Die umstehenden Gäste stießen überraschte Rufe aus und der Waldläufer rannte los und packte die unsichtbare Gestalt, welche den Ring abgezogen hatte und wieder zu sehen war. Der Halbwüchsige sah sich panisch um, als hätte er einen Geist gesehen. Der Waldläufer flüsterte etwas in sein Ohr, packte den kleineren am Kragen und zog ihn hinter sich, an mir vorbei zu den Gemächern. Sofort folgte ich ihnen leise und blieb vor dem Zimmer des Waldläufers stehen. Die drei Gefährten des anderen stürzten mit kurzen Schwertern, für mich eher Dolche, in der Hand in das Zimmer, die Tür blieb offen.
"Lass ihn los oder du bekommst es mit mir zu tun, du langes Elend!" rief einer von ihnen mutig und hob die Fäuste hoch. Grinsend lehnte ich mich an die Wand, stützte ein Bein ab und beobachtete das Spektakel. Vier kleine Halbwüchsige gegen einen Waldläufer, dass dürfte lustig werden. Die kleinen Kerle hatten die runden Gesichter zu wütenden und misstrauischen Mienen verzogen.
"Ganz schön mutig von Euch. Ich wurde geschickt um Euch hier anzutreffen." sagte der Waldläufer und zog seine Kapuze vom Kopf. Er hatte schulterlange, braune Haare, einen Drei-Tage-Bart und legte seinen Umhang ab, dann löschte er die Kerzen. Er war ein großer, schlanker Mann, aber an seinem Schwert an der Hüfte konnte ich erkennen, dass er dennoch muskulös war, denn nicht viele konnten ein so großes Schwert in Händen halten.
"Wir sollten uns eigentlich mit einem Freund hier treffen." sprach der dunkelhaarige Halbwüchsige und Streicher ließ ihn los.
"Gandalf hat mich geschickt. Ich weiß, dass die schwarzen Reiter euch verfolgen. Ich kann euch hier raus begleiten, in die Wildnis und dafür sorgen, dass euch vier nichts passiert, aber das liegt in eurer Entscheidung ob ich euch nach Bruchtal führen sollte oder nicht. " meinte Streicher und hielt dem dunkelhaarigen einen Umschlag hin. Schnell überflog dieser die Zeilen und sah etwas misstrauisch auf, dann überreichte er den anderen den Brief.
"Wo kommen diese schwarzen Reiter her?" fragte der dunkelhaarige Halbwüchsige.
"Mordor." gab Streicher mit einem düsteren Tonfall zurück. Ein unheimliches Kreischen erklang, die anderen nahmen es jedoch nicht wahr. Meine Augen weiteten sich und ich sah die Fünf an. Sie hatten mich noch nicht wahrgenommen und schienen auch nicht beunruhigt wegen dem Ruf der schwarzen Reiter. Natürlich, Elben hatten sensiblere Ohren als Menschen oder, was diese vier Halbwüchsigen auch waren. Zu uns Elben, wir konnten uns geräuschlos bewegen, sogar in Wäldern. Wir hatten schärfere Augen und konnten weiter sehen und unsere Ohren konnten jedes noch so leise Geräusch wahrnehmen. Die meisten Menschen sagten, Elben seien die schönsten und reinsten Wesen von allen. Von wegen, ich war ständig im Kampf und hatte viele Narben auf meiner hellen, fast weißen Haut. Wir waren eine unsterbliche Rasse, außer man tötet uns. Ansonst wandeln Elben mit einem Schiff bei den Grauen Anfurten in das Segensland, wo wir auf ewig weiterleben können, fern von Krankheiten und Tod.
"Woher wissen wir, dass man Euch vertrauen kann?" fragte einer der Halblinge. Sie alle waren misstrauisch und sahen Streicher an. Dessen Augen funkelten und er sah sie gutmütig an.
"Das weiß ich nicht. Entweder ihr tut es und ich bringe euch nach Bruchtal, oder ihr tut es nicht und dann werden euch die schwarzen Reiter vermutlich erwischen. Den Ring werden sie dann nach Mordor bringen und die Welt wird untergehen." erklärte ihnen Streicher. Die vier Halblinge sahen sich einander lange an und wägten ihre Entscheidung gut ab. Erneut hörte ich das Kreischen.
"Nazgûl, vier davon." murmelte ich und die fünf wandten sich überrascht zu mir um. Erschrocken sahen die vier kleinen Männer mich an, als hätten sie noch nie eine Elbin erblickt.
"Wer seid Ihr?" fragte der Waldläufer und trat einige Schritte auf mich zu. Langsam zog ich die Kapuze vom Kopf. Meine platinblonden, fast weiß-silbernen Haare fielen über meine Schultern, gaben den Blick auf meine spitzen Ohren frei und ich sah ihn aus hellgrünen Augen an. Er setzte zur Antwort an, als plötzlich erneut dieses Kreischen erklang, diesmal näher und die vier Halbwüchsigen sich ängstlich ansahen. Sie drängten sich enger zusammen und sahen zu den Fenstern. Nun hörte ich das Getrappel vieler Hufe, welche in schnellem Rhythmus näher kamen. Streicher packte meine Hand und zog mich ins Zimmer und verschloss die Tür. Die Halblinge sahen mit großen Augen zu mir auf, da ich Köcher, Bogen, Schwerter und noch einen Dolch mit mir führte. Schnell durchquerte ich das Zimmer. Ich öffnete das Fenster einen Spalt breit und Cion sah hinein. Mit seiner Schnauze stieß er an meine Wange.
"Cion, versteck dich." zischte ich ihm zu. Der schwarze Wolf kehrte um, rannte los und in eine Scheune. Besorgt sah ich aus dem Fenster zur Straße und konnte die dunkle Macht der schwarzen Reiter beinahe spüren. Eine eisige Kälte legte sich auf meine Haut und ließ mich erschaudern.
"Wer seid Ihr?" fragte erneut die tiefe, misstrauische Stimme des Waldläufers hinter mir. Ich wandte mich um und sah ihm in die Augen.
"Ich bin die Wolfsreiterin."
DU LIEST GERADE
Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF]
Fanfiction~Furchtlos und mutig, auch wenn sie dem Tod in die Augen sieht, kämpft sie Seite an Seite mit ihrem Wolf. Eine Elbin, so heißt es, welche erscheint, Dörfer und Städte von Orks befreit und so schnell verschwindet, wie sie gekommen ist. Niemand kennt...