Armee der Toten

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"Du willst also eine Armee der Toten um Hilfe bitten?" fragte ich überrascht, nachdem wir durch den Pass ritten. Ich ritt am Ende und ein kalter Wind kam auf. Zitternd setzte ich meine Kapuze auf und erkannte am Ende bereits einen Durchgang zu einer Höhle. Um den Eingang waren Totenköpfe in den Felsen eingebettet. Wir stiegen ab und sahen uns ein. Ein keuchen ertönte, als würde der Berg einatmen. Ängstlich stiegen die Pferde und rannten panisch davon. Über dem Eingang konnte ich einige Zeichen sehen.
"Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt von jenen, die tot sind und die Toten halten ihn." sagte ich leise. Wir sahen einander an.
"Ich fürchte mich nicht vor dem Tod." murrte Aragorn, nahm eine Fackel und betrat den Eingang. Mit ernstem und entschlossenen Gesicht folgte ich mit Cion.
"Elben gehen unter die Erde und ein Zwerg wagt es nicht?" hörte ich Gimli leise murren. Der Weg war schmal und dunkel, die Kälte schien in meine Knochen zu kriechen. Zitternd zog ich den Mantel enger, als ich fühlte, wie mir jemand einen zweiten Mantel über die Schultern legte. Aragorn sah mich entschuldigend an.
"Danke." flüsterte ich leise. Ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus und wir gingen weiter. Am Ende des Tunnels erstreckte sich eine leere Fläche aus. Am anderen Ende führten Treppen zu einem weiteren Tunnel.
"Wer betritt mein Reich!" erklang eine kalte Stimme, welche in der großen Halle hallte. Cion drängte sich dicht an mich und auf meine Gefährten rückten näher.
"Wir benötigen Krieger, welche an unserer Seite gegen die dunklen Schatten Mordor's kämpfen. Ihr habt einen Eid zu erfüllen." sprach Aragorn ruhig. Vor uns trat eine grüne, geisterhafte Gestalt aus den Schatten. Es war ein Skelettkönig und um uns herum tauchten immer mehr grüne Geister auf.
"Nur der König von Gondor darf mit Befehle erteilen." sprach erneut der Geist. Aragorn funkelte ihn an.
"Ich bin Aragorn, Arathorn's Sohn und Isildurs Erbe. Kämpft für mich und meine Freunde und ich sehe euren Eid als erfüllt an!" rief Aragorn und sah die Geister an. Ihre leeren Augenhöhlen sahen hoffnungslos und müde aus.
"Bitte! Wir brauchen Eure Hilfe!" flehte ich den Geist an und trat vor ihn, den Kopf demütig gesenkt. Ihre Blicke schossen zu mir.
"Wer seid Ihr?" fragte der König. Langsam und mit zitternden Händen schlug ich meine Kapuze zurück und sah ihn an.
"Mein Name ist Keona. Bekannt bin ich auch als 'Wolfsreiterin' und Elbenkönigin von Lothlórien und Ringträgerin im Weißen Rat. Ich bin Galadriels Tochter und eine Gefährtin von Aragorn." sprach ich. Interesse schien in den leeren Augenhöhlen des Geistes zu blitzen.
"Wieso sollten wir helfen? Isildur verfluchte uns und wir finden keine Ruhe. Und jetzt bittet uns die Wolfsreiterin um Hilfe? Nein, wir helfen euch nicht. Nur dem König von Gondor!" brüllte er gespenstisch und zog sein Schwert. Er wollte auf mich einschlagen, als Aragorn nach vorne sprang und den Schlag mit Andulin, Flamme des Westens, abblockte.
"Diese Klinge war zerbrochen!" rief der grüne Geist überrascht aus.
"Doch sie wurde erneuert!" gab Aragorn zurück und stieß ihn mit dem Schwert weg. In dem dämmrigen Licht, welches von den Geistern ausging und der Fackel sah Aragorn wie ein König, stolz und erhoben, aus. Mein Herz hämmerte schnell aus Angst, während ich zurück zu meinen Gefährten wich.
"Kämpft für mich und ich sehe Euren Eid als erfüllt an und ihr könnt ruhen." sagte Aragorn. Nachdenklich murmelte der Geist leise und nickte dann.
"Wir helfen euch." sagte er schließlich. Mit den Geistern im Nacken verließen wir die Halle durch den anderen Ausgang und gingen dort in unheimlicher Stille aus dem Berg hinaus.
"Geht es dir gut?" fragte Aragorn neben mir besorgt.
"Ja." gab ich knapp zurück. Doch der Schrecken saß noch in meinen Knochen und ich schauderte leicht. Als wir den Tunnel verließen, kamen wir an einen großen See. Aragorn blieb stehen und starrte über das Wasser.
"Wir müssen noch warten." sagte er. Über dem Wasser stieg die Sonne langsam auf und vertrieb mit ihrer Wärme den letzten Schrecken aus der Halle.
"Worauf?" fragte ich leise und erkannte weiter hinten Schiffe.
"Auf diese Korsaren dort. Gandalf hatte mich darum gebeten und ich denke, es war eine gute Idee von ihm." gestand er und lächelte. Ich nahm seinen Mantel von meinen Schultern und gab ihn ihm zurück. Schnell legte er ihn an und die Schiffe wurden immer größer, je näher sie kamen.
"Kannst du vielleicht einen Gedankenfetzen von Theoden oder Gandalf ausmachen?" fragte Legolas, Sorge belegte seine Stimme. Mit einem Nicken schloss ich meine Augen und strengte mich an. Ich konzentrierte mich auf Theoden und konnte Schlachtgeräusche und ein unheimliches Horn hören. Sein Blick wendete von der weißen Stadt und sah Olifanten. Sofort riss ich die Augen auf und sah ängstlich zu Aragorn.
"Wir müssen schnell zu ihnen!"

Wolfsreiterin - neue Gefährtin [HdR-FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt