Das Reich Moria

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Der Tunnel war sehr dunkel und das Mondlicht, welches durch den Eingang fiel erhellte es auch nicht besser. Gandalf stieß seinen Zauberstab gegen den Boden und der Stein an der Spitze begann strahlend weiß zu Leuchten. Gimli stieß einen überraschten, röchelnden Laut aus. Überall lagen kleine Gerippe und Skelette umher. Legolas hob einen Pfeil hoch und sah diesen voller Abscheu an.
"Orks." knurrte der Elb und warf den Pfeil weg. Hinter uns schrie Frodo plötzlich auf und wurde am Bein nach draußen gezogen. Sofort nahm ich Pfeil und Bogen, rannte hinaus und schoss auf den riesigen Kraken. Aragorn und Boromir rannten ins Wasser und schlugen mit ihren Schwertern auf den Tentakel ein, der Frodo festhielt. Das Monster ließ Frodo in Aragorn's Arme fallen und sofort rannten alle in die Höhle. Mit Cion folgte ich ihnen, als hinter mir der Eingang einstürzte. Keuchend fiel ich durch die Druckwelle auf den Boden und hustete. Staub war aufgewirbelt worden und brannte in meinen Augen.
"Keona!?" riefen meine Gefährten erschrocken. Kurz blieb ich liegen, als ich eine kalte Schnauze spürte.
"Cion." hauchte ich erleichtert und drückte seine Schnauze an meine Wange.
"Ich helfe Euch auf." sagte jemand über mir. Boromir stand mit einem Lächeln vor mir und streckte mir seine Hand entgegen. Misstrauisch nahm ich sie an und er half mir auf.
"Geht es Euch gut?" fragte jetzt Aragorn und ich nickte. Schnell klopfte ich den Schmutz und Staub von meiner Kleidung, hängte den Bogen um meine Brust und stützte mich etwas auf Cion. Mein Knöchel tat höllisch weh und brannte bei jedem Mal aufsteigen. Nur langsam kamen wir in dem Tunnel vorwärts, als er sich spaltete. Unschlüssig sah ich Gandalf an, der sich am Kopf kratzte.
"Lasst mich einen Augenblick nachdenken." murmelte er. Dankbar für die Pause setzte ich mich an einen Stein gelehnt hin und untersuchte meinen Fuß. Der Knöchel war leicht angeschwollen, schmerzte aber mehr als tausend Schnitte eines Schwertes. Cion leckte mir über die Wange.
"Es wird schon, Cion. Deine Pfoten tun bestimmt weh. Ich werde sie dir behandeln, sobald wir draußen sind." versprach ich dem Wolf und seine grünen Augen leuchteten.
"Ah! Das ist der Weg!" stieß Gandalf plötzlich aus. Langsam stand ich auf und folgte den anderen durch den mittleren Tunnel. Als wir den Ausgang erreichten, erstreckte sich Meterweit eine Halle. Dazwischen ragten mächtige Säulen in die Luft.
"Warum bauen Zwerge eigentlich so gigantische Räumlichkeiten?" fragte ich eher mich selbst, doch wurde meine Frage gehört.
"Damit auch sie sich irgendwann einmal groß fühlen können." antwortete, zu meiner Überraschung, Legolas mit einem belustigten Unterton. Ein leises Kichern ging durch die Gruppe und Gimli sah beleidigt den Elb an. Langsam marschierten wir durch die Halle und ich fiel immer mehr zurück. Cion blieb dicht an meiner Seite. Einige Meter weiter blieben meine Reisegefährten stehen und drehten sich zu mir."Alles in Ordnung?" fragte Aragorn etwas besorgt.
"Ja. Autsch. Nein. Mein Knöchel tut nur etwas weh." Gandalf sah mir in die Augen. Plötzlich hob mich jemand hoch und setzte mich auf Cion's Rücken. Dankbar blinzelte ich Aragorn an. Wir setzten unseren Weg fort, als wir an einen Raum kamen, in dem ein Grabstein vom Mondlicht erhellt wurde. Gimli rannte dorthin, wir setzten nach und hörten ihn verzweifelt aufschreien, dann schluchzen. Auch wenn er uns Elben hasste, tat er mir in diesem Augenblick unheimlich Leid. Ich stieg von Cion und wir durchsuchten den Raum. Es polterte und erschrocken fuhren wir herum. Pippin stand neben dem Brunnen, in dem gerade ein Skelett, die Kette und der Eimer in die Tiefe stürzten.
"Wirf dich das nächste Mal gleich selbst mit hinein, dann sind wir dich und deine Dummheiten los!" fuhr Gandalf ihn an. Pippin sah beschämt zu Boden und ich humpelte zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Ich habe früher mehr Dummheiten begangen." sagte ich und er hatte wieder ein Lächeln im Gesicht. Wie aus dem Nichts hallten Trommeln durch die Halle. Langsam kam dieses Geräusch näher und dann hörte ich die Orks kreischen. Sofort rannten Boromir und Legolas zur Tür und verbarrikadierten diese. Ich zog meinen Bogen und legte den ersten Pfeil in die Sehne. Cion stand mit aufgestelltem Nackenfell kampfbereit knurrend neben mir. Gimli stand mit gezückter Axt auf dem Grabstein.
"Es gibt immer noch einen Zwerg in Moria der noch nicht Staub ist!" knurrte der Zwerg.
"Ich beschütze dich, mein Freund." hauchte ich zu dem Wolf. Auch die anderen zogen ihre Waffen und die Orks hämmerten mit ihren Äxten gegen die Holztür. Sobald sich ein kleiner Spalt geöffnet hatte, flog mein Pfeil durch die Luft und traf den ersten Ork. Ein Brüllen ertönte und die Tür fiel beinahe aus den Angeln, als ein Höhlentroll diese mit seiner Keule aufschlug. Sofort sprang ich auf eine erhöhte Position, hinter mir standen die Hobbits. Überall in dem Raum herrschte Chaos. Ich versuchte die anderen unten zu unterstützen und gleichzeitig die Hobbits zu beschützen. Sam schlug den Orks die Pfannen um die Ohren, als ich plötzlich den Halt verlor und durch die Luft flog. Schmerzhaft landete ich in einer Ecke und blieb benommen liegen. Alles in mir schrie nach Kampf, dass ich meine Gefährten beschützen musste, doch ich konnte mich einfach nicht rühren. Kurz darauf wurde alles still. Ich hörte mein Herz schnell und unregelmäßig schlagen.
"Cion, wo ist Keona?" hörte ich jemanden fragen. Mein Kopf tat weh und schwirrte umher. Eine kalte Schnauze stieß mich an und Cion bellte kurz.
"Keona. Geht es Euch gut?" fragte Legolas und half mir vorsichtig auf. Ich stolperte und wurde aber von zwei starken Armen aufgefangen.
"Ihr solltet Euch ausruhen." meinte er fürsorglich, doch ich schüttelte den Kopf. Ein unheimliches Geräusch erklang. Wir sammelten uns vor der Halle und sahen uns nervös an.
"Gandalf, was ist das?" fragte ich den alten Zauberer. Dieser sah uns mit Angst in den Augen an.

Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt