69. Weiß ist die Farbe der Unschuld

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Wir unterhielten uns noch lange und kamen zu dem Schluss, dass es schon eine Weile her war, seit Calina vergiftet wurde. Wir hatten schon vor Wochen beobachtet, dass Calina abgeschlagen aussah. Allerdings hatten wir es damals auf den Stress geschoben, da sie immer noch UEC aufgebaut hatte.
Damit fiel Lucas als Verdächtiger weg. Doch wer sollte es sonst getan haben? Es musste jemand im Schloss gewesen sein! Was jedoch noch wichtiger war, war das Gift zu finden. Wir brauchten einen Hinweis darauf, welches Gift verwendet wurde, damit Raila Calina helfen konnte. Ich wusste nur nicht, wo wir anfangen sollten.
Jeder im Schloss war ein potenzieller Verdächtiger. Wir konnten niemandem mehr vertrauen. Dass wir keinen Hauptverdächtigen hatten, machte es uns noch schwerer, einen Anfang zu finden.

„Okay, wie könnte man sie am ehesten vergiftet haben?", fragte Caleb in dem Versuch, zumindest irgendwie anzufangen.
„Normalerweise wirkt die Blume, an die ich denke, wie eine Brennnessel. Am ehesten könnte man sie also durch das Essen vergiften."
„Damit können wir anfangen!", rief ich und sprang auf.
Raila hielt mich zurück. „Bevor wir etwas überstürzen. Es ist wichtig, dass niemand etwas davon erfährt, was wir besprechen. Wir wissen nicht, wer das getan hat und wollen ihm nicht unbewusst helfen. Das heißt, wir müssen so vorsichtig und so unauffällig wie möglich ermitteln. Was noch wichtig ist, dass wir zunächst niemanden beschuldigen. Es könnte jeder sein, der noch von Camerons Ansichten überzeugt ist. Unsere Priorität ist, das Gift zu finden und Calina zu retten. Den Schuldigen können wir dann immer noch finden."
Ich nickte. „Caleb, gehen wir dann zuerst in die Küche?"
Er kratzte sich am Kopf. „Sind da nicht momentan Leute? Es würde Verdacht erregen, wenn wir da plötzlich alles durchsuchen."
„Wir schaffen das bestimmt auch unauffällig. Wir sind doch ein gutes Team. Du musst nur mitspielen." Ich grinste ihn an.

Kurze Zeit später standen wir vor der Küchentür. Von drinnen hörte ich Stimmen. Caleb hatte Recht, wir mussten auf jeden Fall vorsichtig sein. Ich klopfte an und eine junge Köchin öffnete. „Hey, ihr beide. Was kann ich für euch tun? Ein spätes Frühstück, da ihr das eigentliche Frühstück verpasst habt?"
Ich grinste schulbewusst, wich ihrem Blick aus und drückte mich dann etwas enger an Caleb. „Ja, wir waren... beschäftigt." Ich sah zu ihm hoch, bis sich unsere Blicke trafen und kicherte dann.
Caleb legte seinen Arm um mich. „Wir hatten eigentlich daran gedacht, das verpasste Frühstück als Gelegenheit zu nutzen, uns ein paar Kleinigkeiten zu schnappen und ein Picknick am Strand zu machen."
Die Köchin sah von mir zu Caleb und lächelte dann. „Ich kann euch einen Korb zusammenpacken."
„Uh!", aufgeregt sprang ich in die Luft. „Können wir bitte helfen?"
Sie lachte. „Aber klar, kommt rein!"

In der Küche befanden sich noch eine weitere Frau und ein Mann. „Es ist so leer hier", stellte ich fest. „Macht ihr das Essen nur zu dritt?"
Die Köchin schüttelte den Kopf. „Aber noch ist es früh am Tag. Die restlichen Angestellten kommen normalerweise später. Wir drei sind die einzigen Köche, die auch hier im Schloss wohnen. Deshalb sind wir auch meistens hier, planen das Essen und sehen, was wir noch auf Vorrat haben."
„Hat meine Mutter alle Angestellten selbst eingestellt?", fragte ich.
Die Köchin schüttelte wieder den Kopf. „Nur wenige hat tatsächlich deine Mutter eingestellt. Sie hat mir die Erlaubnis erteilt, neue Leute einzustellen und andere zu feuern. Apropos, wie geht es Calina denn? Ich habe Gerüchte gehört."
Es fiel mir schwer, meine Maske aufrechtzuerhalten und nicht wieder in Tränen auszubrechen.
„Es geht ihr schon besser", antwortete Caleb für mich. „Wahrscheinlich war es nur die Anstrengung der letzten Tage. Trotzdem wird sie sich in den nächsten Tagen noch ausruhen."
Die Köchin lächelte. „Gut zu hören, dass es nichts Ernstes ist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Obwohl ich hier arbeite, kann man sich nie sicher sein, was nur Gerüchte sind und was wirklich vor sich geht. Wisst ihr beiden denn schon, was ihr mitnehmen wollt?"
„Nicht genau. Ich hatte vor einzupacken, worauf ich Lust habe, wenn ich es sehe." Ich lachte. „Wenn Sie möchten, können Sie und ihre Kollegen eine kleine Pause machen, damit Caleb und ich uns etwas aussuchen können. Wenn sie verstehen, was ich meine." Ich grinste verschwörerisch, woraufhin die Köchin lachte.
„Ich verstehe schon. Wir werden dann mal eine Runde im Park drehen. Falls ihr etwas braucht, könnt ihr gerne kommen und fragen. Viel Spaß dann noch." Sie war schon im Begriff, die Küche mit ihren Kollegen zu verlassen, als sie sich noch einmal umdrehte. „Ach ja, sagt bitte Bescheid, wenn ihr geht. Ich habe es lieber, wenn jemand in der Küche ist und sie nicht ganz unbewacht ist."
Caleb nickte. „Das werden wir."
Damit verschwand sie endgültig und Caleb und ich blieben allein zurück.

Malina und AnnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt