Kapitel 22
Nachdem Liam das Telefonat mit Isabella beendet hatte, wusste er nicht mehr was er jetzt tun könnte. Da es schon 20 Uhr war und er langsam Hunger bekam, klopfte Liam an Erics Zimmertür und fragte ihn: „Wollen wir heute grillen? Das Wetter ist so schön und ich hab echt Kohldampf!" Eric stimmte ihm zu und zusammen stellten sie den Grill im Garten auf und legten Fleisch- und Gemüsespieße sowie Maiskolben auf den heißen Grillrost. Liam war der Grillmeister und Eric deckte währenddessen den Tisch und machte einen Salat. Die beiden ließen entspannt den Abend ausklingen und unterhielten sich bis spät in die Nacht über dies und jenes, bis sie sich,von Mücken zerstochen, ins Bett begaben.
Am nächsten Morgen bekam Liam Lust auf surfen. Weil er mal wieder an Jessie denken musste, beschloss er zur Bucht zu gehen. Er rutschte langsam auf dem sandigen Pfad die Böschung hinab. Das war gar nicht so einfach, denn er hatte sich sein Surfbrett unter seinen linken Arm geklemmt. Unten angekommen wurde er erst von der wunderschönen Natur überwältigt. Der Sand war sehr fein und hell. Durch die Morgensonne war er schon leicht aufgeheizt aber es war noch erträglich. Liam zog sich seine Flip-Flops aus und nahm sie in die Hand. Dann lief er weiter, bis er Klamotten und ein Handtuch sah. Er wusste sofort wem diese Sachen gehörten. Aufgeregt ließ er sein Surfbrett und seine Schuhe fallen und weil er sowieso nur eine Shorts anhatte, lief er ins Wasser. Er tauchte einmal unter und entdeckte Jessie. Sie tauchte gerade und hielt sich ihre Hand vor den Mund. Sofort hatte Liam die Befürchtung, sie hätte irgendwelche Schwierigkeiten und schwamm mit kräftigen Zügen zu ihr. Aber als er sie von Nahem sah bemerkte er, dass sie keine Probleme hatte und er zögerte, sie anzusprechen. Wie sich ihr Haar im Wasser wiegte und ihre helle Haut im Licht der Sonne strahlte. Liam hielt es einfach nicht mehr aus und packte sie am Handgelenk. Sie erschrak heftig, tauchte auf und riss sich von ihm los. „Bitte lass mich mit dir reden." Liam Stimme war voller Verzweiflung. Jessie jedoch erwiderte barsch: „Nein! Lass mich in Ruhe!" Danach murmelte sie noch etwas, das Liam nicht verstand. Er schaute sie an, mit Augen, die so viel ausstrahlten: Trauer, Enttäuschung sogar ein wenig Wut. Jessica wandte sich von ihm ab und kraulte schnell an Land. Erst als sie aus dem Wasser stieg, bemerkte Liam, dass sie nackt war. Zuerst wollte er ihr noch hinterher rufen, ließ es dann aber bleiben. Warum konnte und wollte sie ihn nicht verstehen? Liam wusste darauf keine Antwort. Jetzt war ihm die Lust auf Surfen vergangen, weshalb er langsam zurück zum Strand schwamm. Dort wollte er gerade seine Schuhe hochheben, als er etwas entdeckte: Weil Jessie so hektisch aufgebrochen war, ließ sie ein Armkettchen, das sie vor dem Schwimmen ausgezogen hatte, dort aus Versehen liegen. Liam hob es auf und betrachtete es genauer: Es war ein silbernes Kettchen mit einem kleinen Halbmond und einer Koralle als Anhänger. Er steckte es ein und beschloss, es ihr am Mittwoch wieder zu geben - wenn sie ihn überhaupt in ihr Haus lässt. Liam klemmte sich sein Surfbrett wieder unter seinen Arm und machte sich auf den Weg nach Hause.
*
Während des Lesens wurde ich mal wieder ziemlich müde. Ich legte das Buch beiseite, als ich das Geräusch, der sich öffnenden Tür hörte. Sam kam rein und lächelte mich erstmal warm an. „Hallo Schätzchen, wie geht es dir?", fragte er sofort. „Hey Sam! Naja es geht so...Ich muss dir etwas gestehen: Ich wollte heute eigentlich zurück nach Atlantis aber Liam hat mich davon abgehalten", antwortete ich zerknirscht. Sam riss erst erstaunt seinen Mund auf, schloss ihn dann aber gleich wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Er legte seine Sachen ab und ging dann langsam auf mich zu. Ich erwartete, dass er mich schimpfen würde, oder so etwas in der Art, aber im Gegenteil, er nahm mich einfach in den Arm und sagte dann: „Ein Glück, dass wir Liam haben!" Ich schluckte und nickte kaum merklich. Dann stimmte Sam wieder einen fröhlicheren Ton an: „Na was hälst du davon, wenn wir uns morgen mal deine Schule angucken?" Er strahlte mich an. Ich grinste zurück und stimmte begeistert zu. Nun musste ich wieder gähnen und entschuldigte mich: „Tut mir echt leid, aber ich gehe lieber mal ins Bett, damit ich morgen fit bin." Ich ging hoch ins Badezimmer und putzte mir die Zähne. Dann kämmte ich mir noch meine Haare und wollte danach eigentlich meinen Schmuck abnehmen. Aber als ich mein Armband abnehmen wollte, das Sam mir geschenkt hatte, fasste ich ins Leere. „Scheiße! Sag nicht, ich hab das am Strand liegen lassen!", fluchte ich. Ich hoffte, es würde morgen noch da liegen und legte mich ins Bett. In dieser Nacht träumte ich von meiner Mutter. Sie und auch Caro wurden von James geschlagen, damit sie ihm sagten, wo ich bin. Ich wandte mich im Schlaf und wimmerte, bis ich gegen 3 Uhr in der Nacht schweißgebadet aufwachte. Mein einziger Gedanke: Ich muss unbedingt zurück zu ihnen nach Atlantis!
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Tiefsee
FantasyJessica ist eine junge Nixe. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter Aurelia in der wunderschönen Unterwasserstadt Atlantis. Als ihr Freund James ihr einen Heiratsantrag macht, wirft es ihr Leben erstmal aus der Bahn. Und plötzlich benimmt sich ihr Verl...