34. Fluchtversuche

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Ich blinzelte. Helles Licht blendete mich. Ich schloss meine Augen wieder. Kurz darauf versuchte ich es erneut. Wo war ich? Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und ich konnte einen Raum erkennen. War ich tot? Ich setzte mich auf und ein heftiges Pochen fuhr durch meinen Kopf. Gut, ich weilte also noch unter den Lebenden. Allerdings wusste ich noch immer nicht, wo ich war.
Ich setzte mich auf und rieb mir die pochenden Schläfen. Verdammt! Ich seufzte und versuchte, mich zu konzentrieren. Irgendwo musste es ja Hinweise darauf geben, wo genau ich mich befand. Jemand hatte mich in ein Himmelbett gelegt. Es war komplett weiß, so wie der Rest des Zimmers. Die Wände, der Boden, die Fenster, die Türen, der Schrank, einfach alles war weiß. Ich war das einzige bisschen Farbe in diesem Raum.
Vorsichtig stand ich nun auf. Als ich sicher war, das meine Beine mich trugen, ging ich leise durch den Raum. Man hatte mir die Schuhe ausgezogen und ich trug ein fremdartiges weißes Gewand. Ich fuhr mir durch die Haare und musste feststellen, dass sie wieder ihren Ursprungston hatten. Und ich konnte nicht sagen, ob man noch etwas mit mir gemacht hatte, während ich ohnmächtig war. Verdammt!
Ein ungutes Gefühl beschlich mich und panisch fuhr ich mir an den Hals, bis ich ein kleines metallisches Band ertastete. Erleichtert atmete ich auf. Das Medaillon war noch da. Ich schüttelte die Gedanken, dass derjenige, der mich umgezogen hatte, auch sonst etwas mit mir hatte anstellen können, ab.
Ich musste mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren: Wo war ich hier? Ich war nicht gefesselt, also wäre es doch möglich, dass mich vielleicht jemand gerettet hatte. Zögerlich schritt ich zu der Fensterfront und zog die weißen Vorhänge zur Seite. Durch das Fenster hatte ich Aussicht auf einen Innenhof. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wo sich dieser befinden konnte. Ich wusste nur, dass ich noch in UEC war, da ich statt einem Himmel Felswand sah.
Okay, es gab noch zwei Türen. Mit klopfendem Herzen ging ich auf die Erste zu. Bitte, sie musste offen sein! Pustekuchen! Sie war verschlossen! Aber es gab noch eine zweite Tür. Vielleich führte die eine ja nur in einen Abstellraum, den ich nicht sehen sollte. Oder... Mir fiel keine andere Ausrede ein. Ich atmete tief durch und versuchte dann, die andere Tür zu öffnen.
Ich glaubte nicht daran, doch sie war tatsächlich offen. Allerdings führte sie nur in ein Bad. Ein Bad, das ebenfalls komplett weiß eingerichtet war. Irgendwie musste ich hier rauskommen! Wo auch immer ich war, wenn man mich gerettet hätte, hätte man mich sicherlich nicht eingesperrt. Demzufolge musste ich mich noch bei meinem Vater befinden. Und jetzt war ich allein. Wenn ich eine Chance hatte zu entkommen, dann jetzt.
Durch die Tür führte kein Weg, doch vielleicht kam ich durch das Fenster nach draußen! Schnell zog ich die Vorhänge komplett zur Seite und suchte nach einem Griff. Der Hof war leer, mich würde also auch keiner sehen. Ich versuchte, das Fenster zu öffnen, doch auch das war abgeschlossen. Ich musste hier raus! Und ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb.
So schnell ich konnte, durchsuchte ich das wenige Mobiliar in dem Zimmer nach irgendetwas, womit ich das Fenster einschlagen konnte, doch es gab rein gar nichts! Ich zögerte, doch letztendlich schlug ich mit der Hand auf die Scheibe ein. Sie zersprang. Meine Hand brannte und heißes Blut tropfte auf den weißen Teppich. Entgegen meinem Willen zitterte ich. Ich hatte keine Zeit für Angst, ich musste hier raus!
So gut ich konnte entfernte ich noch weitere Scherben, bis das Loch groß genug war, dass ich hinausklettern konnte. Doch das Zimmer war nicht im Erdgeschoss. Kurzerhand riss ich eine Seite des Vorhangs ab und knotete sie an die noch Vorhandene. Hoffentlich hielt die Konstruktion. Sie war nicht annähernd lang genug. Ich hoffte, dass sie lang genug war, dass ich den Rest springen konnte.
Vorsichtig kletterte ich durch das Fenster. Trotzdem schnitt ich mich immer wieder an den scharfen Scherben. Doch ich ließ mich nicht aufhalten. Ich musste hier weg! Zunächst hielt ich mich noch am Fenster fest und ließ mich langsam hinab, dann griff ich erst nach dem Vorhang.
Blöderweise gab es nichts, woran ich mit den Füßen halt finden konnte, deshalb musste ich mich komplett mit meinen Händen halten. Noch hielt ich mich mit einer Hand am Fenster fest, vorsichtig ließ ich los und griff auch mit der anderen Hand den Vorhang. Er hielt! So vorsichtig ich konnte, ließ ich mich ein Stückchen hinab, als ein Ruck durch den Vorhang ging und er nach oben gezogen wurde. Verdammt! Jemand musste mein Verschwinden bemerkt haben!

Malina und AnnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt