Krank oder Zauberbann

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Nachdem ich auch die beiden Hobbits versorgt hatte, schliefen die zwei seelenruhig nebeneinander. Auch mich überkam die Müdigkeit und ich sah aus dem offenen Fenster hinaus. Einige Orktürme und Leichen brannten draußen vor Minas Thirit in der stillen Nacht. Die Sterne schienen hell und ein voller Mond glühte auf dem schwarzen Himmel. Leise hörte ich Pippin schnarchen und Merry murmelte leise. Ich ging zu dem Hobbit, nahm das Tuch von seiner Stirn und fühlte nach. Er hatte leichtes Fieber. Das Tuch machte ich nass und legte es ihm wieder auf die Stirn. Cion's Pfoten zuckten leicht, als würde er im Traum laufen. Erschöpft schlich ich aus dem Zimmer und in die riesige Königshalle. Meine Gefährten, Eómer, Éowyn und Faramir waren bei ihnen.
"Keona? Ich dachte du schläfst schon?" sagte Aragorn überrascht, als sie mich sahen.
"Merry hat etwas Fieber, schläft aber ruhig, genauso wie Pippin und Cion. Die Hobbits haben hart und mutig gekämpft, aber sie werden sich länger erholen müssen als wir." erzählte ich ihm heiser. Mein Kopf drehte sich und meine Gefährten sahen mich besorgt an.
"Er ist ein starker, junger Hobbit. Er wird bald wieder auf den Beinen sein. Aber wir sollten entscheiden, was wir machen sollen. Ich spüre, dass Frodo nahe am Ziel ist." mischte sich jetzt Gandalf ein. Wir hatten in letzter Zeit so viel zu tun, dass ich Frodo und Sam beinahe vergessen hätte! rief ich mir in Gedanken.
"Ich sollte wieder zu Merry und Pippin." sagte ich leise und wandte mich um.
"Wir sollten uns jetzt alle ausruhen. Wir besprechen morgen weiter." verkündete Aragorn und ich nickte. Langsam ging ich weiter und mein Kopf schwirrte immer schneller. Plötzlich sah ich Sauron's Auge vor mir und spürte, dass ich fiel. Doch ich konnte mich nicht mehr rühren, es war, als hätte mich der Blick festgehalten und paralysiert.
"Keona?" fragte jemand, doch ich konnte nicht antworten.
"Du und dein Ring sind mir sehr nah! Ich werde ihn mir holen! Schon bald! Schon bald!" zischte Sauron's Stimme kalt in meinem Kopf, dann verschwand das Bild und ich konnte mich wieder bewegen. Panisch sah ich mich um und zitterte am ganzen Körper. Eine eisige Kälte hielt mich fest und ich keuchte.
"Keona? Was ist los?" fragte ein besorgter Aragorn und hob mich hoch. Stumm und starr vor Schreck und Angst war ich unfähig zu sprechen, lehnte meinen Kopf an seine Brust.
"S..." versuchte ich zu sagen, doch mehr kam nicht heraus.
"S?" fragte Aragorn verwirrt und brachte mich zu meinem Zimmer. Leise öffnete er dies und sah zu den schlafenden Hobbits. Cion hob den Kopf und neigte ihn besorgt.
"Sa.." versuchte ich es erneut, doch es war, als hätte man meine Zunge herausgeschnitten. Schweißperlen traten auf meine Stirn und Aragorn legte mich in das zweite, leere Bett. Er setzte sich zu mir und strich mir das verschwitzte Haar aus der Stirn.
"Du scheinst Fieber zu haben. Deine Stirn glüht und deine Hände sind kalt. Ich werde Gandalf holen!" erklärte Aragorn und stand auf. Schnell war er durch die Tür. Ich rollte mich mit dem Gesicht zur Tür unter der Decke zusammen und mich durchfuhr ein kalter Schauer. Pippin setzte sich verschlafen auf, rieb sich die Augen und sah zu mir.
"Keona?" fragte er verwirrt, stand auf und kam zu mir. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch es kam kein Ton über meine Lippen. Die Tür schwang auf und Aragorn kam zusammen mit Gandalf hinein. Der weiße Zauberer setzte sich neben mich und legte seine Hand auf meine Stirn, dann murmelte er etwas. Als er fertig war, sah er zu Aragorn und seufzte.
"Sauron. Er hat ihren Geist vergiftet." erklärte Gandalf leise um Merry nicht zu wecken. Pippin tapste zu seinem Vetter und legte ihm ein nasses Tuch auf die Stirn, dann nahm er ein zweites und legte es mir fürsorglich auf.
"Kannst du nicht etwas tun?" fragte Pippin besorgt, Aragorn starrte mir in die Augen.
"Ich fürchte nicht, denn es ist nicht der selbe Zauber, welcher einst auf Theoden lag. Entweder sie kämpft dagegen an, oder Frodo wirft den Ring in die Schicksalsberge und durch Sauron's Vernichtung ist der Bann gebrochen. Diese Magie scheint sehr viel stärker zu sein als meine." murmelte Gandalf trüb. Pippin legte sich mit hängendem Kopf in sein Bett zu Merry und Gandalf verließ den Raum. Aragorn setzte sich langsam neben mich und nahm meine Hand. Mein ganzer Körper bebte so stark, dass ich glaubte, ich würde ein Erdbeben erzeugen.
"Keona. Du musst stark bleiben. Bitte, du darfst dich Sauron's Willen nicht hingeben! Ich brauche dich hier! Ich brauche dich an meiner Seite!" murmelte er leise, ich hatte meine Augen geschlossen, denn das Licht der Kerze brannte in meinen Augen. Er murmelte weiter, doch ich wurde in die Tiefen eines dunklen Traumes geworfen.

Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt