Kapitel 15

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Luna:

Zwei Tage waren seit dem Treffen mit Matteo vergangen. Niemals hätte ich gedacht dass wir uns so gut verstehen würden. Er war so anders als erwartet. Klar, er war irgendwo immernoch eingebildet, aber nicht auf eine arrogante Art sondern auf eine Lustige. Auch dass wir so viel gemeinsam haben hätte ich nicht erwartet.
Was wäre wohl passiert wenn unsere Clane nicht zerstritten wären? Wären wir dann vielleicht von klein auf beste Freunde?

Inzwischen war es Montag. Juhu, Schule... Ich allerdings lag noch friedlich in meinem Bett und träumte vom skaten. In meinem Traum fuhr ich auf der Skatebahn im Roller. Ich war allein. Das altbekannte Gefühl der Freiheit durchflutete mich beim ausüben verschiedenster Figuren, bis auf einmal eine leise, sanfte Melodie erklang. Aprupt blieb ich stehen.

Dann spürte ich auf einmal zwei Hände von hinten. Sie hielten meine Taillie und hoben mich in die Luft. Ich wurde in der Luft gedreht und wieder abgesetzt. Überrascht wollte ich mich umdrehen und sehen wer es war, doch ich konnte nichts erkennen. Immer wenn ich mich zu der Person umdrehte sah ich sie nur verschwommen. Die unbekannten Hände wanderten zu meinen und hielten sie.

Der Besitzer fuhr immernoch hinter mir. Eigentlich sollte ich Angst haben, doch dem war nicht so. Die Berührung seiner Hände beruhigten mich. Ich vertraute dem Unbekannten voll und ganz. Nach vergeblichen Versuchen ihn zu sehen gab ich es auf, schloss die Augen und gab mich dem Tanzen hin.

Gerade wollte ich mit ihm eine schwere Figur üben, da stoppte die Musik auf einmal. Augenblicklich ließen mich die Hände los. Die eingekehrte Ruhe in mir wich und ich riss erschrocken die Augen auf. Wo war er? Da rief jemand laut: "Luna! Luna!Aufwachen!"

Verschlafen öffnete ich meine Augen und erkannte mein Zimmer. Es war nur ein Traum. Nur ein Traum... als nächstes erblickte ich Gastons Gesicht, welches direkt über meinem hing. "Luuuna!" wiederholte er. "Aufstehen! Jetzt!" Grummelnd grub ich mich tiefer in die Decke. Ich wollte nicht aufstehen. Nicht am Montag. Nicht nach diesem Traum...

"Luna..." kam es bedrohlich von meinem Bruder. "Zwing mich nicht einen Wassereimer zu holen!" Erschrocken riss ich die Augen auf und richtete mich auf. "Wehe!" Boshaft grinste er mich an. Ich wusste ganz genau dass er dazu fähig war. Schnell sprang ich aus dem Bett und rannte ins Bad.

Beim Zähneputzen rief ich (mit Zahnpastaschaum im Mund): "Gaschton? Isch komm heute schpäter. Jim und Yam geben mir Naschhilfe in Mathe..." Dabei hatte ich meinen Spiegel angespuckt, aber Gaston hatte mich verstanden. "Okay. Aber hast du nicht gesagt dass du es bei ihnen auch nicht verstehst?"

"Ähm... Ja, aber wir wollen es nochmal versuchen..." murmelte ich. Ich konnte ihm ja schlecht sagen dass mir ein Balsano jetzt Nachhilfe geben würde...

~Im Auto~

Gerade schrieb ich in unseren Gruppenchat dass wir gleich da waren. Dann sah ich aus dem Fenster die vorbeiziehende Landschaft an. Bis ich das Spiegelbild von mir selbst wahrnahm. Im Hintergrund sah ich meinen Bruder. Er sah traurig aus. Fragend drehte ich mich zu ihm um. "Was ist denn los? Du hast was, das seh ich doch..."

Zögernd sah er zu mir. "Es ist nichts... nur... Das Mädchen auf dem Ball. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wahrscheinlich hälst du mich für verrückt, ich weiß ja nicht mal ihren Namen..." "Nein! Nein Gaston, ich halte dich nicht für verrückt. Ich finde das schön! Irgendwie romantisch..." grinste ich, hatte aber im Hinterkopf dass mein Bruder möglicherweise dabei war sich in einen unserer Feinde zu verlieben. Also in einen Feind der Valentes, meine ich. Ich selbst hatte nichts gegen Nina.

Für mich wäre das kein Problem, ich hatte mittlerweile verstanden dass nicht alle Balsanos so...streitsüchtig waren. Aber für meinen Vater, für ganz Buenos Aires war es ein Problem. "Es hat eh keinen Sinn, wahrscheinlich sehe ich sie niemals wieder."
"Sag sowas nicht! Ich..." stoppte ich. Ich stand zwischen zwei Seiten.

Auf keinen Fall wollte ich meinen Bruder in Schwierigkeiten bringen. Aber ihn so traurig zu sehen brach mir das Herz. Er war immer für mich da, also musste ich auch mal für ihn da sein. Selbst wenn das hieß dass ich unvernünftig handeln musste. "...Ich werde alles tun was ich kann, um dein Mädchen zu finden. Das verspreche ich dir." Lächelte ich ihn an und nahm seine Hand.

Nun lächelte er auch. "Danke Luna."
Schon waren wir an der Schule angekommen.

~nach Schulschluss~

Es klingelte. So langsam es ging packte ich meine Sachen zusammen, um später möglichst wenig Schülern zu begegnen. Schließlich waren fast keine Schüler mehr im Schulhaus. Erleichtert lief ich aus dem Zimmer in den Gang. Dort stieß ich mit jemandem zusammen.

"Oh, tut mir Leid... Luna? Was machst du noch hier, Jim und Yam sind schon lange draußen." wunderte sich Gaston. Mist! "Ja... Achso? Deshalb hab ich sie nicht gefunden... Ich hab sie gesucht, aber danke, jetzt weiß ich ja wo sie sind. Danke Bruderherz, bis später!" Mit einem Wangenkuss verabschiedete ich mich schnell und lief Richtung Ausgang.

Matteo und ich hatten ausgemacht uns hinter der Schule zu treffen. Als ich dort ankam stand Matteo schon da. "Pünktlichkeit ist keine deiner Stärken, oder?" meinte er lachend. Ich zuckte mit den Schultern :" War nicht einfach unentdeckt hierher zu schleichen. Wollen wir?" Er nickte.

Also lief ich los. "Ähm Lieferfee?" Fragend drehte ich mich um. "Wo willst du denn hin?" "Na zum Jam&Roller..." meinte ich verwirrt. Sarkastisch antwortete er: "Ohhh, gute Idee! Dort können wir allen erzählen wie gut wir jetzt befreundet sind!" Ups. Ich hatte vergessen dass dort ja auch all unsere Freunde waren.

"Und wo sollen wir stattdessen hin?" fragte ich ratlos. Der Snob deutete in die andere Richtung. "Zur Plaza?" Die Plaza war ein großer Platz mit vielen Bänken und ein paar Bäumen. "Gute Idee!" meinte ich begeistert und marschierte in die Richtung, Matteo neben mir. Nach ein paar Metern spürte ich wie er von der Seite einen Arm um mich legte. Es fühlte sich gut an. Aber auch komisch. Das verwirrte mich.

War es denn richtig? Taten Freunde sowas? Oder war das schon mehr? Steigerte ich mich da in etwas rein? Vermutlich. Außerdem genoss ich die Berührung auch irgendwie. Nein, tust du nicht! Krieg dich wieder ein! Schnell schüttelte ich meinen Kopf um die Gedanken zu vergessen.
Dann schlenderten wir fröhlich zur Plaza.

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt