Erstaunt sahen Streicher und die Halbwüchsigen mich an. In ganz Eriador hatte ich mir bereits diesen Namen "Wolfsreiterin" oder "Wolfskriegerin" gemacht. Eine Frau auf einem schwarzen Wolf, welche zahlreiche Dörfer bereits gegen Orks verteidigt hatte. Eine Elbin, welche plötzlich auftauche, und schnell wieder verschwand. Ihr Gesicht kannte man nicht, doch man erkannte sie immer an ihrem Wolf.
"Die Wolfsreiterin." hauchte Streicher überrascht. Der Halbwüchsige, welcher vorhin seinen Gefährten mit den Fäusten verteidigen wollte, trat nervös auf mich zu.
"Habt Ihr wirklich gegen eine ganze Orkarmee gekämpft? Alleine mit Eurem Wolf?" fragte er begeistert, seine Augen funkelten. Leise lachte ich, viele sagten, es würde wie das klingeln von Glöckchen klingen.
"Ihr solltet euch ausruhen, kleine Hobbits. Wir müssen morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen." fuhr Streicher dazwischen und scheuchte die Vier ins Bett. Hobbits? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Draußen schnaubten Pferde, der Regen hatte aufgehört und ihre Hufe plätscherten in den Pfützen. Wieder hörten wir dieses Kreischen, diesmal klang es verärgert und wütend und die Hobbits zuckten zusammen.
"Ruhig." flüsterte ich ihnen sanft zu. Streicher hatte sich an den Tisch gesetzt und beobachtete mich aus Augenschlitzen. Ich lauschte, die Nazgûl ritten aufgebracht davon. Leise stieß ich den Atem aus und wandte mich an die vier Hobbits.
"Sie sind weg." verkündete ich leise und sah sie an. "Wo kommt Ihr her? Ich habe noch nie etwas von Hobbits gehört."
"Mein Name ist Peregrin Tuk, oder auch Pippin. Das ist mein Vetter Meriadoc Brandybock, kurz, Merry." sprach ein aufgeweckter Hobbit. Sein Vetter Merry stieß ihn in die Seite und zischte ihn an.
"Ich bin Samweis Gamdschie." erklärte der blonde Lockenkopf, welcher den dunkelhaarigen mit bloßen Fäusten verteidigen wollte. "Das ist Herr Frodo. Wir leben im Auenland, genau genommen in Hobbingen." fügte er mit einer Handbewegung zu dem braunhaarigen hinzu.
"Mein Name ist Keona, mein Wolf Cion ist gerade draußen in der Scheune." Mit großen Augen sahen mich Sam, Pippin und Merry an. Frodo schien seinen Gedanken nachzuhängen.
"Ihr solltet Euch ausruhen, meine Herren." schimpfte ich die Vier belustigt und setzte mich zu Streicher an den Tisch.
"Also, Keona." flüsterte der Mann und sah kurz zu den Hobbits, ob sie auch schliefen. "Ich bin Aragorn. Gandalf hat mich seiner statt hierher geschickt und meinte auch, ich würde hier einer Elbin begegnen."
"Aragorn? Arathorn's Sohn? Isildur's Erbe und rechtmäßiger König von Gondor?" fragte ich etwas ehrfürchtig und neigte meinen Kopf vor ihm. Leise lachte er, nahm mein Kinn in die Hand und hob meinen Kopf an.
"Ihr braucht Euch nicht zu verneigen, Keona." lächelte er mich an. Ein Schnarchen ließ uns herumfahren und wir sahen, dass Pippin für dieses Geräusch verantwortlich war.
"Also, Keona. Wie ist es zur Wolfsreiterin gekommen?" fragte Aragorn, Interesse blitzte in seinen grauen Augen auf. Ich senkte meinen Kopf und starrte auf meine Hände.
"Als ich eine Jugendliche war bin ich abgehauen. Ich war sowieso eine Waise. Ich reiste herum und fand ein junges Wolfskind, welches von seiner Mutter verstoßen wurde. Cion und ich trainierten viel zusammen und als er ausgewachsen war, wurde er zu meinem Reittier. Zusammen sind wir durch ganz Eriador geritten und haben Dörfern vor den Orks verteidigt." erzählte ich leise. Vor dem Fenster hörte ich ein winseln, stand auf und öffnete dieses. Cion saß davor, die rosa Zunge hing aus dem Maul, die Schnauze war voller Blut. Er stellte seine großen Pfoten auf den Fenstersims und hechelte, während er seinen Kopf durch das Fenster streckte.
"Hast du dir etwas zu fressen besorgt?" fragte ich grinsend und kraulte seine Ohren. Aragorn trat langsam zu mir, Cion knurrte leise, doch der Mann hielt dem Wolf einfach die Hand hin. Neugierig schnupperte Cion daran und schleckte sie ab.
"Sieht aus, als würde er Euch mögen." Aragorn kraulte den Wolf und lächelte mich an.
"Was für eine Ehre." sagte er. Die ersten Sonnenstrahlen erhoben sich hinter den Hügeln, der Himmel färbte sich blassrosa.
"Aufwachen, werte Hobbits." sagte Aragorn und weckte die vier Halblinge. Müde streckten sie sich, standen auf und warfen die Umhänge um. Schnell aßen wir unten in der Gaststätte ein kleines Frühstück.
"Keona? Dürften wir Euren Wolf streicheln?" fragte Pippin mit großen Augen, als wir vor die Gaststätte traten und ich Cion pfiff. Mit heraushängender Zunge kam Cion angetrottet, legte sich vor mich auf den Rücken und ich kraulte seinen Bauch.
"Haltet ihm vorher die Hand hin, Pippin." sagte ich zu ihm. Cion setzte sich auf, neigte den Kopf und sah interessiert zu dem Hobbit. Pippin hielt zögernd die Hand hin und Cion beugte sich nach unten und schnupperte. Wie bei Aragorn in der Nacht leckte er diese ab.
"Kommt. Wir sollten aufbrechen." sprach Aragorn und übergab Sam die Zügel seines Ponys. Sam sah ehrfürchtig zu Cion hoch. Wir setzten uns in Bewegung und verließen das Dorf. Still marschierten wir in die Wälder hinein. Aragorn lief vorne, die Hobbits mittig mit Lutz, dem Pony. Cion und ich liefen hinten, stehts auf Gefahren bedacht. Ich marschierte nach vorne und ging neben Sam und Pippin.
"Euer Wolf scheint ein treuer Begleiter zu sein. Wie hat sich Eure Freundschaft entwickelt?" fragte Sam neugierig und bewundernd. Leise lachte ich und streichelte Cion kurz, ehe er nach vorne zu Aragorn rannte, um die Gegend auszukundschaften.
"Ich habe Cion als Wolfskind gefunden. Er war verletzt und verstoßen worden und ich nahm ihn an mich, um ihn gesund zu pflegen. Eines Nacht überfielen uns Orks und er rettete mir das Leben. Seither weicht er mir nicht mehr von der Seite. Wenn ich schlafe, bleibt er wach und beschützt mich. Sozusagen haben wir uns gegenseitig das Leben gerettet." erzählte ich dem blonden Hobbit. Es wurde bereits wieder dunkel, als wir an einen Hügel mit einer Ruine ankamen.
"Amon Sûl." hauchte ich leise und blieb neben Aragorn stehen. Es war unvorstellbar, hier zu sein. Auch wenn es nur noch eine Ruine eines Aussichtspunktes war, so war es doch ein beeindruckender Ort.
"Wir sollten hier heute Nacht lagern." verkündete Aragorn. Ich deutete Cion, vorauszulaufen und nachzuschauen, ob Gefahr drohte. Aragorn und ich marschierten los, die Hobbits hinter uns.
"Wo müssen wir überhaupt hin?" fragte ich schnaufend über unseren Aufstieg zur Wetterspitze.
"Nach Bruchtal. Dort soll entschieden werden, was mit dem Einen Ring geschehen soll." erklärte mir Aragorn. Wir hatten die Spitze erreicht und Cion saß hechelnd da. Ich streichelte ihn, legte meine Waffen neben mich. Cion legte sich hinter mich und ich lehnte mich mit dem Rücken an seinen Bauch. Aus müden Augen beobachtete ich die Hobbits, schlief aber dann doch ein.Soooooo liebe Kampfpotatoes!!!! Kapitel 3 am Start 😘
Scar over and out 😘😘❤❤❤
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Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF]
Fanfic~Furchtlos und mutig, auch wenn sie dem Tod in die Augen sieht, kämpft sie Seite an Seite mit ihrem Wolf. Eine Elbin, so heißt es, welche erscheint, Dörfer und Städte von Orks befreit und so schnell verschwindet, wie sie gekommen ist. Niemand kennt...