40. Hoffnung

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Deprimiert saß ich auf meinem Bett, als Karin eintrat. Sie schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann zu mir aufs Bett.
„Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt.
„Passt schon. Sag mir bitte, dass du einen Weg gefunden hast, Anna und Caleb zu befreien."
Karin lächelte. „Das habe ich tatsächlich."
Meine Laune änderte sich schlagartig und ich musste grinsen. „Wann kann es losgehen?"
„Morgen Abend. Und wir könnten deine Hilfe gebrauchen."
„Was kann ich tun?"
„Du musst ein Ablenkungsmanöver starten. Sorg für so viel Ablenkung wie nur möglich und bring die Wachen zum Schwitzen. Ich weiß, es ist riskant, aber wenn wir erfolgreich sind, kann deinen Freunden nichts passieren."
Ja, falls sie erfolgreich waren. Ich fragte mich wieso ich Karin plötzlich so einfach vertraut hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück. Also nickte ich. „Ich gebe mein Bestes. Allerdings weiß ich nicht, wie lange ich sie beschäftigen kann."
„Ach, ein wenig Chaos reicht schon. Wir kümmern uns um den Rest."
„Danke, Karin. Ich weiß nicht, wie ich dir jemals genug Danken kann, wenn du es tatsächlich schaffst, sie zu befreien!"
„Besieg einfach deinen Vater – und lass dich nicht umbringen." Sie zwinkerte mir zu. „Ich muss auch langsam wieder gehen."
Ich nickte. „Also, morgen um Punkt sechs Uhr werde ich das Ablenkungsmanöver starten. Viel Glück."
„Danke, dir auch. Wir werden uns wahrscheinlich nicht noch einmal sehen. Also..."
„Wir werden uns wiedersehen."
Damit zog Karin mich in eine Umarmung. „Pass auf dich auf."
„Du auch. Und lasst euch nicht schnappen."
Karin lächelte. „Hatten wir nicht vor." Dann ging sie wirklich.

Die Zeit bis zu meinem kleinen Auftritt verbrachte ich größtenteils auf meinem Zimmer. Mein Vater durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Ich glaubte, dies war mir gelungen. Die Wachen hatten sicherlich von der Auseinandersetzung in der Zelle berichtet. Vielleicht glaubte er ja, ich sei deprimiert. Wie dem auch sei, mir sollte es recht sein.

Pünktlich zum Abendessen wurde ich von einer Wache abgeholt. Kurz vor sechs saß ich mit meinem Vater am Esstisch und bekam kaum einen Bissen runter. Ich war froh, dass ich sitzen konnte, sonst hätten meine Beine sicherlich angefangen zu zittern.
„Malina, du bist so still. Was ist los?"
„Ich vermisse meine Freunde. Ist das etwa verboten?"
„Du hast sie gestern erst gesehen. Und morgen siehst du sie wieder."
Gut, er ahnte nichts von dem Ausbruchsversuch. „Deine Wachen haben uns ganze zwanzig Minuten gestrichen!"
„Es gab sicherlich einen guten Grund dafür."
„Den gab es nicht!"
„Du weißt, dass dir die Besuche bei verdächtigen Handlungen gestrichen werden."
„Wir haben gar nichts getan! Wir haben friedlich auf Annas Bett gesessen und uns unterhalten! Du hast gegen unsere Abmachung verstoßen und mir die Stunde gekürzt!"
„Ursprünglich durftest du sie nur einmal die Woche sehen."
„Aber du hast diese Regelung selbst geändert und dagegen verstoßen, während ich mich daran gehalten habe."
Cameron seufzte. „Ich rede mal mit den zuständigen Wachen. In Ordnung?"
Ich hörte den Glockenschlag einer Standuhr. Es war sechs Uhr. Es war soweit. Mein Magen verkrampfte sich vor Nervosität. Jetzt kam es auf mich an.

„Nichts ist in Ordnung! Wie soll ich dir vertrauen können, wenn ich mich nicht auf dein Wort verlassen kann?!" Ich sprang auf.
„Malina, setzt dich wieder hin. Wie gesagt, ich werde einmal mit den zuständigen Wachen reden. Außerdem waren es nur zwanzig Minuten." Cameron war sichtlich genervt, sah aber noch nicht sonderlich verängstigt aus. Er musste die Wachen rufen!
„Diese zwanzig Minuten können sehr viel Zeit sein, wenn man gefangen ist!" Ich griff das Messer, das eigentlich mein Besteck war und warf damit nach Cameron.
„Malina, beruhige dich sofort wieder oder ich rufe die Wachen!"
„Mach doch, du Lügner!" Ich riss die Tischdecke vom Tisch, woraufhin das Geschirr zu Boden fiel und in tausend Scherben zersprang.
„Wachen!", schrie mein Vater. Er handelte genau so, wie ich es wollte. Es dauerte einen Moment, dann stürmten die Wachen in den Speisesaal, während mein Vater sich verdrückte. Ich griff nach einer größeren Scherbe auf dem Boden und ignorierte den Schmerz in meinem Fuß. Das war für Anna und Caleb und ich würde alles geben! Karins Plan würde nicht an mir scheitern.
„Das wird Konsequenzen haben, Malina!", hörte ich mein Vater schreien, doch ich ignorierte ihn.

Malina und AnnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt