68. Theorien

10 2 0
                                    

Ich stürmte aus dem Zimmer, auf der Suche nach Lucas. Dafür würde er bezahlen! Ich fand ihn mit Caleb und Alicia im Speisesaal beim Frühstück. Wütend stürmte ich auf ihn zu, stieß seinen Stuhl nach hinten. Er fiel zu Boden. Caleb sprang auf und kam zu mir. „Malina, was...?"
„Du bist schuld!", schrie ich Lucas an. „Was haben wir dir getan, dass du so etwas tun konntest?!"
Ich trat nach ihm, doch Caleb zog mich zurück.
„Ich weiß nicht, wovon du redest! Was ist meine Schuld?" Schützend hielt Lucas die Hände vor seinen Körper, blieb aber auf dem Boden liegen.
„Du hast sie vergiftet! Und das weißt du ganz genau! Ich will, dass du mir sagst, wie du das gemacht hast! Sag es mir!"
Nun rappelte Lucas sich auf. „Ich schwöre, damit habe ich nichts zu tun!"
„Mir kannst du nichts vormachen." Wieder wollte ich auf ihn losgehen. Die Wut überkam mich einfach. Doch Caleb ließ mich nicht.
„Malina, beruhig dich", flüsterte er.
Ich riss mich von ihm los. „Erst wenn er mir eine Antwort gegeben hat!" Sobald ich mich aus Calebs Griff befreit hatte, stürmte ich vorwärts und stieß Lucas zurück. Er war schuld daran, sollte Calina sterben!
„Ich habe nichts getan! Wieso sollte ich? Außerdem wäre das ziemlich dämlich, da der Verdacht doch sofort auf mich fallen würde!"
„Sie ist erst krank geworden, nachdem du hier aufgetaucht bist!"
„Ich bin der perfekte Sündenbock. Und du fällst darauf rein."

Plötzlich wurde ich hochgehoben und aus dem Raum getragen. Ich wehrte mich, doch Caleb ließ mich nicht los. Erst im Gang setzte er mich ab.
„Was sollte das?!", keifte ich ihn an.
„Ich halte dich von noch mehr Dummheiten ab."
Ich wollte zurück in den Speisesaal rennen, doch Caleb hielt mich fest. „Malina, hör auf. Du richtest mehr Schaden an, als dass du Probleme löst, wenn du in diesem Zustand wieder auf Lucas losgehst, glaub mir. Wir gehen jetzt zu Calina und reden mit der Frau von gestern. In der Zwischenzeit beruhigst du dich wieder."
Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich blinzelte sie weg. Ich wagte es nicht, Caleb anzusehen. „Was ist gestern Abend noch so passiert? Es ist alles so verschwommen."

Caleb legte einen Arm um mich und zog mich an sich. Langsam machten wir uns auf den Weg zu Calinas Zimmer. „Nachdem Calina zusammengebrochen ist, wollte ich einen Arzt rufen. Plötzlich stand jedoch diese Frau vor der Tür und behauptete, du hättest sie gerufen. Ich wollte ihr zunächst nicht glauben, da ich aber auch keine andere Lösung hatte, ließ ich sie zu euch. Mich hast du übrigens ordentlich erwischt." Er lachte. „Naja, jedenfalls habe ich aus deiner Reaktion geschlossen, dass du sie tatsächlich kanntest. Ich habe dann deinen Tee geholt und dich ins Bett gebracht und du bist ziemlich schnell eingeschlafen. Calina wurde in der Zwischenzeit in ihr Zimmer gebracht, zu dem Zeitpunkt konnte die Frau aber noch nichts sagen. Wie heiß sie eigentlich?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung."
„Aber du hast sie hergeholt."
„Erinnerst du dich an Calinas Rätsel? Wohin es geführt hätte?"
„Warte, das ist die Hilfe, von der sie gesprochen hatte?"
Ich nickte. „Sie hat mir gezeigt, wo ich das Gerät finde und gestern habe ich es benutzt. Aber ein Name ist nie gefallen." Plötzlich fiel mir ein, was sie gesagt hatte. „Oh nein."
„Was ist los?" Besorgt sah Caleb mich an.
„Ich sollte nicht sagen, dass Calina vergiftet wurde." Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Caleb strich mir über den Arm. „Schon in Ordnung. Sowas kann passieren."
„Aber damit habe ich unseren Vorteil verspielt. Nun weiß der Täter, was wir wissen!"
„Malina, deine Reaktion war nur menschlich. Es ist alles in Ordnung. Niemand wird dir das verübeln."
„Wenn meine Mutter stirbt, ist das meine Schuld!" Mein Hals fühlte sich plötzlich eng an. Ich bekam keine Luft mehr!
„Malina, atme tief durch!"
Meine Beine fühlten sich weich an, mir wurde schlecht.
„Malina, sieh mich an. Beruhig dich!"
Ich spürte, wie Caleb mein Kinn sanft nach oben drückte, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. Tatsächlich wurde ich bei seinem Anblick ein bisschen ruhiger. Dann zog er mich an sich und ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. „Denkst du, sie wird je wieder gesund?", nuschelte ich.
„Ganz sicher. Wir dürfen nicht vom Schlimmsten ausgehen. Pass auf, was hältst du davon, wenn wir zusammen in die Stadt fahren und uns ein Frühstück vom Bäcker holen. Zudem etwas für morgen und für Calina und die Ärztin. Denn ich kann das Essen hier nicht mehr essen. Und wenn wir uns dann etwas beruhigt haben, reden wir mit klarem Kopf über die ganze Situation und schmieden einen Plan."
Ich löste mich von Caleb und wich seinem Blick aus. „Ich würde eigentlich lieber hier bleiben. Wer weiß, was noch passiert?"
Caleb strich mir über den Rücken. „Hier können wir momentan gar nichts tun. Ich verstehe, dass du bei deiner Mutter sein möchtest, aber was anderes, als an ihrem Bett zu sitzen, könntest du auch nicht tun. Sie ist in besten Händen."
Ich seufzte. „Woher wissen wir das eigentlich?"
„Du hast sie doch erkannt, oder nicht? Und Calina hat ihr vertraut."
„Was, wenn ich mich getäuscht habe. Ich hab nie ihr Gesicht gesehen oder so. Einzig an der Stimme hab ich sie erkannt."
Caleb lächelte. „Siehst du! Und ich glaube nicht, dass du dich bei etwas so Wichtigem getäuscht hättest. Lass uns gehen."

Malina und AnnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt