"Wieso hat dieser Uruk-Hai dich eine Verräterin genannt?" fragte Aragorn, als wir beisammen am Feuer saßen. Seit dem Kampf habe ich diese Frage gemieden, doch jetzt konnte ich es nicht mehr. Ich musste es ihnen erzählen. Etwas verlegen sah ich ins Feuer. Cion lag neben mir und abwesend streichelte ich ihn.
"Cion und ich hatte gerade die einsamen Lande gegen die Orks verteidigt und waren zwei Nächte später weiter gezogen. Wir hielten uns abseits der Straßen, in den Schatten versteckt und hatten uns gerade hingelegt, als wir von einer Gruppe Uruk-Hai's überrascht wurden. Lurtz führte sie an, fesselte mich. 'Seht nur was wir hier haben. Ein Elbenweib.' hatte er gesagt. 'Sie kann für uns doch die Dörfer ausspionieren.' meinte wiederum ein anderer. Fünf ganze Tage musste ich an den Fesseln hinter ihnen herlaufen, Cion schlich uns natürlich nach, ohne das sie es merkten. Als wir an einem kleinen Dorf, was sie zuvor ausgelöscht und niedergebrannt hatten, ankamen, hatte Lurtz die Entscheidung getroffen. Ich sollte für sie die Städte und Dörfer ausspionieren. Sie ließen mich frei und ich nahm mir das erste Dorf vor. Ehe die Uruk-Hai mir folgten, versuchte ich noch so viele Menschen wie möglich zu retten. Als Lurtz mich in dem Dorf sah, wie ich ein kleines Kind auf Cion's Rücken setzte, war er außer sich vor Zorn. Ich war auf Cion's Rücken gesprungen und war weggelaufen. Das Kind hatte am nahe gelegenen Wald seine Mutter gefunden und sie waren weiter gezogen." erzählte ich ihnen. Mit aufgerissenen Augen sahen mich meine drei Gefährten an.
"Also hast du niemanden getötet?" fragte Gimli neugierig.
"Nein, aber ich konnte nicht alle retten. Lurtz wusste, dass ich zurück ins Dorf gehen würde, sobald das Feuer vorbei war. Also ließ er die Körper derjenigen aufhängen, welche ich nicht retten konnte." seufzte ich traurig und schuldbewusst. Legolas legte mir seine Hand auf die Schulter und sah mir aufmunternd in die Augen.
"Du hast gerettet wen du konntest. Hättest du dich nicht gegen Lurtz gestellt, wären viel mehr Menschen getötet worden." sagte er und lächelte. Seufzend schüttelte ich den Kopf und sah in die Runde. Wir waren ein merkwürdiger Haufen, doch trotzdem habe ich alle bereits in mein Herz geschlossen.
"Und jetzt als Ringträgerin wirst du die Menschen viel besser beschützen können." meinte Legolas noch. Aragorn und Gimli sahen mich entsetzt und irritiert an. Ich hielt meine Hand mit dem Weißen Ring in die Höhe. Aragorn's und Gimli's Augen weiteten sich und sie sahen mich überrascht an.
"Galadriel hat mich als ihre Nachfolgerin erklärt, da ich genauso wie sie eine Vanyar und zudem ihre Tochter bin." erklärte ich knapp. Aragorn nickte zustimmend, während Gimli mich weiterhin anstarrte.
"Keona, ich will dich damit nicht nerven, aber würdest du uns erzählen, wieso du aus dem Düsterwald gelaufen bist?" tastete sich Aragorn vorsichtig vor.
"Ich bin garnicht weggelaufen." gestand ich leise. Seufzend warf ich einen Blick zu Legolas, welcher aufmunternd nickte.
"Ich war die Anführerin einer Rebellengruppe. Thranduil sagte, wenn ich das Urteil über mich ergehen lassen würde, würde er meine Gruppe verschonen. Doch die Bestrafung ist schlimmer ausgefallen, als ihr es euch jemals denken könntet. 200 Peitschenhiebe. Jedesmal, wenn ich ohnmächtig wurde, hat Thranduil gewartet, bis ich wieder bei Bewusstsein war und dann weiter gemacht, dann verbannte er mich." erzählte ich mit erstickter Stimme. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und Tränen traten mir in die Augen. Cion drückte sich näher an mich heran. Meine drei Gefährten musterten mich entsetzt und traurig darüber. Stumm starrten wir ins Feuer, jeder in seinen eigenen Gedanken. Plötzlich sah ich Legolas, wie er mit seinem Vater wegen mir stritt. Entgeistert schüttelte ich den Kopf. Legolas sah mich besorgt an. Habe ich gerade wirklich einen Gedankenfetzen von ihm mitbekommen? dachte ich mir. Ich versuchte mich auf Pippin und Merry zu konzentrieren. Verschwommen sah ich einen Wald. Die Uruks stritten sich um sie herum. Ich hielt mir den Kopf, da dieser schmerzte.
"Was ist los?" fragte Aragorn und Legolas nahmen meine Hände in ihre. Aragorn's graue Augen sahen mich besorgt an und auch Gimli rückte näher.
"Ich habe einen kurzen Überblick über Pippin und Merry bekommen. Autsch!" Sanft rieb ich meine Schläfen. "Sie waren an einem Wald, dunkel, düster und ohne jegliches Leben. Ich hörte die Bäume sprechen." Aragorn, Gimli und Legolas sahen sich an.
"Wir sollten weiter." Sofort packten wir unsere Waffen und rannten über die Felder. Cion humpelte noch etwas wegen seiner Wunde an der Flanke, doch gelegentlich sprang er wieder weiter nach vorne. Gimli hing nach einiger Zeit nach.
"Wir Zwerge sind geborene Spurter!" rief Gimli nach vorne. "Weiteratmen, das ist der Trick, atmen." Wir stürmten den Hang hinunter, Gimli verlor den Halt und rollte hinab. Schnell setzte ich ihn auf Cion's Rücken und gab ihm die Zügel.
"Danke." sagte der Zwerg und wir rannten weiter.
Langsam wurde es wieder heller, der Himmel wurde blassrosa und Legolas blieb stehen. Die Sonne war rot.
"Heute Nacht ist Blut vergossen worden." murmelte Legolas.
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Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF]
Fanfiction~Furchtlos und mutig, auch wenn sie dem Tod in die Augen sieht, kämpft sie Seite an Seite mit ihrem Wolf. Eine Elbin, so heißt es, welche erscheint, Dörfer und Städte von Orks befreit und so schnell verschwindet, wie sie gekommen ist. Niemand kennt...