Fangornwald

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Wir trotteten den Hügel hinauf. Beinahe zwei Stunden waren wir geritten, nachdem Eomer und seine Reiter auf uns gestoßen waren. Ein großer, dampfender Haufen Uruk-Hai lag auf dem Hügel. Speere mit Köpfen wurden als Warnung aufgestellt. Ich sprach ein kleines Gebet auf elbisch und seufzte. Aragorn sah misstrauisch zu Boden, Gimli grub in den Überresten der Kreaturen und fand einen angekohlten Gürtel der Hobbits. Nervös sah ich zu dem Wald und spürte eine ungeheure Kraft von ihm ausgehen.
"Die Hobbits lagen hier. Sie sind gekrochen." murmelte Aragorn und schlich weiter, er fand zwei Seile. Er war ein guter Spurenleser und konnte somit die Schritte des Kampfes herauslesen. Plötzlich blieb er vor dem Wald stehen, seine Augen weiteten sich bestürzt.
"Sie sind in den Farngornwald gelaufen!" verkündete Aragorn und Gimli stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
"Welch Wahnsinn trieb sie dort hinein?" gab der Zwerg von sich. Langsam trat ich nach vorne und ging mit Cion in den Wald hinein. Zögernd folgten meine Freunde und wir suchten irgendein Anzeichen für die Hobbits. Gleichzeitig fragte ich mich, wie weit Frodo und Sam waren und ob es ihnen gut ginge und ob wir sie jemals wieder sehen würden.
"Orkblut." knurrte Gimli und spuckte. Wir gingen noch etwas weiter und sahen riesige, seltsame Fußspuren.
"Der Wald ist sehr alt, voller Gefahren und Zorn." murmelte Legolas leise. Wir gingen auf eine kleine Erhöhung und ich sah mich wachsam um. Ein knarren und krächzen schien von den Bäumen auszugehen, als würden sie sprechen, was meine Gefährten beunruhig.
"Der weiße Zauberer nähert sich uns." flüsterte ich leise zu meinen Gefährten.
"Wir dürfen ihn nicht sprechen lassen." flüsterte Aragorn. Ich bekam das ungute Gefühl, beobachtet zu werden und spannte die Sehne meines Bogens leicht. Aus dem Augenwinkel sah Aragorn zu mir und nickte. Synchron wandten wir uns alle dem weißen Licht zu. Legolas und ich schossen unseren Pfeil ab, Gimli warf seine Axt. Aragorn's Schwert glühte auf und er ließ es fallen. Vom Licht geblendet kniff ich die Augen zusammen. Irgendetwas an dieser Gestalt kam mir seltsam vertraut vor.
"Ihr verfolgt die Spuren zweier Hobbits." sprach die Gestalt mit tiefer Stimme.
"Wo sind sie!" rief Aragorn ihm entgegen.
"Sie sind vor ein paar Tagen hier durchgekommen. Ein Freund kümmert sich um sie. Tröstet Euch das?" sprach der Zauberer. Misstrauisch trat ich einen Schritt nach vorne und legte meinen Kopf schief. Was mich irritierte war, dass Cion nicht knurrte.
"Wer seid Ihr! Zeigt Euch!" forderte Aragorn. Das gleisende Licht dimmte sich und Gandalf stand vor uns. Überrascht sah ich ihn an. Cion ging hechelnd zu ihm und der Zauberer streichelte den Wolf lächelnd. Gandalf war ganz in Weiß gekleidet und lächelte uns an. Legolas und Gimli verneigten sich demütig vor ihm.
"Gandalf?" hauchte ich und folgte meinem Begleiter den Hügel hinauf.
"Keona." begrüßte er mich mit einer leichten Verbeugung. Wusste er, dass ich Galadriel's Tochter war?
"Wie ist das möglich? Du bist in die Tiefe gestürzt?" fragte Aragorn jetzt. Auch Gimli und Legolas traten jetzt zögernd näher. Gandalf's Augen huschten zu den Beiden.
"Durch Feuer und Wasser. Als ich mit dem Balrog hinunter stürzte, fielen wir in Wasser. Wir kämpften von den Verließen bis an die oberste Schneespitze der Nebelgebirge, bis er schließlich besiegt hinabstürzte und seine Knochen an Stein zersplitterte. Dunkelheit umhüllte mich wie ein alter Freund. Ich dachte, ich würde sterben, doch es war nicht zu Ende. Leben rührte sich wieder in mir. Ich wurde zurückgeschickt, bis meine Aufgabe erfüllt ist." erzählte der Zauberer. Immer noch mit weit aufgerissenen Augen sahen wir ihn an. Ich war verwirrt und erleichtert zugleich. Gandalf deutete uns, ihm zu folgen. Cion hüpfte erfreut neben dem weisen Zauberer dahin, Aragorn und Gimli folgten. Zögernd gingen Legolas und ich ihnen nach.
"Krieg zieht herauf. Saruman hat den Geist des Königs von Rohan vergiftet. Wir müssen schnell nach Edoras." sprach Gandalf und wir traten aus dem Wald auf eine grüne, saftige Wiese. Eine leichte Briese wehte und ließ mein Haar tanzen. Die Sonne wärmte meine kühle Haut und schien mir neue Energie zu verleihen. Der Zauberer stieß einen langen Pfiff aus und als sein Echo verklang, hörte ich ein Wiehern. Über die Hügel kam ein reinweißes Pferd angaloppiert, es sah edel und anmutig aus.
"Schattenfell." sagte Gandalf gutmütig und streichelte seinen Hals.
"Das ist eines der Mearas." meinte Legolas erstaunt.
"Er ist der Fürst aller Rösser." gab der Zauberer zurück und schwang sich auf Schattenfell. Auch wir stiegen auf und ich nahm Cion's Zügel in die Hand. Sofort stürmten wir los. Die Landschaft wurde hügeliger und barg viele Felsen und Steine. Öfters streichelte ich Cion und er bellte erfreut auf und sprang hin und wieder herum. Kurz hielten wir zum verschnaufen an und Cion sprang mit mir auf einen der Felsen. Seine Muskeln strotzten nur so vor Energie, während sich in mir eine leichte Müdigkeit breit machte. Ich konnte Edoras bereits sehen. Der Wind wehte durch sein schwarzes Fell und ließ mein Haar tanzen. Es war eine wohlige Wärme und ich schöpfte neue Hoffnung für unseren weiteren Weg. Ich spürte einen brennenden Blick im Rücken und sah mich um. Hinter mir stand Legolas, seine Augen beeindruckt auf mich gerichtet. Vertraut er mir jetzt doch? fragte ich mich und sah ihn an. Wir beschlossen hier die Nacht zu verbringen und Aragorn schürte ein Feuer. Ich stieg von Cion's Rücken und legte mich mit ihm an einen Felsen. Allmählich wurde es immer dunkler und die Müdigkeit überkam mich. Ich sah noch so, dass die anderen sich um das Feuer setzten, ehe meine Augenlider schwer wurden und ich in einen traumlosen Schlaf glitt.

Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt