tür nur an und hörte was passierte, obwohl ihm das ganze falsch vorkam. Er hörte Liam aufstehen und dann schien er zu telefonieren, denn Eric hörte ein dumpfes Tuten.
"Hi, Elena, hör zu...Ja, mir geht's gut. Aber jetzt hör mir bitte zu. Ich mache Schluss, ich habe bemerkt, dass ich für eine anderes Mädchen noch immer etwas empfinde, und ich möchte dir nicht wehtun. Es tut mir sehr leid. Leg bitte nicht auf! Nein, Elena, warte mal! Elena? Hallooo?"
Sie hatte aufgelegt, und auch wenn es Liam das Herz zerbrach, wie er sie schluchzen hörte, wusste er das es genau das richtige war, denn irgendwie hatte er sie ausgenutzt um Jessie eifersüchtig zu machen.
Eric schloss die Tür leise und ging in die Küche und prostete sich selbst mit seinem Glas Orangensaft zu. "Das hab ich mir jetzt verdient", meinte er selbstzufrieden und nippte daran.
Er hörte wie sich die Türe von Liams Zimmer öffnete und eilte in den Flur. "Hast du Lust auf nen Edgar Allan Poe Marathon? So ein bisschen Horror zwischendurch?", fragte Eric und seine Augen strahlten, als Liam grinsend nickte, denn Eric liebte Horrorfilme und Geschichten und sein Lieblings Autor war Edgar Allan Poe.
"Ich hole Chips und Popcorn. Du kannst ja schon mal die Filme zusammen stellen", meinte Liam und huschte in die Küche.
Als er beladen mit Popcorn, Chips, Gummibärchen, Pommels (Wer liebt auch alles Pommels?) und literweise Cola ins Wohnzimmer kam hatte Eric schon den ersten Film vom turmhohen Stapel gezogen: The Tell-Tale Heart. Erics Lieblingsgeschichte.
Liam schaute nervös auf die Uhr: Kurz nach neun. Auf was hatte er sich bloß eingelassen, denn im Gegensatz zu seinem Mitbewohner hasste er Horror.
"Müssen wir den unbedingt zuerst schauen? Der ist ab 18, und verdammt Psycho... Ich meine, wer bringt denn schon jemanden um, weil er ein gruseliges Auge hat..."
"Willst ihn lieber zur dead hour schauen? Um Mitternacht?"
"Ne, lass mal...Jetzt leg schon ein, dann hab ich es schneller hinter mir..."
Nach 5 Filmen, saß Liam schlotternd auf der Couch und war kreide bleich. Eric hingegen machte sich über ihn lustig, indem er den Herzschlag des alten Mannes nachmachte.
"Jetzt hör aber auf! Das ist ja nicht mehr feierlich! Ich geh jetzt ihn Bett. Es ist schließlich schon sechs!", wackelig auf den Beinen stand Liam auf, doch Eric konnte es nicht lassen, ihn zu erschrecken, indem er vom Boden nach seinem Bein griff. Sein bester Freund schrie auf.
"Los lassen! Sag mal, bist du schief gewickelt?", schnaubte Liam und verschwand in sein Zimmer.
"Und vergiss nicht abzuschließen! Nicht dass du auch zerstückelt unter dem Parkett landest.", rief Eric ihm höhnisch hinterher, und nahm einen Schluck Cola.

Autorin: Moonshinedreamer

TiefseeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt