Wohin geht's weiter?

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Es herrschte eine idyllische Stille, das Rauschen eines Flusses, an welchem wir Boote finden sollten, war zu vernehmen. Legolas ritt einige Zeit stumm neben mir her.
"Alles in Ordnung? Ihr seht besorgt aus?" fragte der blonde Elb und musterte mich. Ich starrte durch den Wald in glaubte, den Schrei eines Uruk-Hai zu hören. Seufzend schüttelte ich den Kopf und wandte mich an Legolas.
"Ja. Alles bestens." murmelte ich leise. Er wollte etwas erwidern, als er unterbrochen wurde.
"Wir sind da." verkündete Aragorn und hielt an. Er sprang vom Pferd und ging zu den Booten. Auch die anderen folgten ihm, während ich die kleinen, blattähnlichen Boote etwas ängstlich musterte. Die Pferde und Ponys wandten sich um und liefen zurück nach Lothlórien.
"Kommt. Das Boot kann Cion tragen." meinte Legolas. Misstrauisch stieg ich ab und Cion legte sich sofort ängstlich in das Boot. Es hielt ihn wirklich. Vorsichtig stieg ich mit Legolas in das Boot, Boromir, Pippin und Merry in das eine, Aragorn, Gimli, Frodo und Sam in das andere. Wir stießen uns vom Land ab und schon trieb uns der Fluss vorwärts. Eine Zeit lang war es still, ich kraulte Cion beruhigend den Kopf. Etwas nervös sah ich mich um.

Wir waren mehrere Tage auf den Booten und hielten nur spät Nachts und fuhren früh wieder los. Zwischendurch nickte ich in dem Boot jedoch öfters ein, da ich nachts meistens die Wache mit Sam übernahm. Von den Ufern glaubte ich, Späher zu sehen oder auch Orks, doch dies bildete ich mir bloß ein. Wir wurden südwärts auf dem Anduin von seiner Strömung getragen und wir sprachen sehr wenig, während wir in den Booten saßen. Cion wurde immer unruhiger, je näher wir unserem Ziel kamen. Galadriel und Celeborn hatten dem Wolf gestattet, in ihren Wäldern zu jagen, wenn wir nachts halt machten. Frodo sah sich nicht selten um, als könnte Sauron höchst selbst plötzlich vor ihm stehen. Je länger wir uns auf dem Wasser befanden, desto nervöser wurden alle. Wir alle hatten uns schweren Herzens von Lórien und seiner Schönheit getrennt, doch wir konnten uns nicht leisten, zu lange zu verweilen. Wir alle hingen unseren eigenen Gedanken nach. Irgendwann tauschte ich mit Merry und Pippin, welche mit Boromir mitfuhren.
"Eigenartig benimmt er sich. Murmelt vor sich hin und starrt Frodo oft eigenartig, wenn nicht wie besessen an." hatten sie mir geflüstert. Da ich mich gegen den Mann aus Gondor besser zu Verteidigen wusste, habe ich mit ihnen getauscht. Auch Cion beäugte Boromir argwöhnisch und legte sich dichter an mich, wenn ich schlief. Doch unser Weg ging rasch dahin und bald hätten wir ihn auf dem Fluss hinter uns gelassen. Die Sonne stand hoch über und und die Schönheit Lothlórien's wechselte ich kahle Hochebenen und Buchenwäldern. Vor uns ragten links und rechts vom Anduin zwei Statuen empor. Sie zeigten Isildur und Anárion, Isildur hatte Narsil, sein Schwert, in der rechten Hand, Anárion eine Axt und beide hielten die linke Hand in die Luft gestreckt und die Handflächen abwehrend nach oben gestreckt, sodass die Finger in den Himmel zeigten.
"Die Argonath! Die Säulen der Könige!" wisperte ich achtungsvoll. Aragorn warf mir einen irritierten Blick zu.
"Ich habe auf meinen Reisen viele Geschichten darüber gehört." gab ich zu und starrte wieder zu den Statuen, welche wir passierten. Aus der Ferne vernahm ich erneut den Ruf eines Uruk-Hai's und mein Blick schoss zu Legolas. Ich hatte es mir also noch nicht eingebildet! dachte ich. Der Elb wandte sich an Aragorn.
"Wir sollten an Land gehen!" rief Legolas. Wir ruderten die Boote zum Ufer und Cion sprang erleichtert vom Boot. Vor uns wäre sowieso bald ein Wasserfall hinabgestürzt. Wir hatten den Hang von Amon Hen erreicht. Von hier aus mussten wir bald entscheiden, ob wir auf Minas Thirit zugehen sollten, oder über die Emyn Muil gehen sollten, doch egal wie wir entscheiden würden, beides wäre voller Gefahren.
"Wir schlagen hier das Lager auf und marschieren morgen weiter!" verkündete Aragorn und ich setzte mich in eine Nische von Büschen, welche Cion und mich vom Wind schützte. Sam bereitete gerade essen zu und ich starrte nachdenklich auf das Wasser. Galadriel war meine Mutter, ich war eine Nachfahrin der ersten Elben in Mittelerde, eine Ringträgerin und noch dazu eine Gefährtin, welche den Einen Ring in die Feuer des Schicksalsberges werfen sollte. Mein Leben als Wolfsreiterin alleine war bereits schwer genug.
"Ach ja? Wir marschieren also einfach durch Mordor?" brummte Gimli. Aragorn musterte ihn streng. Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Ich hatte wohl den Anfang des Gespräches nicht ganz mitbekommen.
"Dann solltet Ihr Euch besser ausruhen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt, Herr Zwerg." gab Aragorn zurück. Gimli's Gesicht lief rot an, grinsend sah Aragorn zu mir, zwinkerte und ich kicherte leise. Cion schnupperte nervös herum. Die Sonne zeigte uns, dass es bereits Nachmittag war.
"Ein Schatten hat sich über den Wald gelegt. Irgendetwas lauert dort draußen auf uns." murmelte ich dann nachdenklich. Aragorn und Legolas sahen mich nervös an. Wir machten ein Feuer und setzten und rundherum.
"Wo ist Frodo?" fragte Merry dazwischen und wir sahen uns um. Frodo war nirgends zu sehen und auch Boromir schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und mit Cion an meiner Seite ging ich den Hand hinauf in den Wald.

Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt